Der achte Monat - warm, chaotisch, marin
Der Monat April in dem der Sommer früh kam und alles drüber und drunter ging.
Hallo liebe Leute!
Schon zum dritten Mal sitze ich nun hier und versuche diesen Blog zu schreiben. Ich hoffe sehr, dass es mir dieses Mal gelingt, ohne auf die Zurück -Taste zu kommen und ohne, dass mein PC sich aufhängt.
Willkommen zu meinem vorletzten Blog! Ja, ihr habt richtig gehört. In weniger als 5 Wochen fahre ich schon wieder nach Hause. Dies sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits konnte ich hier viele schöne Momente genießen und habe unglaublich viel gesehen und unternommen. Andererseits gibt es auch viele Dinge, die mich stören und es wird mich sehr freuen, diese bald nicht mehr ertragen zu müssen.
Sprechen wir aber nun erst einmal von den positiven Dingen und meinen Unternehmungen im sonnigen April.
Am ersten Aprilwochenende haben Klara und ich beschlossen eine Wanderung zu unternehmen. Dazu sind wir in ein kleines Dorf ,wenige Kilometer von Namur entfernt, gefahren. Von dort aus sind wir durch Wälder, andere kleine Dörfer, über umgestürzte Bäume und entlang des Flusses "Samson" gelaufen. Als wir wieder am Ausgangsort angekommen waren, haben wir uns erst einmal ein Eis gegönnt. Am darauffolgenden Sonntag haben wir dann das Wochenende mit einem Picknick auf der Zitadelle ausklingen lassen.
Den ganzen April waren die Temperaturen sommerlich und es war sehr sonnig. Der extreme Unterschied zwischen den kalten Wintermonaten und dem Frühling ist wirklich bemerkenswert. Man rechnet nicht damit, dass die Laune durch ein bisschen Vitamin-D und längere Tage so erheblich steigt. Man will am liebsten die ganze Zeit draussen sein, wo alles grünt und blüht.
Glücklicherweise konnten wir das dann auch tun, denn wir sind am Montag darauf in unseren zweiten Urlaub gefahren. Es ging an die belgische Küste nach Ostende. Dort angekommen mussten wir leider feststellen, dass unser Hotel renoviert wurde und der Herr an der Rezeption deshalb ein anderes Hotel für uns gebucht hatte. Darüber wurden wir nicht informiert, aber wir haben das Beste daraus gemacht. Im Endeffekt war dieses Hotel dann näher am Strand und an der Innenstadt.
Als Erstes haben wir dann Ostende erkundet und einen kleinen Strandspaziergang gemacht. Als wir abends zurück ins Hotel kamen, wurde es kälter und kälter. Uns ist dann aufgefallen, dass die Heizung ausgestellt war und wir nur eine dünne Sommerdecke hatten. Und das bei frischen Temperaturen von 8°C im Zimmer. Am nächsten Morgen haben wir uns dann direkt beschwert, aber der Hotelangestellte meinte, die Heizung sei ab Anfang April im ganzen Haus ausgestellt und er würde sie nicht extra für uns anmachen.
Das war dann auch nicht weiter schlimm, weil wir sowieso den Großteil des Urlaubs draussen verbracht haben und es an den folgenden Tagen wesentlich wärmer war. Trotzdem war das Hotel nicht so das Wahre.
An unserem ersten Urlaubstag haben wir eine Fahrt mit der Küstentram gemacht und sind über viele kleine Küstenorte bis ans nördlichste Ende der belgischen Küste gefahren. Wenn wir einen Ort schön fanden, sind wir ausgestiegen und haben ihn uns angesehen oder ein bisschen am Meer ausgeruht.
Am zweiten Tag wurde der Entschluss gefasst, Fahrräder für den Tag auszuleihen, um eine Tour zu machen. Dafür schauten wir uns verschiedene Fahrradvermietungen an, die aber allesamt zu teuer waren (30€ pro Person) .Bei einer Fahrradvermietung gab uns allerdings ein freundlicher Mitarbeiter den Tipp im Park nachzuschauen. Dort gäbe es gratis Fahrräder. Das konnten wir erst nicht glauben, sind aber trotzdem in den Park gegangen. Und tatsächlich konnte man sich dort kostenlos Fahrräder für den gesamten Tag ausleihen. Das haben wir dann auch getan und sind in die entgegengesetzte Richtung an der wunderschönen Küste entlanggefahren. Die ganze Strecke lang sieht man fast immer das Meer und kommt an vielen kleinen Orten vorbei, wo wir dann Essenspausen eingelegt, Kaffee für Klara gesucht haben, oder durch die Küstendörfer geschlendert sind.
Am Ende sind wir bis nach Nieuwpoort gefahren, was ein richtiges Déjà-Vu Erlebnis für mich war, da ich dort ja schon vor einigen Jahren Urlaub gemacht hatte. Der Tag war sehr schön, bis zu dem Moment, wo wir entdeckten, dass wir beide starken Sonnenbrand im Geischt und auf den Armen hatten. Schließlich mussten wir dann doch Sonnencreme kaufen, da es wirklich wehgetan hat.
Den dritten Tag haben wir für einen Tagesausflug nach Brügge genutzt. Ich war zwar auch dort vorher schon einmal, aber es lohnt sich immer wieder. Obwohl es sehr heiß war, sind wir viel herumgelaufen und haben uns unter anderem den Beginenhof, der zu der Zeit mit schönen Narzissen übersät war, angesehen. Natürlich haben wir auch die obligatorische Kanalfahrt gemacht, was sehr entspannt und schön war. Abends konnten wir uns dann noch an der frischen Meeresluft ausruhen und den Wellen zuschauen.
Am vierten Urlaubstag haben wir uns wieder Fahrräder ausgeliehen und sind zum Fort Atlantikwall gefahren. Das ist eine ehemalige Befestigung der Deutschen aus dem zweiten Weltkrieg zum Schutz gegen Angriffe der Alliierten auf die belgische Küste.
Heute ist es ein Museum und man kann den Wall entlanglaufen und durch die verschiedenen Zimmer und Befestigungspunkte gehen. Das war sehr beeindruckend, da man den Strand plötzlich aus einer völlig anderen Perspektive wahrgenommen hat und es die ehemalige Feindschaft zwischen den europäischen Ländern wieder in Erinnerung gerufen hat.
An unserem vorletzten Tag sind wir über den Markt in Ostende gelaufen und haben natürlich wieder viele leckere Dinge probiert. Anschließend haben wir eine Shoppingtour gemacht und leckere Fischbrötchen gegessen.
Am Tag danach war es leider schon Zeit für uns wieder zurück nach Namur zu fahren. Die Rückfahrt wurde dadurch erleichtert, dass das Wetter sich dann sowieso verschlechtert hat.
Außerdem war es für unseren Geldbeutel besser so. Nicht mal im Supermarkt konnte man wirklich günstiges Essen finden und es war wirklich schwer, sich zu ernähren, ohne Unmengen an Geld auszugeben.
Die Woche danach war eine normale Arbeitswoche mit den kleinen Hochs und Tiefs des Alltagslebens.
Am Samstag erwarteten wir dann Klara's Freundinnen, die nach Namur gefahren sind, um sie zu besuchen. Kurz bevor sie ankommen sollten, wurde es plötzlich laut im Flur und man hörte aufgeregte Stimmen und rennende Menschen. Das ist soweit erstmal Alltag und ich habe nicht weiter Notiz davon genommen, bis ich das Wort "feu" gehört habe. Kurz danach hat es dann auch bei mir geklopft. Da bin ich natürlich sofort rausgegangen, um zu schauen, was los ist. Leider hatte ich richtig gehört und es brannte wirklich. Man sah und roch auch schon den stark stinkenden Rauch und die panischen Mitbewohner. Daraufhin habe ich mir meine wichtigsten Sachen geschnappt und sofort das Haus verlassen. Nach mehr als 20 Minuten kam dann endlich die Feuerwehr und konnte den kleinen Brand auch sofort löschen. Kurze Zeit später durften wir auch wieder in unsere Etage. Der Herd war komplett abgebrannt und die Küche ist jetzt erst mal für mindestens 3 Wochen unbenutzbar. Im Moment stinkt es immer noch nach verbranntem Plastik im Flur, wir dürfen die Küche nicht betreten und Kühlschränke etc. stehen im vor den Zimmern. Die Wohnsituation ist also noch unerträglicher geworden! Super!
Trotzdem haben wir noch einen schönen Tag mit Klara's Freundinnen verbracht, die alle sehr nett waren und mit denen ich mich gut unterhalten konnte. So hat dieser schlimme Tag doch noch ein angenehmes Ende gefunden.
Sonntag sind wir zu den königlichen Gewächshäusern nach Brüssel gefahren. Diese sind jedes Jahr nur 3 Wochen lang geöffnet und daher wollten wir die Chance nutzen. Zum Glück hat sich das auch sehr gelohnt, denn wir mussten zwar zwischendurch anstehen und es war brechend voll, aber wunderschön. Überall waren Gänge voller Hängeblumen und alles war mit Blüten in den schönsten Farben und Formen übersät. Außerdem waren die Gewächshäuser sehr groß und die Pflanzen hatten viel Platz.
Wie immer sind also viele schöne Dinge passiert, aber auch einige Dinge, die man lieber nicht erleben möchte. Die Mischung macht's!
Die Arbeit macht immer noch sehr viel Spaß und die Bewohner wachsen mir jeden Tag mehr ans Herz. Viele von ihnen werde ich auf jeden Fall vermissen. Es gibt dort sehr viele besondere Menschen, die wirklich bemerkenswert sind. Ich leite sehr gern die Animationen und kümmere mich um die Bewohner, auch wenn es manchmal wirklich sehr anstrengend und schwer ist. Bei manchen merkt man, wie die Demenz immer stärker wird und sie sich schnell verändern. Trotzdem finden viele Menschen immer noch jeden Tag ihr Lächeln wieder und können teilweise das Leben noch sehr geniessen. Trotz Krankheit und Alter. Die Wichtigkeit von Familie wird einem auch noch einmal stärker klar, weil im Alter sonst nichts bleibt und die meisten Bewohner ihre größte Freude aus den Besuchen ihrer Kinder ziehen.
Ich merke langsam, dass der EFD sich dem Ende zuneigt und das macht mich etwas nachdenklich. Ich liebe das Projekt und Namur ist mir auch ans Herz gewachsen, aber ich kann die Wohnsituation nicht mehr aushalten. Ich arbeite gern im Altersheim, aber ich würde es nicht gern mein Leben lang machen, da es die Nerven sehr auslaugt und man teilweise oft das gleiche macht.
Ich freue mich schon darauf, bald wieder bei euch zu sein und Gießen wieder zu sehen.
Liebe Grüße und Umarmungen!
Eure Leila