Aufbruchsstimmung
Die Zeit steht auf Anschlag. In ein paar Tagen geht es weg von meinem kleinen, bayrischen Heimatort Eichstätt und Richtung Norden. Nach Dänemark, Gråsten. Ans Meer und zu anderen Personen, Gerüchen und Eindrücken als ich sie sonst so gewohnt bin.
Während man zuhause in einer gewohnten Umgebung sitzt und nur einmal über Google Maps virtuell seine neue Bald-Heimat gesehen hat, klingt das alles noch ein bisschen unrealistisch. Ein bisschen übertrieben. Andererseits hängt da schon seit ein paar Wochen das Zugticket an der Wand und in unserer Freiwilligen-Gruppe hat man schon die ersten Eindrücke von seinen Mitstreitern gewonnen; hat schon ein paar wenige dänische Wörter gelernt und sich mit ehemaligen Freiwilligen ausgetauscht.
Meine Vorfreude ist zusammengesetzt aus vielen unterschiedlichen Puzzelteilen: Da ist zum einen das Endlich-Weg-Von-Hier-Gefühl, das mich seit meinem Abiturzeugnis in der Hand nicht mehr los lässt. Dieses Gefühl von mehr Freiheit erleben wollen und das Fernweh in der Brust spüren.
Dann ist da noch die Arbeit im Kindergarten, auf die ich mich wirklich sehr freue. Ich liebe es mit Kindern zu arbeiten, habe in Spielbuswochen und Zeltlagern gespielt und getröstet, in Kinderbetreuungen erste Babys in den Armen gehalten. Und ja, ich mag diese Arbeit wirklich sehr.
Dann ist da noch das Land an sich: Dänemark. Ich werde oft gefragt: Warum ausgerechnet Dänemark? Es ist nicht sehr weit weg und man weiß bei uns eigentlich nur wenig von diesem Landstück. Darauf erwidere ich meistens, dass ich Skandinavien sehr interessant finde, ob sein anders Funktionierenden Systems, der besonderen „Hygge“-Lebenseinstellung oder der wunderschönen Landschaften. Dann ist da noch das Meer, das ich schon zu lange nicht mehr gesehen habe und die Sprache, die im ersten Moment zwar komischen klingen will, aber für mich eine Gemütlichkeit wiederspiegelt.
Ich liebe Sprache. Wirklich. Ich liebe es, neue zu lernen und alles ausdrücken zu können, was man sagen will. Ein Hobby von mir ist deshalb auch bei Poetry Slams, was eine moderne Form des Dichterwettstreites ist, aufzutreten. Und wer weiß, vielleicht werde ich ja irgendwann auch einmal einen dänischen Text schreiben können. :)
Was das Essen betrifft weiß ich tatsächlich nicht viel über Dänemark außer das Hot-Dog-Klischee. Was als Vegetarierin allerdings nicht so ansprechend ist. Aber ich bin gespannt, ob es da irgendetwas gibt, was sich auszuprobieren lohnt.
Ich freue mich schon sehr, ein bisschen in Dänemark herumzureisen. Städte, Gassen, Winkel zu entdecken, interessante Gespräche mit anderen Leuten zu führen und ein bisschen mehr von der Welt zu sehen. Das andere von den 6 Freiwilligen unserer Organisation auch schon ihren Wanderrucksack bereithalten, ist da natürlich super!
Was man noch über mich wissen muss? Ich engagiere mich ehrenamtlich in unserem Kreisjugendring und in dem Verein „Tun.Starthilfe für Flüchtlinge“ was mich beides sehr geprägt hat. Ich mag es, neue Kulturen kennenzulernen, von Dingen erzählt zu bekommen, die wir hier nicht kennen. Ich habe eine tolle Familie, Eltern, die mich in allem unterstützen, was mir wichtig ist und eine große Schwester, eine kreative Frankreich-liebhaberin. Ich habe dieses Die-Welt-Retten-Wollen-Syndrom verinnerlicht, das ich mein Leben lang beibehalten will. Ich bin eine leidenschaftliche Konzert/Festival-Tänzerin, Straßenmalkreiderin, liebe Lagerfeuer, Serien, das Kochen, das Zitieren von allen Lieblingsfilmen, -büchern, -gedichten und –liedern, mag Dokumentarfilme und den Geruch von Regen.
Wie bei allen Neuanfängen bleibt da aber natürlich auch der Abschied. Zwar nur für 10 Monate, aber man hat doch immer da Gefühl, alles verändert sich viel schneller im Strom der Zeit als man gucken kann. Ich habe Eltern, die oft mein zweiter Kopf waren, in Zeiten von Stress oder selbstgemachten Verwirrungen. Meine Freunde sind an unterschiedlichen Stellen angekommen: manche gehen auch ins Ausland, manche Studieren, andere machen erst ihr Abi. Man lässt also irgendwie doch Menschen zurück, die man lieb hat und die sich auch verändern werden. Einerseits finde ich das super spannend, andererseits auch ein bisschen erschreckend.
Zum Glück gibt es ja aber WhatsApp und Skype, die helfen, den Kontakt und sich auf dem Laufenden zu halten.
Jeden Tag gibt es ein paar Abschiede, jeden Tag wird aber auch vor allem die Vorfreude größer. Auf Dänemark, die anderen Freiwilligen, die neue Arbeit. Mal sehen wo mich das alles noch hinführen wird :)
Bis in Dänemark -Lest mit,
Laura