Das andere Ende der Welt - China. Der Traum vom Berühmtsein
Als Europäer in China ist man natürlich eine Besonderheit. Das Maß an Aufmerksamkeit und Interesse, das zoom auf seinem Besuch entgegenkommt, ist aber schon... ungewöhnlich.
Zwei Wochen verbrachten wir, 20 deutsche Schüler, in der Millionenstadt Nanchang. Dort lebten wir in Gastfamilien, reisten umher und verschafften uns einen Eindruck vom Leben am anderen Ende der Welt. Und von allen Seiten schlug uns großes Interesse entgegen...
Plötzlich berühmt
Wäre es nicht ein Traum, wenn endlich mal alle Augen auf einen gerichtet wären, wenn man im Mittelpunkt steht und man angehimmelt wird? Ist es nicht irgendwie ein Wunsch aus der Kindheit, einmal berühmt zu sein?
Der Großteil der Chinesen ist nicht besonders groß, hat schwarze oder braune Haare und braune Augen, also ist es auffällig, wenn da auf einmal jemand großes, blondes und blauäugiges langgeht. Dies ist auch der Grund, warum wir schon von vornherein etwas Besonderes sind, in dem Land in dem der Kommunismus alle gleich macht. Nicht nur sind wir Staatsgäste, wir sind halt auch einfach ein bisschen anders. Schon beim Ausstieg aus dem Flieger wurde uns das deutlich, als eine große Menge Menschen mit Fotoapparaten auf uns einstürmten und wir am nächsten Tag in die Schule kamen: die Chinesen schienen alle ganz aufgeregt zu sein, beim Empfang kam man sich vor, wie ein richtiger Star, wie sie uns allen zujubelten und applaudierten.
Nicht selten kam es vor, dass auf uns gezeigt wurde, gekichert und ein bisschen getuschelt, doch eigentlich machte uns das nichts aus, mir persönlich zumindest nicht. Komische Zustände waren es dann jedoch, als eine Gruppe von Chinesen vor der Toilette auf mich wartete, um ein Bild mit mir zu machen. Meine Hände waren vom Waschen noch ganz nass und schon sollte ich meine E-Mailadresse irgendwo hinschreiben, noch einmal schnell hierhin lächeln und die Hand der anderen Person dort schütteln.
Nach Unterrichtsbesuchen in Englischklassen wollten natürlich alle Mädchen mal ein Foto mit den Europäern machen, so was sieht man schließlich nicht alle Tage. Ich glaube, so viele Mädchen, wie an diesem Tag, hatte ich lange nicht mehr im Arm… Doch letztendlich mussten ich und auch einige andere Jungs uns den Weg regelrecht freikämpfen, denn von irgendwoher kamen immer neue Ströme von "Interessierten". Selbst für mich, der ich gerne ein wenig oder ein wenig mehr Aufmerksamkeit mag, überstieg dies das 'gesunde Maß'.
Auf unseren nächsten Ausflügen, wie z.B. zum Tengwan Pavillon, wurden wir sozusagen auf Schritt und Tritt von Kamerateams und Reportern verfolgt, immer wieder sollten wir vor der Kamera unsere Meinung zu gerade Erlebtem abgeben. Häufig passierte es mir, dass während ich gerade vertieft war in die Schönheit eines der chinesischen Bauwerke oder die Arbeit eines Künstlers, ich im Augenwinkel immer einen Fotographen wahrnehmen musste, der Bilder von mir machte. Und meist, wenn wir uns eine Show anguckten, waren wir die Attraktionen und nicht die Artisten.
Plötzlich erschienen wir in den Nachrichten im Fernsehen und in der Zeitung, im Internet waren wir ja schon lange. Zum einen finde ich es ja schön, wie interessiert die Chinesen hier an uns waren, zum anderen aber, wurden wir nie normal behandelt, sondern immer mit besonderem Umgang bedacht. Das ist schade, denn so hatte man selten die Gelegenheit, etwas in Ruhe und ungestört zu betrachten und das schöne Bild Chinas wurde getrübt von Hektik, Trubel und Aufdringlichkeit.