Belgrad und Baucamp
In den bulgarischen Osterferien war ich in Bulgarien und Serbien unterwegs und danach eine Woche in einem Baucamp.
Hinter mir liegen ereignisreiche Wochen – meine bulgarischen Osterferien habe ich dazu genutzt, Bulgarien etwas besser kennenzulernen und zum ersten Mal nach Serbien zu reisen. Danach habe ich eine Woche lang an einem Baucamp in einem kleinen bulgarischen Dorf teilgenommen.
Anfang Mai war ich mit Nikola, den ich aus dem SV-Projekt an der deutschen Schule kenne, zwei Tage lang in der Mitte Bulgariens. In Kazanlak haben wir einen alten Freund Nikolas getroffen und waren zusammen mit ihm im – von jedem Reiseführer angepriesenen – Thraker-Grab. Allerdings war es ziemlich klein und unspektakulär. Den Rest des Tages haben Nikola und ich in Shipka verbracht – ein kleiner Ort, in dem man außer dem Besuch der russischen Kirche nichts machen kann, als spazieren zu gehen.
Am nächsten Tag waren wir dann am Freiheitsdenkmal am Shipka-Pass. Dieser Turm wurde in Erinnerung an die Kämpfe im russisch-osmanischen Krieg 1877/78 errichtet, da diese zur Unabhängigkeit Bulgariens führten. Um zu Fuß zum Denkmal zu gelangen, muss man erst 900 Stufen hochsteigen, wird dafür aber mit einer fantastischen Aussicht belohnt.
Die nächsten drei Tage (das orthodoxe Osterfest) habe ich in Belgrad verbracht. Begonnen hat dieser Reiseabschnitt mit einer kleinen Premiere: Ich bin zum ersten Mal mit dem Schlafwagen gefahren. Allerdings hat man mir diese Unerfahrenheit am Bahnsteig auch angesehen – mir hat die Zwei-Liter-Bierflasche gefehlt, die die anderen Reisenden als Einschlafhilfe dabei hatten. An der serbischen Grenze habe ich einen neuen Stempel in meinen Reisepass bekommen und war etwas überrascht, als einer der Zöllner angefangen hat, sich mit mir auf Deutsch zu unterhalten.
In Belgrad habe ich in einem Hostel gewohnt, das auf einem Seitenarm der Save schwimmt. Das Frühstück dort ist einmalig – man sitzt auf der Terrasse direkt am Fluss, die Morgensonne vertreibt die letzte Müdigkeit und der Blick schweift über die grüne Umgebung. In Belgrad habe ich mich zwei Tage lang treiben lassen und das Flair der Stadt genossen. Nach dem ich das letzte Mal im quirligen und vollen Istanbul unterwegs war, hat mir in Belgrad besonders die entspannte Atmosphäre gefallen: viele Parks, kaum Touristen und sehr nette Menschen.
Sehr spannend war für mich das Sprechen. Bevor ich nach Bulgarien gekommen bin, wusste ich nicht, dass Bulgarisch und Serbisch relativ eng miteinander verwandt sind. Dadurch konnte ich alles Wichtige auf Schildern und Karten verstehen und auch beim Reden klappte die Verständigung sehr gut. Im Hostel habe ich alle Sehenswürdigkeiten auf Serbisch erklärt bekommen und das Meiste verstanden, genauso konnte ich aber auch am Bahnhof mein Ticket auf Bulgarisch kaufen.
Nach meinem Osterurlaub bin ich wieder mit dem Nachtzug zurück nach Sofia gefahren und von dort aus ging es nach Bela Rechka zum Baucamp. Das Dorf liegt umgeben von wunderschönen, grünen Bergen tief im Balkangebirge. Einmal im Jahr findet dort das Goat-Milk-Festival statt – ein kleines internationales Kulturfestival mit vielen verschiedenen Workshops. Normalerweise ist das Dorfleben der gut 60 Einwohner sehr ruhig: morgens werden die Ziegen auf die Weide getrieben, man arbeitet im Garten; nachmittags sitzen die meist schon älteren Dorfbewohner auf den Bänken vor ihren Häusern und unterhalten sich.
Mit neun anderen Freiwilligen habe ich dort an einem Baucamp teilgenommen, bei dem das alte Schulgebäude, das vor allem für das Festival genutzt wird, (weiter) renoviert wurde. Wir haben angefangen im Garten eine „Relaxing-Area“ und einen Weg anzulegen, die Kamine auszubessern und eine Hauswand neu zu verputzen und zu streichen.
Da ich als einziger größere Bulgarischkenntnisse hatte, war ich oft Vermittler zwischen den Freiwilligen und den Dorfbewohnern. Das Übersetzen hat wirklich Spaß gemacht, weil die Einheimischen oft sehr interessante Dinge erzählt haben. Besonders herzlich war Baba Deshka („Oma Deshka“), die jeden Morgen für uns Banitza gebacken hat und uns öfter daran erinnert hat, nicht die ganze Zeit zu arbeiten, sondern auch mal Pause zu machen.