Building Bridges/ Brücken Bauen
Neue, interkulturelle Freundschaften, gemeinsames Anpacken, Waffeln und Freiheitsdrang
Unsere zweite Woche hier im Projekt in Nagyvázsony war - Gott sei Dank - wesentlich arbeitsreicher als die erste. Zusammen mit den sieben anderen Freiwilligen (es war dann leider doch nur eine aus Italien anstatt zwei) hieß es für uns diesmal richtig anpacken. Im Auftrag des lokalen Tennisclubs sollten wir eine Brücke über einen kleinen Bach bauen und die gemeinsame, durchaus schweißtreibende Arbeit (es waren immerhin meist knapp über 30°C) schweißte uns alle im wahrsten Sinne des Wortes enger zusammen. ;) Da wir also nicht nur eine Brücke, sondern - im metaphorischen Sinne gesehen natürlich - viele weitere, kleine, interkulturelle Brücken errichteten, nannten wir unser Projekt auf Facebook liebevoll "Building Bridges". (https://www.facebook.com/ifjusagiegyesulet.feketesereg/photos/?tab=album&album_id=1427535463975324)
Für mich ist es erstaunlich, wie schnell man hier neue Freunde finden kann, einfach, weil alle, die an diesem Projekt teilhaben, unfassbar offen und aufgeschlossen sind. Ich freue mich riesig darüber, hier die Chance zu haben, möglichst viele interkulturelle Kontakte aufzubauen und sich zu vernetzen. Abgesehen davon ist es sehr cool, zu sehen, dass wir alle, obwohl wir aus verschiedenen Ländern kommen bzw. unterschiedliche, kulturelle Hintergründe und vielleicht manchmal auch verschiedene Ansichten haben, dennoch den gleichen Humor haben und über die gleichen Dinge lachen können. Wir verstehen uns zum Teil auch ohne Worte, da es nicht immer so einfach ist, in sieben (!) verschiedenen Sprachen gleichzeitig zu kommunizieren. Aber man findet letztlich immer einen Weg und das ist meiner Meinung nach eine Erfahrung fürs Leben.
Eine weitere Sache, die uns zusammengebracht hat, ist das gemeinsame Essen. So gab es gestern Abend für ein paar von uns selbstgemachte Waffeln mit Äpfeln, Zucker, Nutella und Marmelade zur Krönung dieser durchaus anstrengenden Woche. Das war definitiv einer meiner bisherigen Höhepukte dieser Woche.
Ein weiterer Höhepunkt bestand in der großartigen Chance, donnerstags einem sogenannten "Gypsy Dance" und anschließendem Konzert beizuwohnen. Die Zigeunerfamilie, die wir hierbei besuchten war so gastfreundlich, dass sie uns sogar noch Abendessen anbot. Der Tanz, den sie uns zeigte, war sehr traditionell, aber auch unfassbar schnell und dynamisch (vor allem der Teil der Männer) und da wir einen Fortgeschrittenenkurs sahen, waren auch alle sehr talentiert. Dieser Einblick in eine völlig andere Kultur war eine echte Ehre und unfassbar spannend und neu.
Ein weiterer, bisheriger Höhepunkt (neben dem Tag am Balaton) war der Abend, an dem wir - also ein paar unserer Multikulti-Gruppe - hier in Nagyvázsony einfach raus aufs Feld gegangen und auf einen etwa zehn bis 15 Meter hohen Haufen aus Heuballen geklettert sind, einfach nur, um oben zu sitzen und dem Sonnenuntergang zuzusehen (den wir allerdings leider größtenteils verpasst haben, wir werden es also bald wiederholen müssen). Das war das Gefühl purer Freiheit, auch, wenn es kein unfassbar aufregendes Ereignis war. Aber dieser Abend symbolisiert aus meiner Sicht die Einfachheit, mit der man hier sein Glück finden kann, wenn man nur bereit ist, sich darauf einzulassen. Passend hierzu ist auch ein Zitat von Nuno, einem unserer portugiesischen Freiwilligen, nachdem ich - als Deutsche - seiner Meinung nach zu oft auf die Uhr gesehen habe: "Stop looking at your watch all the time. It's not necessary to always have a plan, just live in the moment!"
Tja, ich schätze, es ist normal, dass mir die südländische, entspannte Lebensweise etwas schwerfällt, aber ich habe vor, sie hier zu lernen und das zukünftige Jahr dazu zu nutzen, eine Auszeit vom Schulstress und von allem zu nehmen und alles, einfach alles an Erlebnissen und positiven Eindrücken mitzunehmen, was geht.
Liebe Grüße,
Sophie