Der Nächste Tanz
Das Gefühl nach einem Jahr im Ausland ist für mich wie ein Tanz, in dem ich mich gedreht habe, gesprungen, gestolpert und geflogen bin...und der ganz anders aufgehört hat als ich es erwartet hätte.
Der Nächste Tanz
Die Musik hat aufgehört und ich tanze immer noch.Auf einen Takt, den ich neu erfunden habe, den niemand außer mir kennt. Weil es mein eigener Takt ist, der nicht im Metronom eingerastet sondern frei verstellbar ist und mit dir schlagen kann wenn du es magst. Weil ich nun weiß dass ich auch so ticken kann wie du.
Die Musik hat aufgehört und ich tanze immer noch, auf einen Rhythmus, der mir vorher noch fremd war. Wie du mir fremd warst mit deinen verrückten Bewegungen und Haltungen, Und so wie ich den Sinn nicht verstanden und mit den Händen nicht fassen konnte, umso höher reiße ich nun meine eigenen Arme, weil sie den Rhythmus nicht nur verstanden, sondern selber getanzt haben.
Die Musik hat aufgehört und ich tanze immer noch, mein Körper bewegt sich gelöst von Scheu und Scham weil ich keine Angst mehr hab vor der Stille der Pause und des Neuanfangs. Ich weiß nun, dass auch fremde Musik meine Beine zum Hüpfen bringen kann, und dass der Zauber des Auftaktes die schönsten aller Bewegungen erzeugt, wenn man ihn zusammen mit anderen tanzen kann.
Die Musik hat aufgehört und ich tanze immer noch, mit der Unsicherheit eines Anfängers und der Arroganz eines Profis, der weiß welche Schritte nun beherrscht und welche noch gelernt werden müssen. Und wie viel einfacher es doch ist neue Schritte zu probieren, wenn die eigenen Füße stark und sicher über das Paket gleiten!
Die Musik hat aufgehört und ich tanze immer noch, mal in Dur und mal in Mol, und auch ohne Partner weiß ich, wie ich vom Rumba in den Cha-Cha-Cha wechsle, wenn sich der Takt plötzlich ändert und ich Gefahr laufe zu stolpern. Weil ich so oft gestolpert bin, dass Aufstehen meine leichteste Übung geworden ist.
Die Musik hat aufgehört und ich tanze weiter, neben mir mein eigenes Gesicht im Spiegel, welches verschwitzt und verwirrt zurückblickt neben hunderten von Augen, die mich erwartungsvoll anschauen als möchten sie fragen: „Und jetzt? Was machst du jetzt?“ Ich weiß es nicht mehr, das Lied ist vorbei.
Die Musik hat aufgehört und ich bleibe stehen. Und für alles, was ich gesehen, gehört und erlebt habe, für alle, die ich in meine Arme und in mein Herz geschlossen habe, fange ich von neuem an mich zu bewegen. und widme ihnen meinen nächsten Tanz.
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