Auf die lettische Unabhängigkeit
In Lettland war am Dienstag, 18. November, Nationalfeiertag zur Unabhängigkeit Lettlands. Gefeiert wurde hier aber eine ganze Woche lang.
Los ging es am 11. November, dem Tag, an dem der Sieg der Unabhängigkeitskriege 1918 gefeiert und den in diesen Kriegen gefallenen Soldaten wird. In meinem Wohnort Gulbene wurde dazu ein Fackelumzug veranstaltet, der im Stadtzentrum startete und zum Freiheitsmonument führte, an dem dann in einer Zeremonie Reden gehalten und lettische Volkslieder gespielt wurden. Die Stimmung war sehr beeindruckend, denn es wurde nicht geredet und Band und Chor wurde nicht applaudiert und dennoch hatte man das Gefühl, dass es eine sehr freudige Zeremonie ist.
Es folgten lauter Projekttage in der Schule, in der ich arbeite. Mit den Kindergartenkindern haben wir in der Bibliothek vorgesungen und –getanzt. Mit den größeren Kindern haben wir gebacken und gebastelt. Zudem habe ich in dieser Woche Anstecker der Lettlandflagge gehortet, denn an keinem Tag durfte man ohne vor die Tür gehen. Ich hatte meine jedes Mal aufs Neue vergessen und wurde daher überall direkt nach meiner Ankunft mit einer neuen ausgestattet. Schon dabei habe ich mich gefragt, was man wohl in Deutschland denken würde, wenn ich mir die Deutschlandflagge an die Kleidung pinnen würde …
Am Samstag habe ich dann auf einem Konzert in meinem Arbeitsort Saxophon gespielt. Das Konzert galt natürlich auch dem Unabhängigkeitstag, weshalb es aus lettischen Volksliedern gesungen vom Schul- und vom Erwachsenenchor und vielen Folklore-Tänzen unterschiedlicher Tanzgruppen bestand und mir sehr gut gefallen hat.
Montag war arbeitsfreier Tag. Dafür müssen hier alle am Samstag arbeiten gehen, um den Montag nachzuholen. An diesem Montag aber wurden wir Freiwilligen eingeladen, den Unabhängigkeitstag gemeinsam mit unseren lettischen Mentoren und Koordinatoren zu feiern. Wir haben lettisch gegessen, lettische Tänze getanzt, waren in der Sauna und durften sogar die lettischen Folkloretanzkostüme anprobieren – das war wirklich einzigartig!
Am Dienstag folgte dann das Finale: Am echten Unabhängigkeitstag sind wir nach Riga gefahren, um dort zuerst die Militärparade anzusehen. Soldaten, Polizisten und Feuerwehrmänner präsentierten sich, Hubschrauber flogen die lettische Flagge vorbei und Militärfahrzeuge und Panzer fuhren die Straße entlang. Stell sich einer sowas in Deutschland vor… Am Abend gab es einen Fackelumzug durch Riga, der am Freiheitsmonument endete. 10 000 Fackeln wurden dazu verschenkt und beeindruckende Menschenmassen, mich eingeschlossen, sind eine knappe Stunde durch Riga spaziert. Am Freiheitsmonument hielt der Präsident anschließend eine Rede. Abgeschlossen wurde der Tag mit einem prunkvollen Feuerwerk über dem Fluss Daugava – ein gebührendes Ende einer beeindruckenden Woche voll von Dingen, die ich in Deutschland nie hätte erleben können!