Carumänien Teil 4 (Predeal)
Caro_24 verbringt eine Woche in Predeal und lernt dabei eine Seite Rumäniens kennen, die nichts mit Armut zu tun hat. Besonders der Jacuzzi und die atemberaubende Landschaft der Gegend haben es ihr angetan.
Vom 04. bis zum 10. Oktober habe ich meine Zeit in Predeal, einem von Rumäniens bekanntesten und renomiertesten Wintersport- und Erholungsgebieten in den Bergen, verbracht.
Ich würde jedem Menschen, der vorher zu mir gesagt hat "Rumänien?! Da sind doch nur Arme und Zigeuner und sonst nichts. Was willst du denn da?", empfehlen mal eine Woche im 3-Sterne-Hotel Eden zu verbringen. Ich kann nur eines sagen: ich habe für meine jungen Jahre schon in recht vielen Hotels in verschiedenen Ländern verweilt, meist Landeskategorie 3 Sterne, und das hier war mit Abstand das aller, aller, aller beste, das ich je bewohnt habe!
Fangen wir mal damit an, dass es sowohl von außen als auch von innen einen sehr schönen und gepflegten Eindruck macht. Zudem ist das Personal überaus freundlich und zuvorkommend. Die Küche ist sehr gut (außer den Innereien von Hühnern, auf die die Rumänen irgendwie stehen). Und die Zimmer ein Traum: warm, gemütlich und geräumig + super gefüllte Minibar, die recht preisgünstig ist für ein Hotel. Und jetzt kommt das Highlight dieser ganzen Woche: Das Badezimmer. Es war nicht nur sehr schön, nein, die Badewanne hatte Jacuzzi! Also nichts mit arm und kaputt liebe Leute.
Aber jetzt mal zum Seminar und den Leuten. Insgesamt waren wir so um die 50, was dazu führte, dass man nicht mit jedem viel gesprochen hat und sich auch bis zum Ende nicht alle Namen merken konnte, passiert. Aber wir waren eine sehr nette Runde und wurden sogar von unseren Trainern Alin, Florin und Titi für unser besonderes Engagement gelobt. Wir haben ihnen zwar unterstellt, dass sie das immer sagen, aber sie haben uns versichert, dass dem nicht so ist und wir haben diese Informationen auch exklusiv aus externen Kreisen erhalten, was mir recht zuverlässig scheint. Zusammen haben wir also auf dm Weg des informellen Lernens erarbeitet, was EVS bedeuten soll und was in diesem Jahr so auf uns zukommt. Ich bin wirklich ein großer Fan des informellen Lernens -> Spiele, Malen und Basteln, Theater, Schnitzeljagd, Singen, Filme gucken usw… Was will man mehr?
Interessant ist übrigens auch, dass wir ungefähr genauso viel Zeit mit den Seminarinhalten verbracht haben wie mit dem Essen, wenn nicht mehr mit dem Essen. Ich skizziere mal kurz einen Tagesablauf. Frühstück 8:00 bis 9:30, Seminar 10:00, Coffee Break 11:00, Seminar 11:15, Lunch 13:00, Seminar 15:00, Another Break 16:00, Seminar 16:45, Dinner 19:00, 21:00 Abendbelustigungsprogramm. Wir hatten schon die Angst, dass wir nicht 8 kg in einem Jahr Rumänien (wie es bei anderen der Fall war) zunehmen, sondern in der einen Woche in Predeal. Zum Glück ist es nicht so weit gekommen.
Vielleicht liegt das auch daran, dass ich während dieser Woche nur ein einziges Bier und ein Glas Wein getrunken habe. Unglaublich, was? Aber ich sage die Wahrheit. Ich war abends meist ziemlich müde und außerdem fand ich Jacuzzi doch wesentlich reizvoller als Bier aus zwei Liter Plastikflaschen. Jacuzzi... darauf hätte ich jetzt Lust... ihr glaubt gar nicht, wie entspannt ich die ganze Woche über war.
Unbedingt erzählen muss ich euch noch von meinem Secret Friend. Wir haben am Anfang, strengst geheim natürlich, einen Namen gezogen, dieser war dann für die Woche unser Secret Friend, dem wir Briefchen und Präsente in die selbstgemachten Briefkastenumschläge stecken konnten. Am letzten Abend wurde dann, durch raten oder wissen aufgelöst, wer wessen Secret Friend ist. Mein Secret Friend war oder ist Jordan aus Frankreich. Ich habe immer sehr nette Briefe in deutscher Sprache, Süßigkeiten und Blümchen erhalten. Leider ist es uns vor der Auflösung dieses großen Geheimnisses nicht gelungen miteinander zu sprechen. Bei der Auflösung ist mir leider sein Name nicht eingefallen, aber ich war bei weitem nicht die einzige, der dies passiert ist, und ich habe die Männlichkeit aller anwesenden "Männer" mit der Frage "We've got real men here?" (ihr wisst ja, wie ironisch ich sein kann) in Frage gestellt, war amüsant, für die Mädels. Dafür haben wir uns aber danach sehr gut verstanden.
Außerdem hatten wir auch einen freien Tag. Und zufällig war ich zur rechten Zeit am rechten Ort um mir den perfekten Ausflug zu sichern und klarzumachen! Hanna war nämlich als einzige mit dem Auto da und zusammen mit zwei anderen hab ich mich einfach ihrem und Romerals Ausflug angeschlossen. Wir haben uns dann m Donnerstag das Schloss in Bran angeguckt, wohin man mit dem Zug oder Bus nicht gekommen wäre.
Dieses Schloss ist übrigens eines von denen, die behaupten das von Dracula zu sein (dämlicher britischer Roman). Gruselig ist es dort nicht wirklich, eher idyllisch und irgendwie niedlich. Ein sehr schönes Schloss, besonders weil es richtig möbliert und in der Vergangenheit renoviert worden ist. I can recommend it to everybody! Obwohl doch einiges mysteriöses geschehen ist. Romerals Kamera z.B. hat ganz ohne Grund ihren Geist aufgegeben... ja vielleicht war Dracula doch irgendwie anwesend. Übrigens gehört Draculas Schloss jetzt mir. Warum? Weil ich perfekt durch die Türen dort passe, toller Grund, ich weiß.
Nun ja, danach haben wir uns dann wieder ins Auto gesetzt und sind weiter über Rumäniens Straßen gecruised bis nach Sinaia. Dort haben wir uns dann die ehemalige Sommerresidenz der rumänischen Königsfamilie angeguckt. Atemberaubend! Ich kann’s nicht anders sagen. Schon von außen ein wundervoller Anblick, und wenn man erst drinnen ist, wird man überwältigt von den Verzierungen und Dekorationen in verschiedensten Designs. Leider haben wir drinnen keine Fotos gemacht, da uns 30 Lei doch etwas viel waren.
Besonders beeindruckend fand ich das Zimmer im orientalischen Design. Riesengroß mit Wandteppichen, niedrigen Tischen und Sitzpolstern, Inschriften in arabischer Schrift und sehr viel rot. Man kommt sich vor wie in den Märchen aus Tausend und einer Nacht. Und außerdem bietet dieses Zimmer die perfekte Basis zum feiern, finde ich. Viel Platz, eine schöne Location mit Atmosphäre... fehlen nur noch die Shishas.
Ein weiteres, sehr auffälliges Element waren die Muranoglasspiegel (sehr edel und teuer), die man, ich weiß beim besten Willen nicht warum, mit Bunten Glasblumen verziert hat. Das sieht so hässlich aus! In dem Moment als ich sie sah, hab ich doch bereut, meine Kamera nicht benutzen zu können. Diese Blumen stellen einen kompletten Bruch zum restlichen, beeindruckenden Dekor des Schlosses dar. Normalerweise finde ich Stilbrüche sehr interessant und ansprechend, da sie Abwechslung und Leben mit sich bringen, aber hier?! Diese Blumen haben uns alle aus dem Konzept gebracht, wirklich, wir konnten das kaum verkraften. Und verstehen sowieso nicht. Mich haben diese Blumen, damit ihr sie euch vielleicht etwas besser vorstellen könnt, an den Kitsch aus den russischen Läden erinnert, die immer mal wieder irgendwo geöffnet werden, um wieder zu verschwinden. Vielleicht hat euch meine spontane Assoziation im Peles Castle ja beim Vorstellen geholfen.
Ich kann euch auch noch etwas über das Schloss erzählen, dieser Bericht soll ja keine reine Spaßveranstaltung, sondern auch lehrreich und bildend für seine Leser sein. Peles, erbaut gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist das erste Schloss gewesen, das Telefon, Strom, elektrische Fahrstühle und Telefone besaß. Und das in Rumänien, stellt euch das doch einmal vor, die waren hier mal die Fortschrittlichsten, was die Nutzung dieser Dinge betrifft.
Wirklich sehr schön. Danach haben wir uns noch das Kloster angeguckt, auch ein sehr schönes Gebäude, leider konnten wir nur in die Kirche, da das restliche Kloster nur im Sommer zu besichtigen ist. Auf dem Weg zurück nach Predeal haben wir dann noch an den Verkaufsständen, die es in dieser Gegend zuhauf an den Straßenrändern gibt und die den üblichen Touristenkitsch und -kram anbieten, gehalten, um etwas von dem typischen Touristenkitsch und -kram käuflich zu erwerben. Und das mit Erfolg. Das war also mein freier Tag.
Was war denn noch interessant? Ach ja, die Abende vielleicht. Einmal haben wir einen "Intercultural Evening" gehabt, bei dem jedes Land ein anderes vorgestellt hat. Einige Präsentationen waren höchst amüsant. Die Franzosen haben Deutschland sehr schön dargestellt, mit typisch deutschen Namen wie Helga oder Fritz, unserem Lieblingsessen Wurst und einer gesanglichen Darbietung von "Alle meine Entchen", großartig. Die deutsche Gruppe durfte Ungarn oder, wie es auf Ungarisch heißt Magyarország, präsentieren.
Wir haben artistisch und unterhaltend eine Darbietung auf höchstem Niveau geboten. Zwei Touristen haben wir quer durch Ungarn geschickt und dabei Speisen, Städte, wichtige Schlüsseldaten, traditionelle Tänze und natürlich nicht zu vergessen Pálinka vorgestellt. Sehr spaßig war das. Und die Ungarn waren sehr zufrieden mit unserer Darstellung ihrer Heimat. Ein anderes Mal haben wir und mit dem Erlernen traditioneller Tänze aus allen anwesenden Länder, die einen haben, beschäftigt. Wiener Walzer tanzen ist toll! Muss ich dringend vertiefen, denn ich bin sehr talentiert.
Der Abend war aber auch ein sehr lehrreicher, z.B. tanzt man auch in England Gruppenkreistänze mit Taschentüchern, fast so wie in Rumänien, nur dass es hier immer schneller wird. Die deutsche Gruppe hat das Lied "Laurenzia, liebe Laurenzia" zum Besten gebracht, ich hab noch nie etwas davon gehört und bin ehrlich gesagt ziemlich froh darüber. Falls jemand je etwas von diesem Lied gehört hat, dann möge er mich bitte darüber unterrichten, es würde mich sehr interessieren!
Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass Predeal und die ganze Gegend um Brasov ein wundervolles und vollkommen einnehmendes Bergpanorama bieten? Es ist unglaublich! Besonders morgens, da schien mir das Sonnenlicht besonders hell und klar und die Berge dem entsprechend besonders, ja mir fehlen jetzt die passenden Worte, aber es war unglaublich. Ich werd demnächst mal bei StudiVZ ein paar Bilder online stellen, für die die es interessiert. Auf den Fotos kommt zwar nicht die ganze Wirkung dieses Anblicks zum Ausdruck, aber immerhin erhält man eine kleine Impression von dem, was ich wirklich sehen durfte... haha und ihr nicht!
Ich glaub, das war’s dann erstmal wieder, ist ja auch wieder einmal lang genug geworden, mein Bericht. Es war eine tolle Woche, an dessen Ende man sich wieder von vielen Menschen verabschieden musste, mit denen man eine gute Zeit verlebt hat und sogar Freundschaften geschlossen hat. Aber man sieht sich in jedem Fall wieder, denn schließlich hat man diese Freundschaften und Bekanntschaften geschlossen und wird sie auch weiter aufrecht erhalten, um in verschiedenen Städten Rumäniens (Oradea, Cluj und Bukarest) günstige Schlafmöglichkeiten zu haben, wenn man am Reisen ist. Das war übrigens ein Scherz, diese Tatsache ist einfach nur ein enormer Pluspunkt und Vorteil dieser Bekanntschaften. Und ich werde ihn in jedem Fall nutzen, das steht fest. Und ich bin traurig darüber, dass ich nicht mehr in Predeal bin, muss ich auch nicht sein, denn spätestens beim Midterm-Training im Februar kann ich mich wieder ganz und gar dem Yacuzzi dort verschreiben!
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