Der fünfte Monat - motivierend, bereichernd, glücklich
Meine Erlebnisse und Erfahrungen seit ich wieder zurück in Namur bin.
Hallo Leute,
Ich kann es nicht fassen, ich bin jetzt schon seit 5 Monaten in Belgien. Die Zeit vergeht wie im Flug, aber gleichzeitig passiert auch so viel.
In den ersten Tagen war es sehr komisch wieder zurück zu sein. Ich musste mich erstmal wieder umgewöhnen und mich einleben. Die Bewohner haben sich sehr gefreut uns wiederzusehen und haben gesagt, dass wir ihnen gefehlt haben. Allerdings hat es auch sehr gut getan, sich etwas Zeit für sich zu nehmen und "Urlaub" von der Arbeit zu haben. Denn in der ersten Hälfte meines EFD habe ich mir überhaupt keinen Urlaub genommen und ich bin es nicht gewöhnt 4 Monate am Stück ohne Pause zu arbeiten.
Ich war also sehr erfrischt und hatte viel neue Energie, die ich dann auch in die Animationen investieren konnte. Seit wir eine Evaluation mit unseren Kolleginnen gemacht haben, nehmen wir eine stärkere Rolle bei den Animationen ein. Es tut gut, mehr Initiative zu ergreifen und die Animation selbst zu leiten, statt daneben zu sitzen oder nur mitzumachen. Auf diese Weise kann ich auch mehr eigene Ideen einbringen und Vorschläge umsetzen.
Generell ist mein Alltag jetzt viel entspannter und spaßiger, nicht nur weil meine Arbeitszeiten ein wenig geändert wurden (jetzt muss ich nur noch an einem Abend in der Woche arbeiten und nicht an zwei), sondern auch, weil ich jetzt nicht mehr zum Sprachkurs gehen muss. Endlich!!!!
Sechs Stunden in der Woche nehmen sehr viel Zeit weg und der Unterschied ist wirklich signifikant. Ende Januar haben wir unsere Sprachkursprüfung absolviert (mündlich und schriftlich) und zum Glück auch gut bestanden. Der neue Sprachkurs wäre auf dem selben Niveau und würde bis Mitte Juni dauern, also haben wir entschieden, uns das zu ersparen.
Stattdessen unternehmen wir viele schöne Dinge in unserer neugewonnenen Freizeit. Zum Beispiel sind wir am ersten Januarwochenende auf einen Vintagemarkt nach Brüssel gefahren. Das war wirklich cool und die Dekorationen waren sehr schön. Danach waren wir noch ein bisschen in der Innenstadt shoppen, wobei uns aufgefallen ist, dass die Weihnachtsdekorationen hier wirklich noch sehr lange hängen bleiben.
Am darauffolgenden Wochenende haben mich dann meine Eltern besucht. Am ersten Abend waren wir essen und sie durften den belgischen Cappuccino kennenlernen. (Capuccino bekommt man hier normalerweise als schwarzen Kaffe mit Sahnehäubchen obendrauf.)
Am nächsten Tag schien die Sonne. DIE SONNE!!!!! Das war das erste Mal seit über zwei Monaten, dass es in Namur gutes Wetter gab und das haben wir dann auch genutzt und sind auf die Zitadelle gelaufen und dort spazieren gegangen. Es war schön, meinen Eltern auch mal mein jetztiges zu Hause zeigen zu können. Außerdem konnten sie mir auch bei einigen Problemen helfen (z.B. Schimmel) und somit meinen Alltag angenehmer gestalten.
In der Woche danach war dann glücklicherweise auch schon das zweite Seminar. Diesmal waren wir in Brüssel und haben nicht den Zug verpasst. Die Jugendherberge lag zwar in einem Problemviertel, aber sie war viel sauberer und das Essen noch leckerer als beim ersten Seminar. Es gab jeden Tag zweimal eine warme Mahlzeit mit einem großen Teller voll mit Salat, GEMÜSE, Suppe und anderen leckeren Sachen. Wir hatten Viererzimmer, ein EIGENES Bad und EIGENE Steckdosen mit Nachttischlampen direkt am Bett. Also puren Luxus.
Es war extrem toll, die ganzen anderen Freiwilligen wiederzusehen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Dieses Seminar war darauf konzentriert, zu evaluieren, was man in seinem Projekt schon erreicht hat und darüber nachzudenken, wie (gut oder schlecht) es bisher läuft und was man noch verbessern/erreichen kann.
Es war sehr interessant, sich mit den anderen über die unterschiedlichen Projekte und Erfahrungen ausztutauschen, die dann doch wieder oft ähnlich waren und andere Sichtweisen gezeigt zu bekommen.
Am ersten Abend haben wir einen belgischen Abend veranstaltet, wo jeder etwas aus seiner Region mitgebracht hat und man vorher erarbeitete Stücke, Lieder, oder Bilder zeigen sollte. (und Galette des Rois essen konnte). Es war sehr lustig und später haben wir noch weiter gefeiert. Wir haben uns gegenseitig Musik aus unseren Ländern gezeigt, getanzt und Karaoke gemacht. Eine Teamerin mit einer wirklich außergewöhnlichen Stimme hat für uns gesungen, während ein anderer Freiwilliger dazu Gitarre gespielt hat. Die Stimmung war wirklich der Hammer.
Am nächsten Tag haben wir eine Ralley durch Brüssel gemacht und mussten verschiedene Fragen beantworten. Es war etwas anstrengend, weil wir nur eine Stunde Zeit hatten und die Antworten teilweise schwer zu finden waren. Abends waren wir dann in einem hippen Restaurant essen und sind danach noch feiern gegangen.
Am Ende des Semimars war ich zwar sehr müde, aber auch extrem glücklich. Beim nach Hause kommen durften wir dann feststellen, dass die Küche viel sauberer geworden ist. Ein Mitbewohner hatte sich nämlich über den Schweinestall nach einer ausgearteten Feier in der Küche beschwert, woraufhin der Hausmeister die dreckigen Töpfe in den Müll geworfen hat. Seitdem läuft es wesentlich besser und die Küche ist nahezu sauber.
Am Freitag darauf waren wir bei einer Arbeitskollegin zum Essen eingeladen, weil eine ehemalige Mitarbeiterin dort ihren Abschied gefeiert hat. Es gab Pizza, Snacks, Kuchen und Mousse au Speculoos :P Insgesamt war es ein toller Abend und wir hatten viel Spaß mit unseren sehr netten Kollegen. Es war angenehm, sich auch mal woanders unterhalten zu können und die Kollegen privat kennenzulernen.
Samstags sind wir dann mit den neuen Freiwilligen nach Lüttich gefahren und das Wetter war erstaunlicherweise schon wieder gut. Wir hatten uns die Stadt nämlich bisher noch nicht wirklich angeschaut und wollten ein bisschen sight seeing machen. In Lüttich gibt es einen hohen Berg auf den man über eine Treppe mit sehr vielen Stufen gelangen kann. Diese sind wir dann auch hochgestiegen, was sehr anstrengend war. Aber für die Aussicht hat es sich gelohnt. Danach haben wir uns noch ein wenig die Stadt angesehen und Gaufre de Liège in Liège gegessen. Insgesamt war es ein sehr schöner Tag.
In der darauffolgenden Woche wurde im Altersheim ein Schottland Tag veranstaltet. Die Animateurinnen haben sich verkleidet, zu schottischer Musik getanzt und es gab Lachs und ein schottisches Dessert zum Essen. (eine Creme mit Haferflocken und Himbeeren).
Der Januar war also ein sehr guter und Energie spendender Monat, der mir sehr gefallen hat, auch wenn er etwas stressig war.
Wenn ihr bis hierhin gelesen habt, freue ich mich, dass ihr noch dabei seid und euch so für meinen EFD interessiert. Ich sitze gerade in einem Café und lade nebenbei Netflix Episoden herunter, weil mein Internet am PC in der Pédagogie gesperrt ist. Neuerdings haben wir nämlich nur noch 20GB pro Person pro Monat zur Verfügung. Trotzdem freue ich mich, euch auf dem Laufenden halten zu können.
Liebe Grüße ins gute alte Giessen,
Eure Leila