Brot und Spiele: Peking 2022
Diese Reportage behandelt die Situation um die Olympischen Spiele 2022 in Peking. Dich erwarten Einblicke in Chinas Vergangenheit, Chinas Umgang mit Menschenrechte und eine kritische Auseinandersetzung auf die "Nachhaltigsten Winterspiele jemals".
Am 04.02.2022 begannen die Olympischen Winterspiele in Peking. Es sind die wahrscheinlich kontroversesten Winterspiele, der näheren Vergangenheit. Wie passt der olympische Gedanke mit Genozid und Menschenrechtsverletzungen zusammen? Sicher ist, dass diese Olympischen Spiele in die Geschichte eingehen wird.
Historik
Die chinesische Hauptstadt Peking war schon einmal Gastgeber der olympischen Spiele. Peking war nämlich auch schon 2008 der Gastgeber der Olympischen Sommerspiele. Dabei traten insgesamt 11.126 Athleten aus 204 Nationen gegeneinander an. Schon 2008 kritisierte Amnesty International die Spiele. Dabei kritisierte sie vor allem den niedrigen Stand der Menschenrechte in der Volksrepublik China. China war zu dieser Zeit das Land mit den meisten vollstreckten Todesurteilen und fiel zudem Negativ durch „Erziehung durch Arbeit“, fehlende Meinungsfreiheit und Folter auf. (1) Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sah mit der Vergabe der Spiele, eine Chance auf Besserung der Situation im Land. Nun ist Peking erneut Gastgeber Olympischer Spiele. Peking ist dabei die erste Stadt überhaupt, die sowohl Gastgeber der Olympischen Winter-und Sommerspiele war. Was hat sich seitdem im Land getan?
Menschenrechte
„IOC muss Menschenrechte während der Spiele einfordern“ so lautet die Forderung von Amnesty International zu den diesjährigen Spielen in Peking. (2) Die Lage der Menschenrechte habe sich laut Lisa Salza „seit den Sommerspielen 2008 dramatisch verschlechtert“, denn auch diese Spiele werden von den Menschenrechtsverletzungen überschattet. Im Mittelpunkt steht hierbei der Genozid an den Uiguren, der muslimischen chinesischen Volksabstammung. In der Provinz Xinjang werden systematisch Uiguren unterdrückt, umerzogen und ausgerottet. Dies teilte auch Adrian Zeis in einem Tagesschauinterview mit: „Die systematische Internierung einer ganzen ethno-religiösen Minderheit ist, vom Ausmaß her, vermutlich die größte seit dem Holocaust. China geht es dabei - anders als beim Holocaust - aber nicht darum, ethnische Minderheiten zu eliminieren. Sondern es geht darum, sie langfristig und auf eine ganz intensive Art und Weise in den chinesischen Staat zu integrieren. Kulturell, religiös, sprachlich, in jeder Hinsicht. Es handelt sich um einen kulturellen Genozid.“ (3) China bestreitet alle diese Vorwürfe. Bei der Eröffnungsfeier hat sogar eine Uigurin das olympische Feuer entzündet. Es war ein Versuch einer vermeidlichen Friedensbotschaft an die Uiguren. Jedoch hagelte es Kritik aus allen internationalen Journalistenkreisen. (4) Zusätzlich zu dieser Thematik kommt auch, dass weiterhin die Meinungsfreiheit in China stark eingegrenzt ist. Jegliche Kontaktaufnahme durch ausländische Journalisten mit der chinesischen Bevölkerung wird durchgehend von Vertretern der Regierung begleitet. Chinakritische Fragen zu stellen ist faktisch unmöglich. Freie Meinungsäußerungen werden in China besonders gegenüber ausländischer Presse nicht gestattet.
Nachhaltigkeit
Peking ist nun schon zum zweiten Mal der Austragungsort olympischer Spiele. So könnte man meinen, dass viele bestehende Anlagen benutzt wurden. So wurde zum Beispiel die alte Schwimmarena, zu einer Curlinganlage umfunktioniert. Auch das sogenannte Vogelnest, das alte Leichtathletikstadion, wurde für die Zeremonien wiederverwendet. Dennoch wurde viel Geld investiert, um neue Anlagen zu errichten. Schätzungen zufolge sollen die Spiele ca. 38,5 Milliarden Euro gekostet haben. (5)
China war allgemein nie als große Wintersportnation bekannt. Internationale Wintersportwettbewerbe fanden in China nur äußerst selten und zum Großteil nur für die Vorbereitung der Olympischen Spiele statt. Da Wintersport Weltcups größtenteils in Europa stattfinden, wird wahrscheinlich China in den nächsten Jahren leer ausgehen. So wird auch China ein weiteres trauriges Beispiel, wie größenwahnsinnige Olympiaanlagen nach den Spielen nie mehr benutzt werden. China ist dabei aber nicht das einzige Beispiel. Der Spiegel hat in einem Bericht aufgezeigt, in welchem Zustand die Skisprungschanzen der letzten Spiele heute sind. (6)
Besonders negativ fällt auch das neue olympische Skigebiet auf. So wurde ein gigantisches Skigebiet in einer Bergregion errichtet, in der extremer Wasserknappheit herrscht. Die Wasserversorgung wird durch kilometerlange Wasserpipelines sichergestellt. China stellt sich derweil als klimaneutraler Gastgeber dar. Dies wirkt aufgrund der Faktenlage wie ein schlechter Witz.
Fazit
Ich persönlich habe die Olympischen Spiele sportlich verfolgt. Meiner Meinung nach war es die richtige Entscheidung, die Spiele nicht zu boykottieren, da sonst die Athleten und nicht das Land China abgestraft werden würden. Vielleicht haben sogar die Spiele in China etwas Gutes gehabt, da so die Aufmerksamkeit auf die etwaigen Probleme gelenkt wurde und die Welt über die Menschenrechtslage gesprochen hat.
Quellen:
https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2007-4/china-olympische-spiele
https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/china-olympia-ioc-muss-menschenrechte-einfordern
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/china-cables-uiguren-103.html
https://www.sueddeutsche.de/sport/olympia-2022-eroeffnungsfeier-flamme-facke-uigurin-yilamujiang-1.5522234
https://www.insider.com/real-cost-of-beijing-games-10-times-chinas-reported-figure-2022-1
https://www.spiegel.de/geschichte/olympia-2022-skisprunganlagen-sind-milliardengraeber-was-aus-ihnen-wurde-a-7b0b29a4-c764-4cf6-b306-d35b8dbb9afa