Das rumänische Schul- und Bildungssystem
Da ich selbst mit vielen Schülern in meinem Projekt zusammenarbeite, habe ich mich natürlich auch mit dem rumänischen Schulsystem auseinandergesetzt.
Der Kindergarten ist wie in Deutschland möglich, jedoch nicht verpflichtend. Die Schulpflicht beginnt dann mit sieben Jahren. Der Schüler besucht acht Jahre die allgemeinbildende Schule, welche aus vier Jahren Grundschule und anschließend aus vier Jahren Sekundarschule besteht.
Nach der achten Klasse – also mit etwa vierzehn Jahren – kann man in der Regel anfangen zu arbeiten, wozu sich jedoch die Wenigsten entscheiden. Außerdem legen die Schüler mit diesem Alter auch ein Examen ab, dessen Ergebnis sie für die weiterführenden Schulen qualifiziert.
Durchschnittliche und ausreichende Ergebnisse berechtigen den Schüler, die dreijährige Ganztagesberufsschule zu besuchen (sie entspricht ungefähr unseren Fachschulen). Nach den drei Jahren legt man das Berufschulexamen ab und kann dann ins Berufsleben einsteigen.
Wenn man in dem Examen am Ende der achten Klasse gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt hat, kann man auch ein Gymnasium besuchen. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder besucht man ein theoretisches oder ein berufsspezifisches Gymnasium. Theoretische Gymnasien sind den deutschen sehr ähnlich, allerdings kann der Schüler nicht innerhalb einer Schule Fächer wählen, sonder er wählt die Schule, deren Fächer ihn besonders interessieren. Es gibt technische, sprachliche, theologische und noch viele weitere Gymnasien. Bis zum Abitur (bacalaureat) sind es vier Jahre. In Rumänien gibt es das sogenannte Zentralabitur. Es wird in Rumänisch, Mathe, Chemie oder Physik schriftlich geprüft und in einer Fremdsprache und Geschichte legt man eine mündliche Prüfung ab. Außerdem kann der Schüler für eine schriftliche oder mündliche Prüfung ein zusätzliches Fach wählen.
Der Unterschied zum berufsspezifischen Gymnasium besteht nicht im Niveau, sondern darin, dass die Schwerpunkte der Hauptfächer auf bestimmte Berufsfelder zugschnitten sind, zum Beispiel auf Landwirtschaft, Pädagogik et cetera. Nach vier Jahren können die Schüler dann zwei Examen ablegen. Und zwar gibt es das sogenannte Qualifikationsexamen (Berufsqualifikation) und das Abitur, welches identisch ist mit dem der theoretischen Gymnasien.
Die Noten gehen in Rumänien von 1 bis 10, wobei man mit den Noten 1 bis 4 nicht bestanden hat und man somit in die Nachprüfung muss.
Ich finde es interessant, dass es viele verschiedene Gymnasien gibt, die man ja so nicht als typische Gymnasien in Deutschland findet.
Ein großes Problem ist in Rumänien jedoch der zunehmende Lehrermangel, denn im Schulwesen verdient man gerade einmal 1.881 RON (etwa 421 €) im Monat. Der Bruttomindestlohn beträgt seit dem 1. Mai 2016 übrigens 1.250 RON (277 €). Das Gehalt stockt sich über die Jahre auf, allerdings nur sehr, sehr langsam. Das bedeutet, dass der Beruf des Lehrers in dem Land enorm an Attraktivität verloren hat. Wer beispielsweise Chemie, Physik oder Informatik studiert hat, findet in der rumänischen Privatwirtschaft Jobs, die drei bis vier Mal so gut bezahlt sind.
Meine Mentorin Laura hat drei Jahre Lehramt studiert und auch sie hat sich letztendlich entschieden, nicht als Lehrerin zu arbeiten, weil es zu schlecht bezahlt ist. Sie hat dann eine Ausbildung gemacht und arbeitet jetzt am Flughafen in Baia Mare. Außerdem bekommen die Schulen und auch die Universitäten die Budgets nach Anzahl der Studenten und der Schüler. Da müssen sie sich absichern, dass sie viele Schüler und Studenten haben, was zu großen Klassen und schlechten Betreuungsverhältnissen führt.
Die Kinder sind aber die Zukunft des Landes und ohne Bildung kann nichts vorwärts gehen. Doch es gibt Hoffnung. Beispielsweise hat der rumänische Staatspräsident Klaus Johannis einen Erlass zur Aufstockung der Lehrergehälter um 15 Prozent unterschrieben. Das ist ein Schritt, der etwas ins Rollen bringen kann.
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