Auch die alltäglichen Dinge müssen bewältigt werden
Wie ich mich so allmählich komplett an das französische Alltagsleben gewöhne - sei es Arzt, Geburtstag, Hobbys etc.
Nach meiner Rückkehr nach Weihnachten verbrachte ich eine sehr ruhige, angenehme und entspannte Woche mit Timo im Elsass. Ganz ruhig feierten wir dann ins neue Jahr hinein mit sogar ein paar deutschen Raketen. Am Samstag nach Neujahr haben wir dann einen Tag in Freiburg verbracht, weil Timo anschließend abends mit einem Fernbus nach Berlin gefahren ist. Freiburg ist eine schöne Stadt mit einer schönen Altstadt nur leider hatten wir – das Glück – das es die ganze Zeit geregnet hat :/ Es fiel mir dann schon ziemlich schwer, wieder alleine zu sein, nach dem Timo wieder nach Hause gefahren war. Zu allem Übel hatte ich auch schon ziemlich lange eine Erkältung und ein blöder Husten kam auch hinzu. Das ganze Wochenende also krank zuhause überlegte ich, ob ich den Montag zur Arbeit gehen sollte oder nicht. Ich entschied mich, zum Arzt zu gehen und mal zu schauen, was der sagt. Aber natürlich hieß das: alles auf Französisch. Ich suchte mir also einen Arzt raus und wartete circa 1 Stunde im Wartezimmer. Als ich dann reinkam, untersuchte er mich und das Gespräch war wesentlich einfacher als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte also eine Bronchitis. Ich bekam Medikamente verschrieben und holte sie mir auch gleich. Danach machte ich mir einen sehr entspannten Tag mit viel Fernseh gucken. Was aber auch getan werden musste, war der ganze Papierkram. Und bei aller Liebe zum Erwachsenensein / Großsein, dieser ätzende Papierkram, um den man sich jetzt ganz alleine kümmern muss, ist ordentlich anstrengend. Aber auch das bekam ich irgendwann bewerkstelligt!
Am nächsten Tag war dann mein 19. Geburtstag. Es war ein wirklich merkwürdiges Gefühl so ganz alleine zu sein, an meinem Geburtstag. Ich bekam aber unendlich viele Anrufe, SMS, Whatsapp-Nachrichten, Videos, Briefe etc. Dass so viele Menschen an mich dachten, machte mich sehr glücklich J
Ich hatte (weil ich mir das schon seit langem vorgenommen hatte) für alle Mitarbeiter aus dem Bercail Muffins für meinen Geburtstag gebacken. Diese platzierte ich dann am Dienstag früh vor der großen Versammlung auf die Tische. Ich ging natürlich nicht zur eigentlichen Versammlung, da ich ja drei Tage krankgeschrieben war. Als die Versammlung fertig war, ging ich aber noch einmal zum Raum, um die übrig gebliebenen Muffins einzusammeln und die Servietten wegzuräumen. Es kamen mir aber alle Kollegen entgegen und sangen laut alle zusammen „Zum Geburtstag viel Glück“ auf Deutsch. Das war schön! Nachdem ich fragte, ob Muffins noch übrig geblieben waren, grinsten alle und zeigten, wie sie die restlichen Muffins in die Servietten eingewickelt hatten und freudig sagten: „Nein, aber wir nehmen die restlichen mit, sie waren sooo lecker!“
Am Nachmittag ging ich noch ins Kinderhaus, weil auch ein andere Junge Geburtstag hatte. Ich brachte also auch dort eine Ladung Muffins hin und ich bekam von meinen Kollegen auch ein kleines Geburtstagsgeschenk, worüber ich mich sehr freute. Es war eine Orchidee (und ich muss ehrlich sein, es ist glaube ich meine erste Zimmerpflanze, die ich je besitze^^).
So vergingen die Tage und ich ging auch wieder zur Arbeit. Meine Medikamente nahm ich immer noch, da man ja Antibiotika zum Beispiel auch immer über die Krankheit hinaus nimmt. Ich hatte allerdings irgendwie immer ein bisschen Bauchschmerzen und Bauchgrummeln, was mir etwas komisch vorkam. Ich nahm mir also noch einmal alle Verpackungsbeilagen vor und studierte und übersetzte diese. Bei dem Wort „diarhée“ kam ich etwas ins Stocken. Soweit ich wusste, hieß das Durchfall. Auch der Übersetzer gab mir meine Bestätigung. Ich hatte doch aber gar keinen Durchfall?!!? Wieso nahm ich also seit 4 Tagen 3 Mal am Tag Durchfallmedikamente zu mir??!! Ich hörte natürlich sofort damit auf und das Bauchgrummeln ging auch weg. Ich fragte mich allerdings stark, ob ich den Arzt eventuell falsch verstanden haben könnte (wobei ich mir bei der Variante sehr unsicher bin, da ich mir sicher bin das ich das Wort „diarhée“ verstanden hätte) oder ob der Arzt sich geirrt hatte. Auf jeden Fall, hatte ich mir gesagt, werde ich nicht mehr zu diesem Arzt hingehen!!
Am Wochenende darauf half ich viel meiner Kollegin, da sie viele Kinder am Wochenende da hatte und ganz alleine war. Ich unterstütze sie also ein bisschen, indem ich mit den Kindern zum Beispiel Windbeutel machte J
Am Nachmittag wollte ich das erste Mal seit wirklich langer Zeit wieder reiten gehen. Ich hatte mich vorher im Internet informiert und eine Farm, hier ganz in der Nähe gefunden. Diese bat für 15 € die Stunde Spaziergänge an. Ich fuhr also hin und mir wurde auch sofort ein Pferd namens „Antalia“ zugeteilt. In einer großen Halle standen bestimmt 50 Pferde dicht an dicht aneinander gereiht nebeneinander und ich sollte jetzt mein Pferd putzen und anschließend satteln und trensen. Als ich damit fertig war, wartete ich mit den anderen noch in der Halle bevor es dann um 15 Uhr losging. Mein Pferd war recht temperamentvoll als ich drauf saß und ich war am Anfang ziemlich unsicher. Allerdings stellte ich während des Ausrittes fest, dass alle Pferde echt viel Energie hatten, da es sich um die Rasse „Araber“ handelte. Diese haben von Natur aus viel Temperament. Das Pferd vom Chef der Gruppe war sogar so energiegeladen, dass es die ganze Zeit auf der Stelle quasi galoppierte. Es kannte die Gangart Schritt also glaube ich gar nicht. Ein nettes Mädchen, was etwas jünger war als ich, fragte mich die ganze Zeit, ob ich den auch galoppieren würde. Ich war mir echt unsicher, da ich ja auch das Pferd noch überhaupt nicht kannte. Aber als es dann zum Galopp losging, hatte ich eigentlich gar keine andere Wahl. Ich klammerte mich also am Sattel fest und hoffte inständig, dass ich nicht runterfiel. Aber dann war es geschafft. Die erste Galoppstrecke hatte ich ohne Probleme bewerkstelligt!! Je länger wir unterwegs waren, desto mehr stellte ich auch interessanterweise fest, dass die Franzosen ja natürlich auch nicht englisch ritten, sondern auf ihre Art und Weise – französisch halt. Dies hieß, dass man zum Beispiel die Zügel in eine Hand nimmt und nicht so wie auf englische Art und Weise in beide Hände. Das fand ich interessant festzustellen!!
Es kam noch eine zweite Galoppstrecke, aber auch die bewältigte ich zum Glück. Nach dem Galoppieren durften die Pferde dann an einem kleinen Bach eine Pause machen und trinken. Dann ging es noch durch Wald und Feld zum Hof zurück. Ich war hinterher ganz schön k.o. aber trotzdem auch glücklich, endlich mal wieder im Sattel gesessen zu haben!
Bises, Miri