Beten und Besuch
Von Erfahrungen mit dem Glauben in anderen Ländern und der Kurzfristigkeit von Freiwilligen.
Hier wieder einmal paar brandneue News aus Tesin.
Die letzte Woche war ich in Vsetin gewesen, einer größeren Stadt nah an der slowakischen Grenze. Dort fand das Multicamp statt, zu welchem ich mit den Jugendlichen aus der Gemeinde gefahren bin. Multicamp ist eine Veranstaltung die über 5 Tage geht, auf welcher sich die Jugendlichen aus den Brüdergemeinden treffen.
Eine fetzige Geschichte, so begann jeder Tag 7 Uhr mit dem Frühstück, welches neben dem Hostel-Frühstück in London das schlechteste war was ich je erlebt habe. Dieses bestand neben Rohliki (wie kleine Baguettes) und Brot noch aus Konfitüre und einem Aufstrich, dieser war zusammen gepanscht aus, entweder Fisch, Käse oder Wurst und Frischkäse, klingt appetitlich, ist es aber nicht.
Weiter ging es mit einer Predigt und Lobpreis, wie ihr ja wisst ist Lobpreis nicht so mein Fall, aber naja, Aufstehen Pflicht. Desweiteren gab es dann Seminare, in welchen meisten Glaubenssachen behandelt wurden, aber auch ab und an solche Sachen wie künstliche Befruchtung, Homosexualität und das Planen einer Familie. Diese Seminare waren wirklich recht interessant. Oha, hab vergessen das Thema von diesem Multicamp zu nennen: „Sexualni Chaos“, so ging es dem entsprechen um viele tabu Themen, schon recht informativ.
Am Nachmittag hatte man die Möglichkeit zwischen verschiedenen Workshops zu wählen. Ich war beim Frisbee spielen, das war richtig dick. Wir haben immer zwei Mannschaften gebildet und dann auf Tore geschossen, so ähnlich wie Fußball, aber enorm fetziger.
Am Abend gab es dann nochmal Lobpreis und Predigt. Danach durfte man dann wählen zwischen Sport, Diskussion, Film oder irgendwas machen, das ging bis 23:30.
Ihr merkt schon, dass alles straff durchgeplant ist. Ich hab auch noch nie so ein straffes Programm gesehen.
Aber es war wirklich schön gewesen, so hat man wieder viele nette Leute kennen gelernt und ich bin überrascht gewesen wie viele Deutsch sprechen können. Ach ja, mein Tschechisch ist ja wirklich noch in den Kinderschuhen, also hab ich viele Seminare und Predigten übersetzt bekommen, das war ganz lustig, weil ich einfach Leute gefragt habe ob sie so nett wären, und es haben sich echt viele gefunden.
Eine etwas krasse Geschichte noch. Das Ganze war in einer Schule, also haben wir in den Klassenräumen geschlafen, aufgereiht wie Hühner. Das ist gar nicht mein Fall, nachdem ich also zwei Nächte ultra schlecht geschlafen hatte, bin ich dann in die Turnhalle ausgewichen.
Also legte ich mich schlafen, doch plötzlich ging die Tür auf und es kamen zwei Mädchen, so 13-14 herein. Naja, ich hab gedacht, wirst du mal sehen was die so machen und hab mich schlafend gestellt. Sie fanden es anscheinend sehr lustig, dass jemand in der Turnhalle nächtigt und kamen zu mir in den Materialraum.
Dem nicht genug, ging gleich danach die Tür wieder auf, die Mädchen in ihrer Angst entdeckt zu werden sprangen fix zu mir auf die Matratze. Ich versuchte sie noch in meinem schlechten Tschechisch davon abzuhalten, was nicht geklappt hat, wie auch, wenn sie mich nicht verstehen. Ich hab nur gedacht, wie das aussehen muss. Doch die Tür schloss sich wieder, ich schon froh und durchatmend, doch das Licht ging an und der Mann kam wieder herein. Ich hab gedacht ich muss im Erdboden versinken und versuchte nun in Englisch die Situation zu erklären. Er gab sich sehr verständig, aber er hätte es auch leicht in den falschen Hals bekommen können: „Der Deutsche macht die kleinen Mädls klar“
Hab mit ihm nochmal am nächsten Tag darüber geredet, er meinte: „It has looked really strange.“
Also so sieht Multicamp aus, aber es war eine schöne Erfahrung und ich hab viel erlebt und gelernt.
Als ich Sonntag gegen 3 ankam, klingelte das Handy und Nicolaus (Freiwilliger aus Bratislava), fragte ob er und Nikolai (Freiwilliger aus Bratislava) bei mir schlafen könnten, da sie noch ein wenig freie Tage haben und gerade sowieso unterwegs wären. Für mich natürlich kein Problem, zwar noch etwas geplättet vom Multicamp. Eine viertel Stunde später waren sie da, auch gut.
Die ersten Gäste in meiner schönen Wohnung. Am Montag waren wir abends noch in der wunderschönen Cajovna, einem herrlichen Teehaus, in welchem Montag ein Film gezeigt wird.
Es war wirklich herrlich und der kurzfristigste besuch den ich je bekommen habe.
David hat heute eine Ratte bekommen, das heißt wenn er nicht da ist, weiß ich was ich zu tun habe. Mal sehen wie lang dieses Tier es bei ihm aushält und wie es nach zwei Wochen stinkt.
Ansonsten geht es jetzt dem Winter zu und es ist noch ungewöhnlich warm dafür.
Ich wird sehen was die Zeit noch bringt, hoffentlich Tschechisch, aber freue mich jeden Tag das es schon so gut klappt, davon bin ich ziemlich überrascht.
Vielen Dank für die lieben Grüße immer, das gibt einem enorm Kraft, wenn man gern in Annaberg wäre.
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