Blanke Popos und blanke Nerven
Abenteuerliche Busfahrten, vergebliches Warten am Bahnhof und das übliche Chaos in der Grundschule. Ein paar Geschichtchen aus einem ereignisreichen Tag.
Es ist kurz vor 21h und ich steig in meinen Bus – die Linie Minibus, die nur mit Minibussen fährt. Das macht den Fahrern Spaß, weil dann kann man besser beschleunigen und bremsen und so. Ich bin gerade stocksauer. Da hilfts auch nix, dass ich am Steuer denselben Fahrer entdecke, der mich schon auf der Hinfahrt in die Stadt geschleudert hat. Im Gedächtnis blieb er mir vor allem, weil er am Steuer Chips gegessen hat. Eine Freiheit, die ich bisher noch bei keinem französischen Busfahrer entdeckt hatte. Ganz im Gegenteil zu Telefonieren oder laut Musik hören. Aber mein heutiger Fahrer sollte mir später noch zeigen, was im Minibus so allen geschehen kann.
Ursprung meines Grolls war die Tatsache, dass unsere Organisation noch eine Polin und eine Italienerin in einem kleinen Dorf am anderen Ende der Region beherbergt. Obwohl die beiden ungefähr 3 Stunden bis nach Nancy brauchen, müssen sie trotzdem unbedingt hier ihren Sprachkurs machen (aber unserer ist ja auch nicht so dolle, wird wohl spottbillig sein). Da der aber für die Polin früh morgens und für die Italienerin abends ist, brauchen die zwei eine Unterkunft in Nancy. Logische Schlussfolgerung ist natürlich, sie bei mir einzuquartieren, ich hab ja schließlich kein Recht auf Mitsprache oder ein Veto oder so. Alles schön und gut, ich also heute Nachmittag noch los, um eine zweite Decke zu besorgen, nach der Arbeit in die Stadt gefahren (Minibussrrrr) und am Bahnhof auf die Gute gewartet. Nach einer halben Stunde hab ich ihr dann geschrieben, wo genau ich am Bahnhof auf sie warte. Zurück kam „Sorry I not understand. Who are you?“ Ungläubig schrieb ich zurück. Und wurde schon ganz fuchsig. Und dann darf ich – auf Nachfrage! - erfahren, dass die Madame den letzten Bus verpasst hat und daher gar nicht kommt.
Also... ich find das immer öfter gar nicht so schlecht mit der German Genauigkeit.
Nach einer Frust-SMS an meine Kollegin Virginie (ENDLICH kann ich mal französische Schimpfwörter gebrauchen!) machte ich mich also wieder auf den Weg nach Hause (Minibssrrssrsr).
Am Steuer also mein alter Freund, der Busfahrer. Neben ihm hing sein ziemlich beleibter Kumpel. Die beiden hatten viel Spaß zusammen. Auf dem Armaturenbrett lag des Kumpels Handy aus dem laut Musik plärrte. Gleich an der ersten Ampel musste der Fahrer mal hupen, und ab da an war sein Freund nicht mehr zu bremsen und hupte für die nächsten zehn Minuten ungefähr einmal pro Minute, wann immer er es für angebracht hielt. Außerdem entdeckten die beiden in einem Taxi, das neben uns fuhr, einen ihrer Freunde, oder vielleicht wollten sie einfach nur mal so mit dem Herren reden, auf jeden
Fall wurden in voller Fahrt die Türen aufgemacht und ein paar Nettigkeiten ausgetauscht. Gottes Strafe folgte aber nicht wenig später, als das Handy in einer scharfen Kurve über das Armaturenbrett schlitterte und in eine Spalte zwischen Buswand und irgendetwas anderem fiel. Der korpulentere der beiden, der, der nicht den Bus lenkte, hing ab da an hauptsächlich auf dem Boden rum, fischte mit seiner Hand nach dem Handy und präsentierte den ausschließlich weiblichen Fahrgästen seinen Lendenwirbelbereich und auch das, was danach kommt.
Interessanterweise war das ja schon mein zweiter Hintern heute – zum Glück nur der zweite! Als der kleine Hugo mir mitteilte, dass er Kaka in seine Hosen gemacht hat, hatte er sich ja zum Glück getäuscht. Zum Glück für mich und auch zum Glück für ihn, ich weiß nämlich nicht, wie viel ich von dem Jungen noch aushalte bevor ich mein letztes Quäntchen Sympathie verliere. Er kann nicht ordentlich essen, er schubst und stößt die anderen ununterbrochen und wenn man ihm was sagt, ist es, als ob man gegen eine Wand redet. Aber nicht weil er böse ist, man hat einfach den Eindruck, dass er einen nicht hört. Dass er und sein großer Kopf irgendwie nicht harmonieren.
Mein erster Popo heute gehörte also dem süßen Eliott, der nach dem Kaka machen dann doch noch etwas Hilfe brauchte, was ein bisschen seltsam war, schließlich ist er ein unglaublich hübscher Junge mit einem genauso hübschen Papa. Aber das ist eben Natur, da kommen wir wohl alle nicht drum rum!
Am Nachmittag in der Grundschule gab es nur das übliche Chaos, die gleichen Verdächtigen wie jedes Mal handeln sich alle zwei Minuten Ärger ein und klein Theo und klein Arthur staunen wie die Weltmeister über Trick 17 im Falle eines Trinkpäckchens ohne Strohhalm (Ecke aufschneiden).
Jetzt sitz ich also doch alleine zu Hause aber das find ich heute nicht mal schlimm. Und immerhin bleiben mir nur noch 15einhalb Stunden Arbeit bis zu meiner Woche Südfrankreich. Endlich endlich!
Commentaren