Der Frühling ist da! :-)
Nachtrag zu Pasqua (mit etwas Verspätung), ganz viel Deutschaustausch und eine schöne Wanderung
Ich war schon etwas überrascht, als mir meine Kollegen erzählten, dass der Karfreitag in Italien kein Feiertag ist. Hier ist doch sonst alles religiös und die Leute gehen fast täglich in die Kirche… (wobei man auch hier merkt, dass das Interesse bei den jungen Leuten stark nach lässt) Sie erklärten mir, dass an diesem Tag trotzdem in manchen Orten Prozessionen zum Leidensweg Christi statt finden. Wobei das Heut zu Tage noch viel mehr im Süden Italiens praktiziert wird. Hier in Schio habe ich davon nichts mit bekommen. Es war eigentlich ein Tag wie jeder Andere, nur dass ich leider noch mit meiner Erkältung zu kämpfen hatte.
Am Samstagnachmittag war ich bei Anca eingeladen. Wir haben uns dort mit einer kleinen Gruppe getroffen um gemeinsam Brot zu backen. Anca hatte bereits am Vortag einen Grund-Hefeteig vorbereitet. Wir haben diesen dann aufgeteilt und noch mal mit Mehl und Hefe-Wasser verknetet. Jeder konnte sich dann beliebige Zutaten aussuchen und mit in den Teig einarbeiten. Ich hatte mich für grüne Oliven und Kürbiskernen entschieden und Anca hatte z.B. ein super leckeres Nussbrot kreiert. Während die Teige noch einmal etwas aufgegangen und gebacken sind, haben wir es uns auf der großen Terrasse bei einem Glas Wein gemütlich gemacht. Im Anschluss gab es dann ein super Abendessen mit dem noch warmen Brot, leckeren, vegetarischen Aufstrichen (von Odilla zubereitet), eingelegtem Gemüse und sehr gutem italienischen Käse.
Ostersonntag ging es dann gleich kulinarisch weiter ;-) Mein Tutor Andrea hatte mich zu seiner Familie zum Pranzo (dem Mittagessen) eingeladen. Darüber hatte ich mich rießig gefreut und es war auch wirklich schön. Eigentlich nicht viel anders als bei uns in Deutschland. Gemütlich mit der Familie am Tisch sitzen und über Dies und Das austauschen. Danach noch ein Stück vom „Colomba Pasquale“ (eine Art luftiger Gugelhupf, der in Form einer Taube gebacken und mit Mandeln und Rosinen dekoriert ist) und einen Caffé genießen und im Anschluss einen Verdauungsspaziergang machen. Das Einzige was mir wirklich gefehlt hat, war die Suche nach dem Osternest sowie die bunt gefärbten Eier. Diesen Brauch gibt es hier leider nicht. Außerdem bekommen die Kinder hier auch keinen Schokohasen sonder (riesen-) große Schokoladeneier. Verpackt in bunter, glitzernder Plastikfolie, gefüllt mit einer Überraschung. Also ehrlich gesagt, fand ich dass ziemlich kitschig und kommerziell. Daher bin ich froh, dass wir in Deutschland eine viel schönere Ostertradition haben.
Ostermontag ist dann ganz traditionell dem Familienausflug, auch Pasquetta genannt, gewidmet. Daher hatten Marta und ich beschlossen, nach Sirmione zu fahren. Schon auf der Autobahn hatten wir mit viel Verkehr zu kämpfen. Als wir dann am Lago di Garda angekommen sind, mussten wir feststellen, dass wir nicht die Einzigen mit dieser Idee waren. Es hätte ewig gedauert, wenn wir direkt vor Sirmione einen Parkplatz hätten finden wollen. Daher haben wir etwas außerhalb geparkt und sind die 3 km zu Fuß ins centro storico gelaufen. Das Wetter war am Anfang nicht ganz so toll, mit leichtem Nieselregen. Doch am Nachmittag ist die Sonne doch noch raus gekommen. Trotz der vielen Leute, ist Sirmione immer einen Ausflug wert. Ich war hier schon mal vor ca. 10 Jahren und konnte mich nur noch dunkel daran erinnern. Das Einzige woran ich mich noch gut erinnern konnte, waren die riesen Eistüten mit großen Batzen (hier gibt es keine Kugeln)… Hmmm, lecker :-)
Am letzten Wochenende war dann wieder mal ganz viel Deutsch und eine schöne Wanderung angesagt… doch zuvor, wollen wir nicht den 01. April übergehen... Auch hier ist es ein Tag an dem man aufpassen sollte. Man spielt sich auch gerne Streiche bzw. den so genannten „pesce d´aprile“= man bekommt unbemerkt einen Zettel, mit einem doofen Spruch an den Rücken geheftet. Zum Glück bin ich davon verschont geblieben ;-)
Am Freitagabend bin ich mit drei Freunden von meinem Deutsch-Stammtisch mal wieder zum Austausch nach Padua gefahren. Dort haben wir uns in einer kleinen Bar mit dem dortigen Stammtisch getroffen. Auch diesmal habe ich wieder eine Deutsche kennen gelernt, Mara. Sie macht auch einen Freiwilligendienst und hat mir von einem Mädel namens Katrin erzählt, das in Breganze ihren Freiwilligendienst absolviert. Mal wieder ein mega Zufall, Breganze ist nämlich ganz in der Nähe von Schio. Da hab ich doch gleich mal Kontakt aufgenommen und wir treffen uns nächstes Wochenende auf einen Kaffee. Die Welt ist doch wirklich klein und mich wundert hier echt gar nix mehr :-) Im Anschluss habe ich mit den Jungs noch eine kleine Sightseeing-Tour durch die Innenstadt gemacht, da wir beim letzten Mal leider keine Zeit dafür hatten. Padua ist eine fantastische (Universitäts-) Stadt mit vielen schönen Plätzen. Der nächste Tagesausflug steht also schon fest.
Samstag ging es dann gleich zur nächsten Veranstaltung mit meinem Deutsch-Stammtisch. Federico hatte einen Abend bei Mariolo organisiert. Wer oder was ist Mariolo? Eine Art Gaststätte wo man leckere Bruschette oder Stinco di maiale (Schweinshaxen) essen kann. Dazu genießt man deutsches oder auch anderes internationales Bier. Hab nicht gezählt, wie viele verschiedene Biersorten es gab, aber es war definitiv genug Auswahl. Eigentlich wollte ich den Haxen probieren, um heraus zu finden, ob der auch so gut ist wie bei uns… doch nachdem ich das Bruschetta gesehen hatte, habe ich mich sofort um entschieden. Das sind nicht, wie bei uns, ein paar kleine Scheiben Brot mit Tomaten/Knoblauch/Gewürzen/Öl. Nein, das sind hier große, lange Ciabatta-Hälften, die ähnlich wie eine Pizza, mit allerlei belegt und im Ofen gebacken sind. Ich hatte mich für pomodoro, gorgonzola, prosciutto crudo und nocciole entschieden. Himmlisch :-)
Der Sonntag war dann auch schon verplant. Giulia, vom Stammtisch, hatte mich zu ihrer Wandergruppe eingeladen. Insgesamt waren wir ca. 50 Personen. Laut Giulia waren es dieses Mal ungewöhnlich viele Leute. Normal sind ca. 20-30. Lag wahrscheinlich an dem sonnigen und warmen Wetter. Der Frühling ist endlich angekommen :-) Der Altersdurchschnitt der Gruppe war sehr schwer zu schätzen, da von Kindern bis Rentnern alles dabei war. Am Anfang war es etwas zäh und wir haben oft angehalten, damit niemand verloren geht und um die Gruppe zusammen zu halten. Doch nach einer Weile haben wir einen guten Rhythmus gefunden. An der Spitze des kleinen Monte Verlaldo angekommen, konnten wir eine tolle Aussicht und unser Picknick genießen. Für den Rückweg wurde dann eine „Abkürzung“ genommen, welche sich als reinste Kletterpartie heraus stellte. Nun wusste ich, warum so viele Leute ihre Wanderstöcke dabei hatten. Es ging zwar auch ohne aber nur sehr langsam und mich hat doch gewundert, dass die Älteren, diesen Abstieg so gut gemeistert haben. Als wir nach insg. 6 Stunden wieder an den Autos waren, hatten schon ein paar der Schnelleren eine „Merenda“ vorbereitet. Laut Giulia ist das in dieser Gruppe eine Tradition. Jeder bringt etwas mit, sei es ein Kuchen, Kekse, Wein, Limo, Saft… es wird dann noch mal gemeinsam gegessen und geschwatzt. Das hat mir alles super gut gefallen und war ein sehr schöner Abschluss für einen wundervollen, aber auch anstrengenden Tag.
Bin gespannt, was das nächste Wochenende wieder bringt. Viele liebe Grüße, eure Julia :-)