Brüssel und ich
So, da bin ich.
So, da bin ich.
Ich habe im Allgemeinen festgestellt, dass man sehr viel weniger schreibt, wenn man dann wirklich da ist, in der Fremde, im Abenteuer, beim Europäischen Freiwilligendienst. Den Grund weiß ich nicht. Ich könnte nur raten beziehungsweise von mir ableiten: wenn man schon Texte schreibt, dann sind es Mails an Freunde, Verwandte und Bekannte in der alten Heimat, so oder so kommt es dann schon zu Wiederholungen des Erzählten, es nochmal zu wiederholen wird aber dann irgendwann zu mühsam und langweilig. Und warum sollte man sich an dem festklammern, was man vor drei Tagen erlebt hat, wenn man doch jeden Tag Neues entdeckt.
Nun gut. Wie geht es mir? Gut. Ich sitze in meinem Zimmer, mit meinem tollen Wireless-Lan-Anschluss, das Fenster steht offen und der Mond scheint. Ich bin etwas K.O. heute, ansonsten wäre ich nochmal in die Stadt gefahren. Leider muss ich immer fahren, denn ich wohne wirklich am Arsch von Brüssel, kurz vor Drogenbos. Das schöne ist nur, dass die Entfernungen hier alle nicht die Welt sind. In zwanzig bis dreißig Minuten bin ich in Brüssel-Innenstadt, wenn man die Tram erwischt und nicht ewig warten muss.
Ewig warten muss man vor allem nachts. Das ist eine Sache, die ich hier wirklich bemängele. Zwischen 0.30 Uhr und 5.30 Uhr fährt nichts, außer Taxis (zu teuer). Das Leben ist aber nur in der Innenstadt oder Ixelles und wenn man wie ich das Pech hat, irgendwo am Rand zu wohnen... nein das ist nicht schön. Am Wochenende war es ja noch warm mit den 15 Grad Celsius, aber ich will mir das Ganze nicht im Winter vorstellen.
Meine Arbeit ist sehr offen. Das heißt, ich weiß am Tag vorher nicht, was ich am nächsten Tag mache, wobei mittlerweile habe ich sogar ein paar Termine. Manchmal sitzt man dann nur rum und wartet oder bombardiert Freunde mit Mails. In meiner sonstigen Freizeit entdecke ich beleuchtete Kraftwerke, Tramstationen mit Namen Houba de Strooper, Menschen die Febreez wie eine Pistole einstecken, eine Stadt die unglaublich verwirrend ist, wunderschöne Passagen, grüne Wiesen, Katzen in meinem Zimmer, 1000 Arten Zöpfchen zu flechten, 1000 Arten ein Kopftuch zu tragen und noch viel, viel mehr.
Au revoir, je suis heureuse.