Aventura Puerto Venecia
Ich brauche endlich eine Winterjacke! Also nichts wie auf zu Europas größtem Einkaufs- und Freizeitzentrum. Der Weg dahin ist allerdings erst mal ein kleines Abenteuer...
Die letzten Male hat das mit dem Trampen wetterbedingt nie geklappt und weil wir uns nicht sicher sind, wie lange man warten muss, wollen wir ganz früh aufstehen. So um 7 Uhr, damit wir eine halbe Stunde später am Straßenrand stehen. Das Schild mit „Huesca“, da wo wir hin wollen, haben wir gestern schon gemalt. Es wird deutlich später als halb 8, was leider an mir liegt. Wir positionieren uns und sind erst mal enttäuscht, denn die Autos fahren in jede Richtung, nur nicht in unsere. Zwei Autos fahren vorbei, dann kommt ein Kleinbus- und fährt tatsächlich rechts ran. Das ging aber schnell! Völlig perplex klettern wir auf die Rückbank. Ja, zum Bahnhof bitte. Wir erzählen ein bisschen über uns. Klar, das Paar mit Hund in dem Auto ist auch ein bisschen jünger und sie hören Reggae. Besser kann mans doch gar nicht treffen. In Huesca lassen sie uns an einer roten Ampel raus und wir bedanken uns überschwänglich. Und nichts wie auf zum Bahnhof, es ist noch vor 9! Deshalb kriegen wir auch noch den Bus nach Zaragoza um 9.15 Uhr. Eigentlich wollten wir ja mit einer Mitfahrgelegenheit von einer Website mitfahren, aber die hat sich auf meine Nachricht einfach nicht gemeldet. Die Busfahrt ist nämlich viel teurer und wir bekommen nicht einmal Rabatt mit unserer Jugendkarte. Aber die Fahrt ist auch schnell- schon eine Stunde später sind wir am Bahnhof in Zaragoza. Jetzt stellt sich nur die Frage, wie wir am besten zu diesem Einkaufszentrum kommen. Der Busfahrer meint, mit der Nummer 34 und danach mit der 31 weiter. Gesagt und eingestiegen. Kreuz und quer geht es durch die Stadt, fast eine Stunde lang, bis wir an besagter Haltestelle aussteigen und auf die 31 warten. Wir sind wohl nicht die einzigen, die den freien Brückentag nutzen, um dorthin zu fahren. Dieser Gedanke kommt mir das erste Mal, als ein voller 31er Bus an uns vorbeifährt, weil er einfach schon zu voll ist. Und da es keinen festen Busplan gibt, sondern immer im Minutentakt verschiedene Busse vorbeifahren, wissen wir auch nicht, wann kommt der nächste? 20 Minuten später. Für uns eine Ewigkeit- wir haben doch eh nicht so viel Zeit, weil wir den Zug zurück nach Ayerbe kriegen müssen! Auch dieser Bus ist gerappelt voll und auch die Straßen zum Puerto Venecia hin- Stau und Polizisten, die den Verkehr leiten. Das fängt ja gut an! Wir steigen an der erstbesten Haltestelle aus, in der Hoffnung, dass das nahe beim H&M ist. Glück gehabt! Das ist das erste, was wir sehen. Zwischen den Läden gibt es ein Gewässer, auf dem man mit Ruderbooten herumfahren kann und entspannende Musik dröhnt aus den Lautsprecherboxen, die überall aufgestellt sind. Ich ziehe meine Jacke aus, die ich hier bei über 20° und Sonnenschein eher nicht brauche. Ab ins Getümmel und ich werde bei Shana fündig, ein dunkelroter Wintermantel zu einem unschlagbaren Preis. Noch ein paar Tops, Shirts, eine Mütze, eine Fleece Jacke und ein leichter Tourenrucksack für zukünftige mehrtägige Ausflüge in Spanien landen in meinem Einkaufskorb. Da wir noch ein bisschen Zeit haben, beschließen wir, gleich hier die Lebensmittel für die kommende Woche einzukaufen. Vor lauter Kassen, finden wir den Eingang nicht und müssen vom Sicherheitspersonal darauf hingewiesen werden. Außerdem wird meine Einkaufstasche in eine Plastikfolie eingeschweißt, damit ich nicht klauen kann. Im Supermarkt des Corte Inglés entdecke ich ein ganzes Regal voller Bio-Waren und ein Kühlregal mit Tofu-Produkten! Unglaublich, ich fange fast an zu weinen, als ich deutsches Vollkornbrot sehe (auch wegen dem Preis)! Das muss mit. Schnell erledigen wir den Rest der Einkäufe, stopfen alles in meinen neuen großen Rucksack und machen uns wieder auf den Rückweg, für den wir vorsichtshalber auch mal eine Stunde und ein bisschen mehr eingeplant haben. Die brauchen wir auch und überlegen schon mit bangem Blick auf die Armbanduhr, was wir machen, wenn wir den Zug nicht kriegen. Zurücktrampen? Ganz umsonst überlegt- wir kommen rechtzeitig an, sodass sogar noch Zeit bleibt, auf der Wartebank Platz zu nehmen und ein Stück Schokolade zu essen. Das Mittagessen haben wir nämlich komplett vergessen. Nach Huesca bleiben wir auf einmal auf offener Strecke stehen, keiner sagt etwas, aber halb so wild. Wir müssen nur auf einen entgegenkommenden Güterzug warten. Völlig erschöpft von den vielen Tüten und dem vielen Busfahren kommen wir zuhause an. Wir sind aber auch sehr glücklich, dass alles so unerwartet gut geklappt hat und grinsend dankt Laeti in ihrem Tischgebet für den heutigen Tag.