Das andere Ende der Welt - China. Essen mit Köpfchen
Zwei Wochen, um einmal eine vollkommen andere Welt kennen zu lernen: für 20 Schüler aus dem Landkreis Peine geht es nach China. Es wird eine besondere und außergewöhnliche Erfahrung.
Für zwei Wochen hatten 20 Schüler aus dem Landkreis Peine (40.000 Einwohner) die Möglichkeit, in Nanchang (4,9 Mio. Einwohner) einmal das Leben und die Kultur in China kennen zu lernen. Die Reise an das andere Ende der Welt war unglaublich spannend, wir erlebten einen Mix aus Farben, Zeichen, Stimmen, Hupen- und Geschmäckern. In diesem und weiteren Artikeln möchte ich versuchen, euch meine Erfahrungen in diesem fernen und fremden Land nahe zu bringen.
Von chinesischer Gastfreundschaft - Essen mit Köpfchen
Eine ganz wunderbare Ehre wird dem Gast einer chinesischen Familie zuteil, wenn es denn ans Essen geht. Essen in China ist für europäische Geschmäcker vielleicht etwas exotisch, denn vieles, was hier täglich auf den Speisplan gehört, das könnten wir nicht einmal benennen. So sind zum Beispiel Eier, die viele Wochen lang gelagert wurden, eine Spezialität mit dem Namen Tausenjährige Eier. Als kleinen Snack beim Essen gönnt man sich gerne einmal eine Zunge, häufig von Enten, mit allen möglichen undefinierbaren Strängen, in Streifen geschnittenen Magenwand oder frittierte Gelenke.
Auf solcherlei Köstlichkeiten kann man natürlich auch verzichten, man muss es sich ja nicht kaufen. Ein Problem gibt es nur am Küchentisch in der Gastfamilie: Zum guten Benehmen in China gehört es, dem Gast das “beste Stück” zukommen zu lassen. Praktisch heißt das, dass dieser es zwar ablehnen könnte, dies aber unglaublich unhöflich wäre. Das Schlimmste, was man in China tun kann, ist den Gesichtsverlust eines anderen zu verursachen, und genau das würde man damit tun.
Als Ehrengast wurde mir bei unserem ersten abendlichen Essen sofort diese Ehre zuteil - und schon hatte ich einen Entenkopf auf dem Teller liegen. Ich versuchte noch, dies so freundlich wie möglich abzulehnen, dankend und versichernd, dass das doch nicht nötig sei, doch da war es schon zu spät. Was also tun, wenn da der Schnabel samt Zunge und Kehle liegt? Alles durchzogen von Röhrchen, das Ende eine nicht erkennbare schwarze Fleischmasse. Der Gastfamilie zuliebe öffnete ich gehorsam lächelnd meinen Mund, kaute und schluckte. Wie erleichtert war ich, als ich fertig war und die Familie mich zufrieden anlächelte und fragte, ob es mir geschmeckt habe. Geantwortet habe ich nicht. Doch dieses erste Essen in China, wird immer in meinem Kopf bleiben, denn es war – im wahrsten Sinne des Wortes – mit Köpfchen.
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