Das Leben kann so schön sein
Mit einem Nescafé den Sonnenuntergang genießen? Wenn das nicht klappt, hilft der Vollmond gern darüber hinweg. Nicole_greekophil erzählt, wie ein Wochenendtrip zum großen Abenteuer wurde.
Puuuh. Unser langes Wochenende...
Vorab ein Hinweis: wer nicht viel Zeit hat, sollte diesen Artikel lieber gar nicht erst anfangen. Denn er wird laaaang.
Unser Wochenendtrip hat Freitag, den 15.08.08 um circa 15.43 in einem überfüllten Auto angefangen. (Zusatz von Lisa: sehr überfüllt, aber es geht noch überfüllter... but that's greek.)
Vorab der Grund für unser langes Wochenende (denn mir kam zu Ohren, dass meine Seite auf youthreporter den Eindruck erweckt, ich würde hier nur Urlaub machen und nicht arbeiten - und dieser Artikel könnte diesen Eindruck noch verstärken. Aber ich schwöre, ich arbeite auch. Aber dazu mehr in meinem nächsten Artikel ;-)).
Aber zurück zu dem Grund: Freitag war der Namenstag von Maria (denn vor langer, langer Zeit ist die allseits beliebte Jungfrau Maria an diesem schönen Tag gen Himmel gefahren)... und da der Namenstag in Griechenland wichtiger ist, als bei uns der Geburtstag und jedes zweite weibliche Wesen in Griechenland den Namen Maria trägt, ist das hier so eine Art Nationalfeiertag (bei Fragen oder Anmerkungen konsultieren Sie Ihren Griechenland-Reiseführer oder wenden Sie sich an das griechische Konsulat).
Sooo... nun zu dem eigentlichen Artikel: unser großes Abenteuer fing also an besagtem Tag, zu der besagten Uhrzeit im Auto von Dimitris an.
Unser erstes Ziel : Mavra volia (mavro=black; schwarzer Strand), ein Vulkan in der Nähe, (nicht aktiv, keine Angst^^) im Südosten der schönen Insel Chios.
Nachdem wir den Schock des wundervollen Anblicks überwunden hatten, gings ab ins kühle Nass... einfach wundervoll, klares Wasser und endlich auch mal richtige Wellen, die uns auf Grund der Nähe zur Türkei in Vrontados leider verwehrt bleiben.
Nachdem wir dann genug geschwitzt hatten, haben wir uns auf den Weg nach Pyrgi gemacht (für die Chioten am 15.08. das, was für die Christen Jerusalem zu Weihnachten ist). Da es von Mavra volia bis Pyrgi circa zehn Kilometer sind und es in Griechenland zu dieser Jahreszeit bekanntlich sehr warm ist, haben wir es ziemlich schnell aufgegeben, die Strecke per Fuß bezwingen zu wollen und haben uns darauf konzentriert, ankommende Autos mit ausgestreckten Daumen und einem nettes Lächeln darauf aufmerksam zu machen, dass wir es bevorzugen würden zu fahren.
Ziemlich bald hielt dann auch ein netter Grieche an und wir hatten das Vergnügen ihn nach Pyrgi zu begleiten. Dort angekommen haben wir mit lauter Vorfreude den Marktplatz aufgesucht. Nur um enttäuscht festzustellen, dass wir wohl circa drei Stunden zu früh angekommen waren. Aber wir haben uns natürlich nicht entmutigen lassen, sondern haben samt Gepäck und einer netten Flasche Wein Pyrgi erkundet.
Und was soll ich sagen? Pyrgi ist wirklich ein wunderschönes Fleckchen Erde.
Aber auch an den schönsten Flecken der Erde holen einen die grundeigensten Bedürfnisse wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Und somit sind wir Richtung Stadtgrenze getrottet um unsere Blasen zu entlasten.
Auf dem Weg zurück haben wir einen netten Griechen kennengelernt, dessen Bekanntschaft uns den Abend noch verschönerte. Unsere nächste Mission war es dann, einen geeigneten Sitzplatz für den Abend zu finden.
Nicht ganz einfach, da sämtliche Tische wahrscheinlich schon drei Jahre im voraus reserviert wurden.
Aber das Glück war auf unserer Seite, denn wir haben die Stufen vor der Kirche für uns eingenommen und hatten somit sowohl viel Platz, als auch ein super Blick auf das Geschehen.
Der Abend nahm dann so seinen Lauf. Unser netter Bekannter saß ganz in der Nähe und spendierte uns Wein und die Band war echt klasse.
Gegen eins ging die Party dann richtig los und der halbe Platz fing an zu tanzen, das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen und haben uns sofort ins Getümmel gestürzt. Das war ein Spaß kann ich euch sagen! Und das Beste: auch ohne großartige motorische Fähigkeiten oder Vorkenntnisse in traditionellen griechischen Tänzen kann jeder mitmachen.
Einfach supi. Zur Krönung des Abends wurden die drei Damen des Hauses dann auch noch großzügigst von Miki mit Rosen bedacht...einfach zu süß ;-).
Gegen drei Uhr haben wir das Geschehen dann verschwitzt aber glücklich verlassen, um ein geeignetes Schlafplätzchen zu finden.
Nach kurzem Suchen bot sich dann auch direkt der stadteigene Spielplatz an.
Wir haben es uns unter der Rutsche, mehr schlecht als recht, bequem gemacht. Aber nach relativ kurzer Zeit war klar, dass diese Nacht nicht allzu erholsam sein wird.
In nicht allzu weiter Entfernung war ein Club und somit Lärmbelästigung ersten Grades, verbunden mit Ameisenschwärmen und einer ziemlich hohen Lufttemperatur.
Gegen sieben haben wir den Versuch zu schlafen dann endgültig aufgegeben und uns auf den Weg Richtung Limenas gemacht. Und wie der Zufall es wollte wurden wir auch diesmal wieder aufgelesen, diesmal von jungen Amerikanern bzw. einem Griechen, deren Nacht grade aufhörte. Wir hatten das Vergnügen zu Dritt im Kofferraum platz zu nehmen, was schlimmer klingt als es eigentlich war ;-).
Nachdem Teddy Pavleddi (angeblich ein begnadeter Sänger) dann in sein Heim torkelte, waren es nur noch zwei.. ..die Bengels waren so nett uns direkt nach Limenas zu fahren, was durch eine Handynummer für Nick honoriert wurde ;-).
Auch der Zusatz, dass wir uns den denkbar hässlichsten Strand der Insel ausgesucht hatten, brachte uns nicht davon ab, unseren Tag dort verbringen zu wollen.
Ziemlich bald hatten wir dann auch einen perfekten Strand in einer kleinen Bucht nur für uns gefunden.
Den Tag verbrachten wir dann mit schwimmen, schlafen, lesen und essen... einfach himmlisch. Zum Mittag wollten wir uns dann mal was gönnen (bzw. der Nahrungsmangel hat uns dazu getrieben) und in einem Restaurant essen; es gab dann auch Pasta für fünf Euro.
Kann man ja nicht viel verkehrt machen, denkt ihr vielleicht. Aber falsch gedacht. Anstatt dem, was wir unter Pasta verstehen, gab es die Hälfte von in der Mikrowelle gemachten Lasagne. Und die Krönung: kalt war's auch noch. Aber nachdem wir uns beschwert hatten, gab's einmal Pommes mit Tomatensoße gratis - sehr nett ;-).
Vielleicht lags ja nur daran, dass die Besitzer Freitag auch schön gefeiert haben. So ganz auf der Höhe schienen sie nämlich nicht. Abends haben wir beschlossen, den Sonnenuntergang vom Berg aus zu genießen und somit war unsere abendliche Beschäftigung dann, den Berg zu erklimmen.
Da wir keinen Weg gesehen haben, sind wir einfach kreuz und quer auf dem Berg rumgekrakselt. Etliche Schrammen später waren wir dann da und wurden mit einer fantastischen Aussicht belohnt, abgesehen vom Turm der Weisen haben wir auch ein paar Mastixbäume samt Tropfen gefunden.
Natürlich haben wir gleich probiert und festgestellt, dass Mastix, je öfter man es genießt, immer besser wird. Der Ekelfaktor ist nun schon fast nicht mehr vorhanden ;-).
Gegen acht Uhr haben wir uns dann ein Plätzchen am Hang gesucht, einen Nescafé frappe zubereitet und den Sonnenuntergang genossen.
Soweit die Theorie, nach kurzer Zeit war jedoch absehbar, dass der Sonnenuntergang nicht so spektakulär sein würde, wie geplant. Zu unserem Entsetzen befand sich über dem Meer ein Nebelschleier und somit blieben die letzten Sonnenstrahlen für uns verhüllt.
Aber der Vollmond hat sein Bestes gegeben, um uns über diese Enttäuschung hinweg zu helfen.
Danach ging es dann also auf den Abstieg - das dumme war nur, dass es nun dunkel war (logisch, haben ja den Sonnenuntergang angeschaut ;-)) und somit der Weg, den wir zum Aufstieg genommen hatten, ansatzweise lebensgefährlich war. Wir entschieden uns also dagegen, den Hang auf unserem Allerwertesten herabzuschlittern und für eine passabel aussehende Straße.
Anfangs war die Laune noch ganz gut, aber nachdem wir weder unsere Bucht noch das Meer sehen konnten und die Straße immer weiter ins Inland zu gehen schien, sank unsere Vorfreude auf ein nächtliches Bad und wich einer Vorstufe von Verzweiflung...
Nachdem wir verschiedene Wege entlang und wieder zurückgegangen waren (die meisten endeten auf Mastixplantagen) sahen wir zwei Lichter auf der Straße und rannten so schnell wie möglich zu diesem Zeichen von Zivilisation. Es war dann tatsächlich auch ein Auto mit zwei jungen Griechen aus Limenas, die sich umgehend bereit erklärten uns heim zu fahren.
An dieser Stelle muss ich sagen, dass wirklich alle Griechen die wir auf unserem Wochenendtrip kennengelernt haben super nett und hilfsbereit waren. Wirklich ein sehr nettes Völkchen, die Chioten.
Die Nacht haben wir dann in unserer süßen Bucht verbracht, mit Sternenhimmel und Meeresrauschen... could I ask for more?
Haben auch, bis auf Miki, alle circa zehn Stunden durchgeschlafen. Nach der vorhergehenden Nacht eine Wohltat.
Morgens gings nach dem Aufstehen dann auch gleich ins Meer... könnte ich mich glatt dran gewöhnen.
Aber diesmal blieben wir nicht lange ungestört. Amerikaner, die ursprünglich aus Chios kommen und hier ihren Sommerurlaub verbringen, gesellten sich zu uns und boten uns Frühstück in Form von Weintrauben aus eigenem Anbau an - sehr nett und sehr lecker... hmm.
Und sie gaben uns auch den Tipp die Weintrauben vorher in Salzwasser zu tauchen... klingt komisch - ist aber echt nen ganz netter Geschmack.
Gestärkt gings dann in Richtung Mesta City und auch diesmal war das Glück auf unserer Seite... und so fanden wir uns gegen Mittag auf der Ladefläche eines Pickups wieder - a little dream became truth.
War echt nen tolles Gefühl so durch die Landschaft zu fahren. Wie so ne Art Fotosafari. In Mesta angekommen haben wir einen süßen Töpferladen gefunden und unsere Griechischkenntnisse an dem Besitzer (Nikos) getestet.
Als Belohnung für so viel Mühe gab's dann Limonade und griechische Süßigkeiten. Und das Versprechen, das nächste Mal wenn wir in Mesta sind wieder vorbeizuschauen.
Danach ging's auf Erkundungstour in Mesta. Echt ein süßes Dörfchen voller Charme. Und wir haben unser erstes richtiges griechisches Eis gegessen. Hier gibt's nämlich 90% nur abgepacktes Eis, köstlich!
Und ich habe das Fotografieren von Türen für mich entdeckt^^.
Und wie es auf Chios so üblich ist, haben wir in Mesta natürlich auch Leute getroffen, die wir schon kannten, nämlich die netten griechisch-Amerikaner die uns nach Limenas gefahren haben... jaaaa... es ist wirklich eine Insel hier ;-).
Gegen vier hat uns Dimitris dann in Mesta abgeholt, das nenn ich mal Service. Und unser fantastisches Wochenende hat mit Wassermelone auf dem Balkon geendet.
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