baldige Vermissung
Von dem Gefühl, welches jetzt schon kleine graue Wolken herbeizieht, was ich alles vermissen werde und was ich doch auch gleichzeitig gelernt habe.
Einmal geblinzelt und schon haben meine letzten Wochen auf der Arbeit angefangen. Denn es ist in der letzten Zeit ist so viel passiert, dass ich selbst gar nicht gemerkt habe, dass ich in die letzten Wochen hineingeschildert bin. Und damit auch in ein Gefühlschaos, dass ich gar nicht wahrhaben will. Denn obwohl ich die letzten Wochen genießen will, alles in mich aufsauge will, bemerke ich ja, dass es einer der letzten Male ist.
Denn einerseits freue ich mich ja schon sehr bald meine Freunde und Familie zu sehen und Zeit zu verberbringen, anderseits sticht mein Herz und mir kommen die Tränen jedes Mal, wenn ich nur daran denke, Haapsalu, den Ort zu verlassen, der mein Zuhause wurde.
Und das hat verschiedene Gründe.
Meine Mitmenschen, die mir so sehr ans Herz gewachsen sind.
Die Ungewissheit über die Kinder, die mir ans Herz gewachsen sind. Ich durfte sie Monate lang begleiten, sie kennenlernen und nun erfahre ich nicht, wie sich entwickeln, es wird immer das Wundern um ihre Zukunft bleiben, mit den besten Wünschen für ihre Zukunft.
Meine Entwicklung hier, ich kann mich noch gut an die ersten Tage und Wochen erinnern, ich nervös und auf mich allein gestellt, mit verschiedenen Problemen gehadert, und sie doch überwunden. Ich bin stolz auf die Person, die sich entschieden hat, hier her zu kommen, die Person, die sich Schwierigkeiten entgegenstellt, hat, die Person, die sie überwunden hat, die Person, die immer wieder gewagt hat, die Person, die einige Sachen egal wurden, die Person die Verantwortung übernommen hat, die Person die sich hier ein Leben aufgebaut und die Person, die ich nun bin. Zwar ist in diesem Leben hier nicht viel in meinem sozialen Leben passiert, aber in mir und meinem Mindset. Ich habe so viel über mich gelernt, dass dies einer der Gründe ist, die mich so eng mit meinem Leben in Estland verbinden. Ich habe gelernt, dass ich mich kulturellen Unterschieden anpassen kann, und jedoch ich selbst lernen kann, ich habe gelernt an den richtigen Stellen auf mich zu hören und wann es besser ist, sich der Angst zu stellen, dass das manchmal mehr Zeit und manchmal weniger Zeit benötigt, ich habe gelernt nicht mehr alle meine Handlungen zu hinterfragen, gelernt ein Stück mehr erwachsener zu sein und dennoch Kind zu sein und das wichtigste von allem: Ich habe gelernt mit dem allein sein umzugehen und gelernt, wie schön es doch ist, so viel Zeit mit mir zu verbringen.
Das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber es ist auch das erste Mal, dass ein Leben ganz meins ist, durch meine Antriebskraft und meine Selbstbestimmung: Was möchte ich auf der Arbeit machen? Was in meiner Freizeit? Was zum Essen am Wochenende? Und wohin will ich am Wochenende reisen? Es fühlt sich an, als hätte ich mir etwas Erschaffen, dass zum ersten Mal nur mir alleine gehört und auch eigentlich nur von mir kommt. Und es fühlt sich wunderschön an!
Ich werde die Gelassenheit und Ruhe aus Haapsalu vermissen, die Seelenruhe, die sich in mir ausbreitet, wann immer ich aus der Tür trete. Zudem auch noch die salzige Luft, den störrischen Wind, das Rauschen des Meeres, die Holzhäuser in verschiedenen Farben und die Leichtigkeit und Sorglosigkeit, die ich fühle.
Ich werde die Sprache vermissen, die Kultur und das Land, in die ich mich doch so schnell verliebt habe.
Eigentlich werde ich alles vermissen, was mein Leben hier aus(ge)macht (hat).