Braşov und Umgebung
Am 24. Januar wurde in Rumänien der Tag der Vereinigung gefeiert, weshalb wir einen freien Tag hatten. Solche Feiertage sind natürlich immer eine gute Gelegenheit, um zu reisen und deshalb haben Alex, Katja und ich den Anlass genutzt, um nach Braşov (Kronstadt) zu fahren.
Die Stadt liegt im Südosten Siebenbürgens, also etwa in der Mitte von Rumänien, und hat um die 250.000 Einwohner. Im Süden und Osten ist Braşov von den Karpaten umgeben und wegen seiner schönen Lage am Fuß des Berges Tampa (967 Meter) wird die Stadt auch das Rumänische Salzburg genannt.
Das Wahrzeichen Braşovs ist die Schwarze Kirche, in welcher Siebenbürgens größte Orgel steht. Die Kirche war ehemals der Heiligen Jungfrau Maria geweiht, aber wegen eines Stadtbrandes im 17. Jahrhundert, der von der Kirche nur noch die geschwärzten Mauern stehen gelassen hat, hat sie den Namen Schwarze Kirche erhalten. Des Weiteren haben wir uns die Zitadelle angeschaut, von welcher man einen wunderschönen Blick über die Stadt hat, das alte Rathaus am Rathausplatz und die mittelalterliche Stadtbefestigung.
Aber Braşov hat auch für Jugendliche und Junggebliebene ein Nachtleben mit einigen schönen Bars und Pubs aufzuweisen, zum Beispiel den „Times Pub“ oder „Tipografia“. Außerdem ist es der perfekte Ort, um Wintersport zu betreiben, da die Karpaten eine gute Möglichkeit zum Skifahren oder Snowboarden bieten.
Die Stadt ist zudem bekannt für die „Jugend von Braşov“ Parade (Junii Braşovului), welches eine sehr alte Tradition ist und in Braşov seit 1910 gefeiert wird. Jeden ersten Sonntag nach Ostern reitet eine Gruppe von jungen Männern durch das Zentrum von Braşov, um den Frühlingsbeginn zu feiern. Die Jugend (Junii) und die traditionelle Kleidung stehen hierbei im Vordergrund.
Allerdings sind wir nicht nur in Braşov geblieben. An einem Tag haben wir einen Ausflug nach Sinaia gemacht, wo das Schloss Peleş steht. Mit dem Zug haben wir etwa eine Stunde nach Sinaia gebraucht. Schloss Peleş war die Sommerresidenz der königlichen Familie (Hohenzollern-Sigmaringen) von Rumänien und gilt als eine Art „Neuschwanstein der Karpaten“. Heutzutage ist das in den 1880er Jahren erbaute Schloss für Besucher geöffnet und es lohnt sich, das Gebäude zu besichtigen.
Natürlich sind wir auch nach Bran gefahren, um Schloss Bran anzuschauen. Der Ort ist etwa 30 Kilometer von Braşov entfernt und es fahren regelmäßig Shuttle Busse. Das Gebäude gilt als die Vorlage für die Burg von Graf Dracula in dem 1897 erschienenen Roman von Bram Stoker. In dem Buch wird sie als altertümliche Burg auf einem Felsen beschrieben, mit einer weiten Aussicht. Das stimmt auf jeden Fall schon einmal, allerdings ist es fraglich, ob das Vorbild von Dracula, der Fürst Vlad III. Drăculea, das Schloss je betreten hat. Gebaut wurde die Burg 1226 als militärische Festung und 1388 wurde sie von den Bürgern von Braşov fertiggestellt. Seitdem hat sie häufig den Besitzer gewechselt. Seit 1957 war das Schloss im Besitz von Rumänien und es wurde zu einem Museum, welches heutzutage eine wahre Touristenattraktion ist. Rund eine halbe Million Menschen besuchen es jährlich. 2006 wurde die Burg an seine rechtmäßigen Besitzer Dominik von Habsburg und seine Familie zurückgegeben, welche das Schloss aber gerne für 59 Millionen Euro verkaufen würden. Für diesen Preis hat sich aber bisher noch kein Käufer gefunden.
Uns hat eine andere Freiwillige erzählt, dass es nicht wert ist, Schloss Bran von innen zu sehen und da es für rumänische Verhältnisse auch eher teuer war, haben wir es nur von außen begutachtet und uns in dem Ort umgeschaut.
Für unsere Reise nach Braşov hatten wir dieses Mal den Zug gewählt – das war das erste Mal. Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob Bahnfahren in Rumänien anders ist als in Deutschland.
Mein Fazit ist, dass es auf jeden Fall genauso sicher oder unsicher ist wie in jedem anderen europäischen Land. Allerdings sind nicht selten Bettler im Zug und Beschilderungen am Bahnhof sind nicht so ausgeprägt wie zum Beispiel in Deutschland. Generell muss man für Zugfahrten recht viel Zeit einplanen, da die Züge ziemlich langsam fahren. Zum Beispiel haben wir für die Strecke von Cluj nach Braşov – etwa 270 Kilometer –mehr als sieben Stunden gebraucht. Eine Gemeinsamkeit mit Deutschland ist, dass die Züge genauso unpünktlich sind wie bei uns. Fast jeder Zug war zu spät und auch wenn er nicht zu spät losgefahren ist, dann waren wir nicht pünktlich am Ziel. Jedoch ist Zugfahren definitiv eine gute Möglichkeit, um die schöne Landschaft zu genießen.
Abschließend kann ich sagen, dass es wieder einmal eine schöne Reise gewesen ist und uns auch die Kälte nichts anhaben konnte.