Auf die Skier fertig los
Der Monat Februar war kurz aber voller Erlebnisse.
Am ersten Februarwochenende hieß es für die großen Mädels, einige Mitarbeiter und für mich warme Sachen anziehen und ab zum Kiviõli Seiluskeskus. Kiviõli Seiluskeskus ist ein Abendteuercenter, dass im Winter als Skigebiet dient. Es ist der größte künstliche Berg im Baltikum mit vier Skipisten, die zwischen 400m und 700m lang sind. Keiner wollte mir wirklich glauben, dass ich noch nie Ski gefahren bin. Schließlich gibt es doch in Deutschland die Alpen und andere hohe Berge, da muss man doch Ski fahren! (zum Vergleich der größte natürliche Berg in Estland ist 318m hoch). Die Mehrheit unserer Gruppe stand das erste Mal auf Skiern. Somit gab es am Anfang vom Leiter einen fünf minütigen Einführungskurs. Dieser Bestand daraus, wie man die Skier an seine Füße bekommt und wieder ab, die Grundtechniken kurz und knackig erklärt und dann hieß es auch schon ´ab auf den Übungsberg`. Nachdem ich die Grundtechniken einiger Maßen draufhatte, traute ich mich allerdings noch nicht wirklich auf die Piste. Mit einem anderen Mädchen, der es genauso ging, wie mir (alle anderen fuhren schon die Pisten rauf und runter), übten wir lieber noch weiter die Grundtechniken auf dem Übungsberg. Es war sehr witzig, denn wir sprechen keine gleiche Sprache. Unsere Kommunikation bestand aus Englisch, Estnisch und Russisch, doch wir gaben ein perfektes Zweierteam ab. Kurz bevor wir das Skicenter verlassen mussten, haben wir uns gesagt `mindestens einmal müssen wir die Piste fahren`, also haben wir uns zusammengerissen und hingen im nächsten Moment schon wie ein Schluck Wasser am Skilift. Oben angekommen (es war bereits dunkel und die Piste wurde nur noch mit Scheinwerfern beleuchtet) sah unser Selbstvertrauen zu unseren Skikünsten eher weniger motivierend aus. Für mich hieß es ´Augen zu und durch`. Nun ja, alles was auf der Übungspiste einwandfrei funktioniert hat, ging natürlich schief. Ich habe es zwar geschafft ohne Sturz am Ende des Berges anzukommen, allerdings war mein Tempo etwas sehr schnell und ich war froh das niemand vor mir war, denn den hätte ich garantiert umgenagelt. Nach sehr viel Frischluft und Bewegung ging es dann auf eine nahegelegene Farm. Da hieß es Abendessen, Spiele spielen, in die Sauna und ab ins Bett, um viel Energie für den nächsten Tag zu tanken. Am zweiten (und leider auch letzten) Tag waren wieder die Ski unser Fortbewegungsmittel. Dieses Mal haben wir uns nur kurz auf dem Übungsberg eingefahren und haben danach wieder die große Piste auf unseren Plan geschrieben. Auf der Bergspitze angekommen haben wir erst einmal festgestellt, dass es mehrere Wege nach unten gibt (die wir vorher gar nicht registriert hatten) und wir am Vortag den steilsten Weg genommen hatten. Wir haben uns ein paar anderen von unserer Gruppe angeschlossen, die uns eine einfachere Piste gezeigt haben. Die Piste war nicht so steil, dafür aber länger. Wir sind eigentlich den ganzen Tag diese Piste gefahren außer einmal. Die anderen Mädels haben uns dazu überredet noch eine weitere `einfache` Piste auszuprobieren. Eine `kleine´ Trampolinpiste. Nun ja, nach zwei ziemlich harten Bruchlandungen habe ich mich auf der Hälfte der Strecke dafür entschieden den Rest des Berges zu laufen. =)
Im Februar hieß es für mich dann auch `auf in eine andere estnische Stadt`. So fuhr ich für ein Wochenende in die sechstgrößte Stadt namens Viljandi ein paar andere Freiwillige besuchen. Viljandi ist eine sehr schöne und kleine Stadt. Innerhalb von 2 ½ Stunden hat man praktisch alles was es zu sehen gibt, von Museum über Burgruinen bis hin zum See gesehen. Ein Spaziergang auf dem zugefrorenen See und ein Gang in die Sauna durfte an diesem Wochenende natürlich auch nicht fehlen.
Am 24. Februar hatte Estland seinen Nationalfeiertag. Dieser Tag wird hier, anders als in Deutschland, wirklich gefeiert. Es wird die Unabhängigkeit der estnischen Republik und somit der 101. Geburtstag gefeiert. An jedem Haus hing die estnische Flagge und um die Mittagszeit gab es eine Militärparade. Schon auf unserem Weg zur Parade sahen wir mehrere Soldaten und Militärfahrzeuge in der ganzen Stadt und waren ziemlich gespannt, was uns erwarten würde. Angefangen hat die Parade auf dem Freiheitsplatz mit dem Einmarsch mehrerer hunderter Soldaten aus Estland aber auch aus anderen Ländern. Nachdem die Zeremonie auf dem Freiheitsplatz beendet war, fuhren dann einige Militärfahrzeuge durch die Stadt. Diese Parade war für die Esten aber erst der Anfang der ´Geburtstagsfeier´ ihres Landes. Als wir auf dem Weg nach Hause waren, sahen wir mehrere Leute festlich angezogen und mit einem Kuchen in den estnischen Farben in der Hand.
Auch in meinem Projekt feierten wir, schon zwei Tage eher, den Unabhängigkeitstag mit viel Kuchen und anderen Spezialitäten. Eine Woche zuvor feierten wir anstelle von Valentinstag einen Freundestag. An diesem Tag wurden sehr viele Spiele gespielt, gegessen und getanzt. Die Kinder hatten die Möglichkeit `Freundespost` zu schreiben und in einen großen Briefkasten im Zentrum zu werfen. Dieser Briefkasten wurde am Ende des Tages gelehrt und jeder bekam einen (oder mehrere) anonymen Brief mit lieben Worten von seinen Freunden. Ende Februar war in Estland eine Woche Ferien und mit den Kindern aus dem Peeteli wurden verschiedene Ausflüge unternommen. Von Wassererlebnispark, über Wanderungen in der Natur bis hin zum selbstgeführten Beautysalon war alles dabei.
BILDER: https://www.dropbox.com/sh/xjjgct9svqnlbau/AACj2T5xZeUkSntWbEnzc0s5a?dl=0