Der Ort vom Bild - Inowlodz
Johannson besucht in Inowlodz eine kleine, romantische Kirche. Obwohl die Busfahrt länger war als sein Aufenthalt, hat sich sein Ausflug dennoch sehr gelohnt...
Am Samstag habe ich endlich den winzigen Ort Inowlodz angesteuert. In der Philharmonie hatte ich zufällig das Bild einer romanischen Kirche dort gesehen und wollte sofort hin. Nach zwei Stunden sprang ich vom Bus in den Schnee des am Samstag bereits geschlossenen Dorfes.
Von oben schneite es den ganzen Tag, Schuhe und Socken war nach einer halben Stunde nass. Inowlodz ist ein Ort, den man wahrscheinlich am besten im Sommer besucht. Er liegt an einem Fluss, war ehemals befestigt und über dem Dorf steht die Kirche auf einem Hügel.
Zuerst kam aber die alte Synagoge, und ich kann einmal ohne Übertreibung sagen, sowas habe ich noch nicht gesehen. Die Juden wurden vermutlich alle umgebracht, aber das Gebäude ist noch erstaunlich gut erhalten. Innen sind an den Wänden ist noch die Malerei und Texte, in Hebräisch und Russisch, nicht in Fragmenten, sondern vollständig. Nur das in der Synagoge heute der örtliche Supermarkt ist. Über den Warenregalen hängt sogar noch der alte Leuchter. Dazu spielt Radio Eska die größte Vielfalt.
Hinter der Synagoge liegt ein tief verschneiter Spielplatz am Fluss, im Sommer bestimmt sehr schön. Aber ich bin die Hauptstraße weiter, dann den Weg hoch auf den Hügel, auf dem die romanische Kirche steht. Auf dem Bild stand sie auf einem frisch gemähten Sommerrasen. Jetzt lag tiefer Schnee auf dem Kirchplatz und dem Friedhof daneben. Die Kirche ist so ein kleines süßes Ding, gegründet im 12. Jh. von einem späteren polnischen König, dessen Statue davor steht und auf das Dorf am Fluss im Tal blickt.
Für Besuchswillige ist die Nummer des Pfarrers an ein Fenster geklebt, leider war er gerade nicht im Dorf. Im Sommer möchte ich mir was zu Essen und Begleitung mitnehmen und auf dem Hügel vor der Kirche Picknick machen.
Unten im Dorf lag noch die Burgruine eines anderen Königs. Die Teilrekonstruktion macht den Bergfried wieder erkenntlich, der Rest sind nur Raumrest aus Feldstein und im Moment ruht alles unter einer dicken Schneeschicht. Eine Weile lief ich noch auf einem Weg hinter der Ruine und blickte auf die weißen Felder mit den einzelnen Bäumen, den Fluss und das dicht bewaldete Hochufer auf der anderen Seite. Aber irgendwann wurden die Hunde eines nahen Bauernhofes misstrauisch.
Ich habe nur halb soviel Zeit in Inowlodz wie im Bus verbracht, der Ausflug hat sich aber trotzdem gelohnt. Im Sommer sollte er wiederholt werden, vielleicht nicht allein, dann kann man noch am Ufer über dem Fluss langlaufen. Auf dem Rückweg fuhren wir durch dicht verschneite Wälder, die große Lust auf Laufen machten.