Der Countdown läuft
Noch 23 Tage dann geht der Flug. 10 Monate in Lettland, genauer: Daugavpils/Dünaburg, einer Stadt in der es mehr Russen als Letten gibt.
Noch ist Lettland für mich ein unbeschriebenes Blatt, mal sehen was die Zukunft bringt.
Endlich habe ich eine Zusage. Es ist fast ein Jahr her, dass ich zum ersten Mal die Datenbank nach Projekten durchsucht habe. Fast hundert Anfragen habe ich mittlerweile verschickt und dann unzählige Bewerbungen. Nach Schweden, die Niederlande, Norwegen, England, Spanien, Luxemburg und Griechenland. Und dazwischen eine nach Lettland, auf die Schnelle zusammengeschustert.
Ich hätte nie erwartet, dass es Lettland werden würde. Nicht, nachdem ich meine Bewerbung noch einmal durchgelesen habe und über Stilblüten wie "Lativia" oder "contry" gestolpert bin - wie gesagt, es war der Zeitdruck und hat auch üüberhaupt nichts mit mangelden Englischkentnissen zu tun. ;)
Die erste Zusage war ein Schock.
Die Absage der Nationalagentur war ein Schock.
Und die Zusage jetzt... Gefühlschaos pur.
Ich weiß nicht ob es normal ist, aber diese Nachrichten lösten zuerstmal nur Angst aus. Da war dieses Land im nördlichen Osten, von dem ich eigentlich nichts wusste, außer das Riga die Hauptstadt ist und wo ich es auf der Landkarte finde.
Dann der Gedanke, Freunde und Familie ein ganzes Jahr nicht zu sehen.
Und dann... dann ebbte der Sturm ab und es folgte Leere und dann schließlich kamen die Fragen:
Wo stehe ich? Wer will ich sein? Bin ich überhaupt jemand oder schwimme ich nur blind der Masse nach? Will ich jetzt studieren, nach 8 Jahren Gymnasium, wo ich doch noch nichts von der Welt gesehen habe?
Und ab diesem Punkt, den zwischen zehn Minuten und zwei Tagen zu erreichen braucht, geht es bergauf.
Vorfreude, Neugierde und die Frage ob ich meine eigenen Bettwäsche mitnehmen soll bestimmen jetzt meinen Tagesablauf.
Naja, nicht ganz.
Ein bisschen kurz ist es ja schon. Ein Monat um mich zu verabschieden, einen Monat um mich mental vorzubereiten - wobei ich weiß, egal wie gründlich ich mich vorbereite, der Realität stehe ich mit Sicherheit unvorbereitet gegenüber.