Aufkommende Weihnachtsstimmung, oder doch nicht ? - Mein Dezember
Dezember, Winter, Weihnachtsstimmung
Wie sah all dies bei mir aus und was habe ich im Dezember alles erlebt ?
Ein kleiner Blick auf den Kalender verriet mir, wir befinden uns schon im Dezember. Von Weihnachtsstimmung bei mir allerdings noch keine Spur, weder das Wetter war in irgendeinerweise, nicht mal, ansatzweise, winter-und weihnachtlich, stattdessen worden wir mit warmen, eher Frühlingswetter beschenkt. So vergingen die ersten Wochen des Monats, beschäftigt mit der Arbeit, mit dem Alltagsleben und dem Haushalt, wie alle anderen Wochen davor. Ein paar Tage vor Nikolaus unterhielt ich mich mit meinen Mitbewohnerinnen über Traditionen und Bräuche an diesem Tag. Schnell stellte sich heraus, dass es bei ihnen, am Nikolaus, auch üblich war, den Kindern etwas in ihre Schuhe zu legen, ob es jetzt Obst, Schokolade, oder kleine Geschenke waren, genauso wie es bei uns zuhause auch üblich war. Ich entschied für mich, diesen Brauch auch hier weiterführen zu wollen, um die ersten Weihnachtsgefühle ins Haus zu bringen. So kaufte ich zwei kleine Weihnachtsschokoladenmänner für meine beiden Mitbewohnerinnen und beschriftete diese jeweils in deren Muttersprache.
Wenig später sollten wir uns für die nächsten zwei Wochenenden an der Organisation zweier Weihnachtsmärkte beteiligen. Während wir auf dem ersten Weihnachtsmarkt "nur" einen Stand hatten, an welchem wir die Leute auf unsere Organisation und Projekte aufmerksam machten und Kinderschminken anbaten, hieß es für den zweiten Weihnachtsmarkt, Backen, Backen, Backen, traditionelles Weihnachtsgebäck aus unseren Ländern für um die 60 Personen.
Insgesamt waren beide Weihnachtsmärkte ein voller Erfolg, das von uns angebotene Kinderschminken auf dem ersten Weihnachtsmarkt kam sehr gut an. Während ich am Anfang mit dem Schminken noch zögerte, da ich Angst hatte, es würde den Kindern nicht gefallen, es würde nicht gut aussehen, oder man würde das, was ich dem Kind aufs Gesicht malte, nicht wiedererkennen, wurde ich mit der Zeit immer mutiger. Ich realisierte schnell, egal wie schlecht es für mich aussah und wie unzufrieden ich mit dem Ergebnis war, den Kindern gefiel es immer, selbst wenn sie für einige Ergebnisse, eine sehr gute und ausgeprägte Vorstellungskraft besitzen mussten. Ach, wie schön wäre es die Welt noch mal mit den Augen eines Kindes zu sehen.
Mein persönliches Highlight an diesem Tag: In einer ruhigen Minute an unserem Stand, nahm ich mir ein Blatt und kritzelte dort einfach etwas drauf, was für mich nur Kritzelei war, gefiel einem Kind anscheinend so gut, dass sie ausgerechnet dieses, ausgerechnet meine Kritzelei, auf ihr Gesicht aufgemalt bekommen haben wollte. So hörte ich wenig später eine meiner Mitfreiwilligen verzweifelt rufen, woher kommt das hier, wer von euch hat das hier gezeichnet? Sofort bannte sich ein gewisses Gefühl von Stolz in mir auf, ich war es, so übernahm ich diesen Fall und gab mir besonders viel Mühe, diesem Mädchen meine Eigenkreation aufzumalen. Insgesamt war es ein sehr schöner Tag, das Lächeln der Kinder und deren Freude zu sehen verbesserte die Stimmung aller Teilnehmer. Ist es nicht das, worauf es gerade in dieser Jahreszeit, aber auch insgesamt im Leben, ankommt, anderen Menschen eine Freude machen, anderen Menschen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Selbst wenn es nur kleine Sachen sind, doch manchmal sind es diese kleinen Sachen, die die Welt für eine Person verändern können.
Auch der zweite Weihnachtsmarkt lief sehr gut, selbst wenn die Organisation und die Durchführung des Marktes echt anstrengend waren. Bereits eine Woche vorher begannen wir damit die Einkaufsliste für unsere traditionellen Weihnachtskuchen, jede von uns backte ein Rezept aus ihrem Land, zu schreiben. Ich entschied mich dazu, Christstollen zu machen und davon gleich sechs Stück.
Insgesamt sollten nämlich 60 Leute von unseren Kuchen essen. 60 Leute, diese Zahl schockierte uns erst. Wie sollten wir das alles organisieren ? 60 Leute, drei Personen, die backen, drei verschiedene Rezepte, eine Küche. Wie sollte das funktionieren ? Wir mussten den Tag vor dem Weihnachtsmarkt ganz genau einteilen, alles musste organisiert werden, wer benutzt den Backofen wann, wer macht was, wann ? Alles wirkte perfekt, alles war eingeteilt, alles war organisiert. Doch dann bekamen wir die Einkäufe zu sehen, für welche wir nicht verantwortlich waren. Statt gemahlenen Nüssen wurden ganze gekauft. Sofort brach Panik aus, wer sollte diese ganzen Nüsse nun mahlen. Es führte kein Weg dran vorbei, wir mussten früher mit der Vorbereitung anfangen. So setzten wir uns am Ende vorm großen Backtag noch hin und mahlten einige Kilos an Nüssen. Am nächsten Tag war nun das große Backen angesagt, welches abgesehen von ein paar kleinen Komplikationen sehr gut lief. Der Weihnachtsmarkt am nächsten Tag lief auch sehr gut, unser Gebackenes kam sehr gut an und es ging sogar fast alles weg.
Auch im Jugendclub, in welchem ich arbeite, kehrte langsam Weihnachtsstimmung an. Wir dekorierten das Gebäude und backten gemeinsam Weihnachtsplätzchen. Die Weihnachtsferien rückten immer näher. Es gab für mich noch zwei Weihnachtsfeiern, bis es endlich Ferien gab. Einen Racletteabend im Jugendclub und eine Weihnachtsfeier beim Zumbaverein, welchem ich mich angeschlossen habe. Beide waren superschön, doch trotzdem freute ich mich sehr auf die Ferien, denn meine Familie kam mich besuchen. Ich holte sie vom Flughafen ab und wir verbrachten eine wunder-, wunderschöne gemeinsame Zeit in Bordeaux und der Umgebung. Dieses gab mir auch die Möglichkeit, die Stadt und die Region noch einmal mit anderen Augen und auf eine andere Art und Weise kennenzulernen. Es fühlte sich für mich viel mehr so an, als wäre ich mit meiner Familie im Urlaub, samt Tourifeeling und ganz viel Sightseeing. Ich lernte alles viel, viel besser kennen und habe die Zeit sehr genossen. Den Weihnachtsabend verbrachten wir gemeinsam ganz entspannt, denn letztendlich kommt es nicht darauf an, was du tust und wo du bist, sondern was für Menschen, du um dich hast.
Nach Weihnachten entschloss ich mich relativ spontan, meine Familie für ein paar Tage nach Hause zu begleiten, und so verbrachte ich die letzten Tage des Jahres und die ersten Tage des neuen Jahres zuhause. Es war ein sehr komisches Gefühl Kofferpacken für Zuhause, alles wieder zu sehen, war es alles noch so, wie ich es vor ein paar Monaten verlassen hatte? Einerseits freute ich mich auf zuhause, auf alle Leute, Familie und Freunde, die ich jetzt wiedersehen würde. Andererseits hatte ich auch Respekt davor, ich war mir sicher, dass die Wiederabreise wieder sehr schwer werden würde. Wollte ich mich wirklich selber diesem Stress aussetzen ? Ja, ich wollte! Zuhause, meine Lieben, die dort auf mich warteten, das alles was es mir wert. So flog ich gemeinsam mit meiner Familie wieder in Richtung Heimat. Dieses aber vorerst nicht zusammen. Da ich Hin-und Rückflug hatte, meine Familie aber nur einen Flug, waren wir letztendlich nicht im gleichen Flugzeug. Während meine Familie direkt nach Paris CDG flog und dort auf unseren Weiterflug und mich wartete, flog ich erst mal nach Paris Orly, musste mich dort durch den ganzen Trubel kämpfen und den Shuttlebus in Richtung CDG und Familie finden. Nach Sucherei und Durchfragerei fand ich diesen endlich. Ich setzte mich in den Bus und der ganze Stress fiel von mir auf, ich hatte es fast geschafft, bald würde ich wieder mit meiner Familie vereint sein. Die Autobahn von Paris, rasten an mir vorbei. Die Nacht davor kaum geschlafen und sehr viel Trubel und Stress in den letzten Tagen und Wochen, schloss ich die Augen. Wenig später war ich auch schon zuhause angekommen, es fühlte sich alles so fremd, aber auch so vertraut an. In den nächsten Tage, traf ich mich mit Familien und Freunden, es war so ein schönes Gefühl, alle nach so einer langen Zeit mal wieder persönlich zu sehen. Ich habe es so genossen, doch der Abschied rückte immer näher und dieser fiel wie bereits vorhergesehen relativ schwer. Umso mehr freue ich mich auf das nächste Wiedersehen mit allen meinen Lieben. In der ersten Woche zurück in Frankreich gaben wir uns unsere Secret Santa Weihnachtsgeschenke und das war es dann auch mit Weihnachten und Dezembergefühlen. Ansonsten hat in diesem Moment auch ein Weihnachtsmarktbesuch in Bordeaux nicht fehlen dürfen, der aber im Vergleich, zu dem was ich gewohnt war, deutlich kleiner und überschaulicher war.
Insgesamt war der Dezember ein Monat mit ganz vielen schönen, aber auch stressigen, anstrengenden und ermüdenden Momenten. Für mich überwiegen, aber letztendlich die schönen Momente. Ich habe den Monat und das Jahr mit meiner Familie beenden können und das habe ich sehr genossen und es hat mir unglaublich viel bedeutet.