Das Ausreiseseminar
SullenGirls Fragen und Ängste wurden auf ihrem Ausreiseseminar in Erfurt geklärt. Ihre Motivation ist geweckt. Jetzt heißt es: Polen, ich komme!
All meine Vorbereitungen, Fragen, Ängste und Hoffnungen trafen sich beim Ausreiseseminar in Erfurt.
Viele youthreporter werden wissen worum es sich handelt, da eine Menge auch als "Europäische Freiwillige" ins Ausland gehen. So auch ich. Mein Aufnahmeprojekt, ganz allgemein ausgedrückt, kümmert sich um Behinderte und sitzt in Danzig. Da ich weder polnisch noch behindert bin (ist das ein politisch unkorrekter Witz?), hab ich keine Ahnung, was mich dort erwarten wird und war dementsprechend neugierig auf das Seminar.
Ich widme diesem Seminar berechtigter Weise einen ganzen Abschnitt, da es wirklich eine geballte Ladung Informationen enthielt und tatsächlich auch eine Menge Kontakte hervor bringen konnte. Unpassender Weise zähle ich nämlich nicht zu den Leuten, die schnell Freunde finden (was mich vielleicht daran hätte hindern können, ganz allein in ein fremdes Land zu reisen. Vielleicht denke ich manchmal ein wenig zu wenig nach). Trotzdem habe ich wirklich ein paar sehr lohnende Gespräche führen können. Mit Hanna beispielsweise, die in Wien ihr Unwesen bereits treibt und auch mit Behinderten arbeitet. Sie konnte mir fantastischer Weise all meine Vorstellungen und Erwartungen bestätigen, dass man selbstständiger würde, schneller Entscheidungen treffen kann und all solche erstrebenswerten Sachen. (Abgesehen davon, dass wir beide "Brokeback Mountain" gut fanden, der vielleicht ab und zu unterschätzt wird.) Dann erinnere ich mich auch sehr gern an Mariella. Die zufällig Polnisch studiert und alles ganz toll findet und mir ein paar Aussprachehilfen geben konnte. Insgesamt war dieser ganze Haufen junger Leute vor allem jung, aufgeschlossen, humorvoll. Solche angenehmen Diskussionen oder witzigen Situationen hat man sonst auf keiner Klassenfahrt. Der dicke Junge darf nicht bei den Sportlern sitzen und so gab’s einfach nicht. Jeder wenigstens einen Funken sozial. Auch unsere Seminarleiter waren wirklich begeistert. Und ich bin sehr froh, in dieser Gruppe gelandet zu sein, die es einem wirklich leicht gemacht hat Kontakte zu knüpfen (Sylvia aus Berlin würde ich zum Beispiel gern in Tschechien besuchen, wenn es sich einrichten lassen würde...)
Zu dieser sehr positiven Stimmung kamen dann die gut strukturierten Seminareinheiten, die mich mit einem guten Gefühl der Vorbereitung versorgt haben. Jetzt habe ich eine ungefähre Ahnung, wie es sich mit einem Hilfebedürftigen umgehen lässt, wie ich mich fühlen könnte nach drei Monaten in einem fremden Land und wie schön Danzig und die Polen sein müssen.
So haben Pläne Fragen abgelöst und Hoffnungen Ängste und auch andersherum, aber die Motivation weitere und nötige Schritte zu tun, ist geweckt. Und alles was mir zu denken, zu fühlen, zu sagen brauch, ist: Polen - ich komme!