Auf & davon
Nur noch einen Tag vor dem Abflug. Aufregung, Angst und Euphorie.
7494 km von Zuhause entfernt und dies ein Jahr. 365 Tage. Sieben Tage die Woche. In einem völlig fremden Land. Völlig anderem Kontinent. Völlig fremder Kultur und völlig fremden Menschen. "Warum?". Ja, warum? Diese Frage hörte ich in letzter Zeit oft. Ich wusste nie was ich den Menschen antworteten sollte, wenn sie mir diese stellten. Ich werde wohl auch nie eine passende Antwort darauf finden. Denn zu sagen, dass der Grund all dessen eigentlich nur der Wunsch war, dort einmal hinzufliegen, wird wohl kaum als eine befriedigende Antwort für manche Menschen ausreichen. Vielleicht reicht auch nur mir diese Begründung nicht und ich hätte viel lieber eine spannende Geschichte zu all dem dahinter. Aber vielleicht brauch ich das auch gar nicht. Und vielleicht entsteht diese Geschichte erst auch noch. Diese Entscheidung zu treffen, in welches Land ich gehen möchte, entschied ich wie eine Kugel Eis auszusuchen- am Anfang noch völlig wählerisch und zum Schluss einfach kurz vor dem Bestellen irgendetwas intuitiv nehmen. Das mag jetzt vielleicht etwas zu voreilig und unüberlegt wirken, jedoch wird die Intuition, meiner Meinung nach, viel zu oft unterschätzt und noch weniger wertgeschätzt. Zu Beginn war mir wohl nie bewusst, was eine kleine Unterschrift unter einem endlosen Text von kleinen Buchstaben, so für Gefühle auslösen konnte. Doch umso schneller die Zeit vorran schritt, desto besser verstand ich diese Gefühle die ich doch zu Beginn noch unbewusst hegte. Aus Vorfreude und Neugierde wurde zunehmend Aufregung.
"Das zieht viel Mut mit sich!", dies war wohl einer der häufigsten Sätze, die ich hörte. Damals nickte ich den Satz immer wohlwollend ab. Aber mittlerweile verstand ich nun, was damit gemeint war. Es war nicht nur das mutig sein, welches man brauchte, wenn man auf dem zehn Meter Turm stand und springen sollte... nicht nur den Mut, den man brauchte seinen Eltern, in der fünften Klasse zu gestehen, dass man eine Arbeit verhauen hatte... es war eine Art von Mut, die ich so noch nie brauchte und nicht kannte. Den Mut dazu zu haben, etwas vorerst aufzugeben, in das man seit an der Geburt lebt. Freunde und Familie zu verabschieden und in Deutschland zurückzulassen. Genauestens zu überlegen, welche Dinge man mitnimmt und welche man doch besser da lässt. Drei vier Mal die Koffer auspacken und wieder ein, weil man sich doch umentschied und jede Entscheidung dreifach überdachte. Doch die Zeit rast. Ein Monat. Eine Woche. Und schließlich ein Tag. Der letzte Monat. Die letzte Woche. Der letzte Tag. Die letzte Nacht. Hier in Deutschland. Hier daheim. Doch nicht nur die Zeit verging wie im Flug, mit ihr zog auch der Mut, den ich mir so tapfer bewahrte dahin. Mit ging und Zweifel kamen. War das so eine gute Idee, wie zu Beginn gedacht? War der anfängliche Enthusiasmus doch nur Schein um all der Möglichkeit sich auf ein richtiges Abenteuer zu begeben? Einmal heraus zukommen, heraus zukommen aus dieser vorgegebenen Zukunft?
Vielleicht ist es nur eine vorübergehende Lösung sich vor dem zu drücken, was erst noch kommen mag. Vielleicht aber auch der Versuch sich selber etwas näher zu kommen. Sich selber kennenzulernen und die Grenzen zu erforschen. Möglicherweise aber auch nur der Versuch aus dem Alltag heraus zu brechen und neues zu wagen. Diese Reise wird mich wohl prägen, im Guten, aber auch im Schlechten, ob ich will oder nicht. Hoffen darauf, dass alles schon wird, kann ich wohl auch nicht, sie wird mir wohl einiges lehren, vielleicht nicht immer so wie man es erwartet hätte, aber das ist mir bewusst. Ob dies sich als eine lohnende Entscheidung herausstellen wird, wird sich erst noch zeigen, aber darauf bin ich am meisten gespannt. Ich mag nicht davor zurückziehen, oder abbrechen. Ich möchte diese Erfahrung meistern. Mir selber beweisen, trotz manchen kleinen oder großen Zweifeln, etwas erreicht zu haben. Alleine und selbstständig. Doch trotz allem, schwingt die Vorfreude noch immer mit und stellt die Zweifel dann doch in den Schatten. Und so, kann ich es kaum erwarten in den Flieger zu steigen und Ghana wortwörtlich entgegen fliegen!
Commentaren