Der dritte Monat - grau, erlebnisreich, anstrengend
Der Monat November
Hallo Leute,
hier bin ich wieder. Schon wieder ist der nächste Monat vorbei und ich kann euch von meinen Erlebnissen im November erzählen.
Anfang November waren hier Schulferien und wir mussten nicht zum Sprachkurs gehen. Das war eine sehr tolle Woche, auch weil die anderen Mädchen aus der Pédagogie größtenteils nach Hause gefahren sind. Von daher war die Woche sehr ruhig und entspannt.
Am Samstag haben wir dann eine kleine Shoppingtour durch Namur unternommen und ich habe meinen Bedarf an warmen Wintersachen gedeckt. Abends haben wir beschloßen auszugehen, weil wir gesehen hatten, dass es anscheinend doch einen Ort in Namur gibt, wo man feiern gehen kann.
Leider hatten wir zu früh gehofft, da das Ambiente zwar schön und die Cocktails lecker waren, aber die "Party" leider ein totales Desaster war. Für 10 Euro Eintritt durften wir betrunkenen Menschen über 35 beim "feiern" zuschauen. Die Stimmung war schlecht, genau wie die Musik und die anderen Leute hätten größtenteils unsere Eltern sein können.
Glücklicherweise verlief die nächste Woche besser, denn wie ihr ja wisst, hatte ich Geburtstag.Trotz Arbeit und Sprachschule, habe ich es geschafft einen schönen Tag zu verbringen und mich sehr über die zahlreichen Glückwünsche und Geschenke gefreut.An dieser Stelle noch mal ein besonders großes Dankeschön an Sarah und den Macbeth Squad ;)
Morgens habe ich sogar ein kleines Törtchen bekommen und nach der Sprachschule haben Klara und ich uns eine Pizza geholt und nachdem der Bus dann endlich kam, Harry Potter geguckt. (Mama, deine DVDs retten mich hier wirklich!)
Am Wochenende nach meinem Geburtstag haben wir einen Tagestrip nach Gent gemacht. Wie sich herausstellte, ist Gent eine wunderschöne mittelalterliche Stadt mit vielen interessanten Menschen.
Nachdem wir am Bahnhof Martina und Anna getroffen haben, sind wir durch einen sehr hübschen Park ins Stadtzentrum gelaufen und haben dort zu unserer Überraschung noch mehrere andere Freiwillige getroffen mit denen wir dann die Stadt erkundet haben.
Die Burg war sehr schön und auch der Rest der Stadt ist sehr sehenswert. Abends sind wir dann noch auf einen Turm gestiegen und hatten einen guten Überblick über die Stadt. Natürlich haben wir auch wieder Pommes gegessen. In der Fußgängerzone wurden wir von einem bizarr verkleidten Mann angesprochen und gefragt, ob wir arbeitslos wären (für eine Statistik). Nachdem er aber verstanden hatte, dass wir nicht aus Flandern sind, hat ihn das nicht mehr interessiert. Später bat uns ein Bräutigam, ihm Witze für seinen Junggesellenabschied zu schicken. Stattdessen haben wir ihm aber lustige Sprachmemos in allen unterschiedlichen Sprachen und Dialekten geschickt. Auf dem Rückweg zum Bahnhof sind wir leider viel zu weit gelaufen und haben den Zug verpasst.
In der Woche danach haben wir zwei neue Bewohnerinnen im Foyer bekommen, die beide in der ersten Woche seeeeeeehr anstrengend waren. Die eine war zu Anfang äußerst agressiv und hat versucht alle anderen mit ihrem Rollator umzufahren.(Klingt sehr lustig, war es aber nicht.). Die andere läuft in jedes Zimmer, wiederholt ohne Unterbrechung dieselben Wörter und will immer alles aufräumen.
Beide haben sich inzwischen sehr gebessert und eingewöhnt. Die Herausforderung sind eigentlich eher die Besucher. Allerdings kann ich mittlerweile sagen, dass ich mich auch in schwierigeren Situationen immer ruhiger, souveräner und (OMG!!!) erwachsener fühle.
Erfreulicherweise sind wir an diesem Wochenende nach Louvain-la-Neuve zu Mathilde gefahren, was mich sehr von der stressigen Woche abgelenkt hat. Es hat mal wieder geregnet, als wir in der kleinen Studentenstadt angekommen sind. Dank Google Maps haben wir aber trotzdem den Weg zu Mathilde gefunden (auch wenn es etwas schwierig war, ihre Hausnummer zu identifizieren).
Bei leckeren Snacks und ausreichenden Mengen an Alkohol haben wir uns dann gut mit den anderen unterhalten. Zu zwölft waren wir eine sehr coole Gruppe. Danach sind wir be- äh.. leicht angetrunken in die Stadt gelaufen und Klara und ich mussten feststellen, dass man im kleinen Louvain-la-Neuve besser feiern gehen kann, als in Namur. Zuerst waren wir in einer Bar und haben dort getanzt und wieder neue belgische Biere getestet. Als die Musik ausging, sind wir dann in eine Billardbar weitergezogen und haben uns dort amüsiert, Tischkicker und Verstecken gespielt. Als wir uns todmüde auf den Rückweg gemacht haben, konnten wir zum Glück bei Mathilde schlafen. Und auch wenn wir am nächsten Morgen noch ziemlich kaputt waren, hatten wir viel Spaß und es hat sich gelohnt.
Am darauffolgenden Wochenende haben wir uns entschloßen nach Tournai zu fahren, um Lidiana, Cristella und andere Freiwillige vom Seminar, die wir länger nicht mehr gesehen hatten, zu besuchen und uns die Stadt mal anzuschauen. Es war sehr kalt. Trotzdem sind wir viel herumgelaufen, nachdem wir bei Lidiana und Cristella essen waren (Spaghetti natürlich) und uns ihre Unterkunft anschauen durften. Ihre Zimmer sind zwar größer, heller und schöner, dafür wohnen sie aber auch in einem Priesterseminar und müssen deswegen leise sein und ein Mal im Monat zusammen mit den Priestern essen, beten und singen.Gut, dass ich nicht da wohne.Tournai hat sehr viele schöne Kirchen und ein Spaziergang am Fluß hat mir auch sehr gut getan. Später waren wir dann noch mit Marlene und Noémi Kaffee trinken und hatten einen schönen Tag.
Diese Woche mussten wir leider zu zwei verschiedenen réunions (Versammlungen). Eine vom Foyer, die jeden Monat stattfindet und, wo sich die Freiwilligen austauschen können und ihre Vorschläge einbringen können.
Die andere in der Pédagogie, wobei es eigentlich hauptsächlich um die richtige Mülltrennung ging. Also beides langweilig. Zum Glück haben wir jetzt erstmal keine Réunions mehr. Von diesem Wochenende erzähle ich euch allerdings erst in meinem nächsten Blog, weil das sonst zu viel wird.
Mittlerweile ist es richtig kalt geworden, es schneit, ich bin in Weihnachtsstimmung und die Vorbereitungen für Weihnachten sind in vollem Gange. Überraschenderweise hatte ich die ganze bisherige Zeit eigentlich gar kein Heimweh. Nur manchmal hätte ich gern "face to face" mit euch gesprochen. Die Sache, die ich tatsächlich am meisten vermisse, ist eine Küche in der mich niemand stört und wo ich alle Geräte und Lebensmittel habe, die ich gern hätte. (Sorry Mama.)
Aber je näher Weihnachten rückt, desto mehr wünsche ich mir, bei euch zu sein. Ich freue mich schon sehr darauf nach Hause zu fahren und einige von euch wiederzusehen.
Bis bald,
Leila