Clare Harvest Banquet – Ein irisches Bankett der besonderen Art
Jedes Jahr findet im County Clare in der Stadt Ennis ein Bankett statt. Dabei steht einerseits ein Menü aus einheimischen Produkten im Vordergrund, andererseits werden aber auch Spenden für Hilfsprojekte in der Mongolei gesammelt.
Am 4. Oktober fand bereits zum sechsten Mal das Clare Harvest Banquet in Ennis, County Clare, statt. Schon Wochen vorher wird Werbung dafür gemacht.
Eine Eintrittskarte kostet zwar 50 Euro, aber das ist das Geld definitiv wert. Warum? Das Bankett findet in einem luxoriösen Vier-Sterne-Hotel statt, in welchem ein Einzelzimmer für eine Nacht pro Person schon allein mindestens 90 Euro kostet. Dafür ist das Ambiente des Hotels aber einzigartig. Überall sind gemütliche Sitzecken zu finden und in den Regalen stehen unglaublich viele Bücher, beispielsweise die Encyclopaedia Britannia. Wer Gast in diesem Hotel ist, trägt auch die entsprechend teure und aufwändige Kleidung – meistens jedenfalls.
Doch es gibt Ausnahmen. An jenem 4. Oktober fanden fast 250 Menschen den Weg in jenes Hotel. Sie waren nicht so aufwändig gekleidet, wie die üblichen Gäste, doch sie sind eine fröhliche Gesellschaft, die munter schwatzend in kleinen Gruppen im Garten oder im Foyer des Hotels stehend herumgereichten Wein oder Apfelsaft und kleine Käseleckereien genießen. Denn beim Bankett steht nicht die Kleidung im Mittelpunkt, sondern das vorzügliche Essen.
Alle verwendeten Zutaten stammen aus der Umgebung (40 Meilen Radius), ebenso der Wein! Darum ist dieses Bankett auch so einzigartig. Es ist schon erstaunlich, welch schmackhaftes Sechs-Gänge-Menü aus einheimischen Produkten kreiert oder besser noch, gezaubert werden kann. Egal ob Meeresfrüchte, Zunge mit würzigen Birnen, Lamm, Tomatensuppe, Haselnusseis, Ziegenkäse mit Brombeeren oder die abschließende Käseplatte. Alles ist liebevoll zubereitet und schmeckt einfach himmlisch.
Zwischen den verschiedenen Gängen wird genügend Zeit gelassen, um die anderen Menschen am Zehn-Personen-Tisch kennen zu lernen und mit ihnen über verschiedenen Länder, Kulturen oder alte Bekannte und Freunde zu reden. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen. Es wird oft gescherzt und gelacht. So kommt es, dass das Dinner insgesamt ca. drei Stunden dauert. Wer wissen möchte, woher die Früchte, das Fleisch, der Fisch, das Gemüse, der Käse etc. kommen, kann einfach auf die Rückseite der Speisekarte schauen.
Dort sind alle Lieferanten mit Namen, Adresse und Telefonnummer aufgelistet, um bei Bedarf jederzeit Kontakt aufnehmen zu können und die Produkte für den Eigenbedarf zu erwerben. Natürlich steht an diesem Tag das Essen im Vordergrund, aber es ist nur ein Teil des Abends. Ein anderes Anliegen ist das Sammeln von Spenden für Menschen in der Mongolei, die kaum genug Geld und Nahrung zum Überleben haben.
So liegen auf jedem Tisch Umschläge für Spenden bereit und es findet eine Miniauktion statt. Dieses Jahr konnten ein in der Mongolei handgefertigter Wandteppich mit Tiermotiv und ein im eigenen Haus gekochtes Menü für den guten Zweck ersteigert werden. Das Essen wird übrigens von Chefkoch des Vier-Sterne-Hotels persönlich zubereitet. Wer genau wissen möchte, für welche speziellen Projekte in der Mongolei das gesammelte Geld verwendet wird, kann das in den ausliegenden Broschüren nachlesen.
So ist der Abend also nicht nur ein kulinarischer Hochgenuss, sondern auch ein hervorragendes Beispiel für soziales Engagement. Doch auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Am späten Abend wird zu Livemusik (natürlich einheimische irische Volksmusik) getanzt, bei der nicht nur junge Menschen das Tanzbein schwingen. Auch erstaunlich viele ältere Menschen lassen sich von den Rhythmen der Musik forttragen und zu Tänzen inspirieren. So geht weit nach Mitternacht ein einzigartiger Tag zu Ende, ein Tag, den man nie vergisst.