Ausflüge
In den letzten Wochen standen ein paar Ausflüge an. Außerdem habe ich meine ersten Bären gesehen.
Inzwischen ist in Esso so langsam Frühling. Das heißt, dass es ab und an noch schneit, die Temperaturen zwischen minus 5° und plus 8° schwanken und die Natur nicht mehr weiß ist sondern eher braun und unattraktiv. Überhaupt ist diese Jahreszeit die unsympathischste. Denn weder ist es Winter noch ist es Frühling. Es ist einfach die Übergangszeit.
Dennoch standen in den letzten Wochen einige Touren in die Natur an.
So unternahm ich mit Vera, Susan und Kostja einen vierstündigen Ausflug zu Fuß zum Tscheremtschanka, einem Fluss in 5 km Entfernung von Esso. Der Schnee war zwar überwiegend geschmolzen, aber der Boden war ziemlich matschig. Dennoch machte es Spaß mal wieder raus zu kommen und etwas von der Natur zu sehen.
Am Donnerstag, den 12.5. konnten Susan und ich mit drei Inspektoren des Parks im Geländewagen zum Ketatschan fahren. Der Ketatschan ist ein Fluss im Süden des Parks. An seinem Ufer befindet sich ein weiteres Kardon, dass im Sommer ebenfalls von einem Inspektor besetzt ist und zu dem auch geführte Touren für Touristen angeboten werden.
Die Inspektoren fuhren dort hin, um zu untersuchen, in welchem Zustand sich das Kardon befand und da noch zwei Plätze frei waren, konnten Susan und ich mit.
Also fanden wir uns am Donnerstagmorgen um 8 Uhr im Park ein.
Kurz darauf kam der Direktor ins Büro, sagte hallo und verschwand noch ehe ich sagen konnte, dass wir doch mitfahren wollten. Scheinbar hatte er vergessen, dass ich ihn am Tag zuvor noch gefragt hatte, wann wir fahren würden. Aber manche Menschen sind eben bisweilen etwas vergesslich. Aber zum Glück wusste ja einer der Inspektoren, dass wir fahren würden. Also kam der Direktor ein paar Minuten später wieder angefahren und wir fuhren los.
Zunächst ging es die bekannte Hauptstraße nach Süden Richtung Milkovo. In Milkovo bogen wir auf eine kleine Seitenstraße ein und fortan führte uns der Weg wieder nordwärts durch ein landschaftlich sehr interessantes Tal.
Während der Fahrt machten wir zwei Pausen, einmal zum Essen, einmal um Mineralwasser aus einer Quelle zu probieren, die am Wegesrand entspringt.
Außerdem mussten wir mitten in der Natur plötzlich vor einer Schranke anhalten und eine Kontrolle passieren. Auf meine Nachfrage hin erfuhr ich, dass hier kontrolliert wird, wer in das Gebiet einfährt, da es sich um ein Erz – und Goldabbauregion handelt.
Nachdem diese Kontrolle aber passiert war, wurde die Landschaft nochmal etwas schöner. Außerdem wies uns Pjotr Petrowitsch auf die zahlreichen Bärenspuren, die man im Schnee sehen konnte hin.
Und tatsächlich sahen wir dann auch plötzlich ca. 100 m vor uns eine Bärenfamilie, bestehend aus Mama und drei Kindern, über die Straße gehen. Wir fuhren dann weiter, bis wir auf Höhe der Bären anhielten, sie waren jetzt ca. 20 m entfernt. Wir stiegen dann sofort aus, um die Tier zu fotografieren (auch für die Inspektoren ist es ein besonderer Moment, wenn sie einen Bären sehen). Die Mutter richtete sich dann sogar noch kurz auf, schaute uns an und lief dann mit ihren Kindern im Schlepptau davon.
Das war also meine erste Bärenbegegnung. Und übrigens haben die Bären meiner Meinung nach rein gar kein aggressives Verhalten an den Tag gelegt, sondern haben, so meine Meinung, eher interessiert gewirkt und sind dann einfach weitergegangen.
Und auch wir fuhren dann weiter.
Als bald verließen wir dann die Schotterstraße und die letzten 2 km sollten über einen alten, nicht befestigten Weg führen.
Es lag allerdings noch etwas Schnee und einige tiefe Wasserlöcher versperrten den Weg. An einer Stelle stiegen wir aus, um eine Passage durch den nassen Tiefschnee zu finden. Letztendlich fuhr Igor Anatolewitsch aber einfach gerade aus durch ein Wasserloch. Auch wenn Susan und ich dachten, dass der Geländewagen jetzt stecken bleiben würde, manövrierte Igor Anatolewitsch den Wagen durch das Wasserloch.
Dann ging es weiter durch Schneematsch und Wasserpfützen bis zu einem Fluss ohne Brücke.
Um den Fluss zu überqueren mussten wir zunächst an einer geeigneten Stelle in die Eiskante am Ufer eine Abfahrt hacken, damit wir mit dem Geländewagen in den Fluss kamen.
Dann musste man einen Weg durch den Fluss suchen, in der Hoffnung, dass man nicht in zu tiefes Wasser kam und der Geländewagen nicht Wasser fasste.
Susan und ich durchquerten den Fluss zu Fuß in Beinlangen Gummistiefeln. Als wir auf der anderen Seite standen versuchte Igor Anatolewitsch gerade wieder aus dem Fluss herauszufahren. Allerdings gelang ihm das auf Grund der steilen Uferkante nicht sofort, weshalb Susan und ich die letzten 800m zum Kardon zu Fuß zurück legten.
Ein paar Minuten, nachdem wir am Kardon amkamen, folgten auch die anderen mit dem Geländewagen.
Während die Inspektoren dann das Kardon untersuchten machten Susan und ich ein Feuer, um Tee zu kochen. (Wir bekamen das Feuer sogar recht flott in Gang…freu!!)
Dann kam es eine der reichhaltigen Vesperpausen, die man hier in Russland gerne hält, wenn man unterwegs ist.
Nachdem gegessen war packten wir uns auch schon wieder zusammen und nach ca. 2 Stunden am Kardon fuhren wir wieder zurück.
Auch auf dem Rückweg ging es wieder durch den Fluss und einige Schlammlöcher. Da wir den Weg nun kannten ging es aber leichter. Nur an der Stelle, an der wir den Fluss wieder verließen, mussten wir nochmal mit der Axt eine Rampe in das Ufereis hacken.
Als wir wieder auf der Schotterstraße waren, sahen wir wieder einige Bärenspuren, Pjotr Petrowitsch dokumentierte sie und dann lief uns auch noch ein Fuchs über den Weg. Dann ging wieder auf die achtstündige Rückfahrt.
Um ca. 1.30 Uhr nachts waren wir dann wieder zu Hause.
Am Montag, den 16.5. wurde auf der Planjorka beschlossen, dass ich die drei Engländer, die gerade für zwei Wochen in der Baßa wohnen und im Park arbeiten, zum Ikar –See führen sollte, damit wir erstens die Wanderroute dorthin inspizieren konnten und zweitens auf dem Rückweg Müllsammeln konnten.
Also ging es gegen 10.30 auf die 16 km lange Tour. Obwohl ich den Weg im Winter schon einige Male zurückgelegt hatte, sah jetzt alles anders aus, so ganz ohne Schnee.
Dennoch kam mir der Ausflug gelegen, um wieder raus zu kommen. Allerdings war es auch recht anstrengend in Gummistiefeln und mit einem immer voller werdenden Müllsack auf dem Rücken die 8 km zurück zu laufen.
Schon am Freitag, den 20.5. stand der nächste „Ausflug“ an. Ich fuhr mit Vera und Susan die altbekannte Strecke nach Petropavlovsk. Dort trafen wir uns am Samstag mit drei neuen Volontären aus Deutschland und Luxemburg. Benjamin, Stefan und Maude werden genau wie ich für ein Jahr im Bystrinskij Naturpark arbeiten.
Zusammen mit ihnen ging es noch in einen Outdoorladen, um die Ausrüstung der Volontäre mal wieder aufzustocken.
Am Sonntag ging es dann die 10 Stunden wieder mit dem Bus zurück nach Esso.
Ansonsten stehen im Park zurzeit viele Aufräumarbeiten an, denn über den Winter hat sich so einiges an Müll angesammelt.
So war ich einige Male damit beschäftigt, den Parkhof von Müll und altem Laub zu befreien, Müll zu sammeln oder das Territorium um die Garage an der Baßa aufzuräumen.