Am Ende des Regenbogens
Meine Ansicht über meinen bisherigen EVS in Nordirland - wie sich Gedanken ändern !
"EVS - killed time or filled time?
Eine einfache Frage oder? Je mehr ich darüber nachdenke desto schwieriger fällt es mir eine eindeutige Antwort darauf zu finden. Wenn ich zurück denke an meine Zeit vor meinem EVS Start, (6 Monate) dann fällt es mir leichter meine Wünsche und Erwartungen von da mit der Situation jetzt zu vergleichen.
Bevor ich meine erste große Reise antrat, mich selbstständig auf den Weg in ein mir unbekanntes Land machte, habe ich natürlich sehr viel über die Zeit nachgedacht die vor mir liegt. Ich habe viele Berichte von Freiwilligen gelesen und war total beflügelt von deren Erfahrungen und Erlebnissen im Ausland.
So naiv wie ich nun mal bin habe ich natürlich gedacht dass nach etwas Eingewöhnungszeit alles toll und wunderschön ist. Darüber kann ich ja nur lachen und den Kopf schütteln! Warum bin ich damals so blauäugig und naiv an die ganze Sache rangegangen? Ok es könnte vllt an meinem Alter und der wenigen Lebenserfahrung, wer weiß?! Ich habe gedacht, dass ich schnell Freunde finde, dass ich mich nach einigen Monaten an die englische Aussprache/den Akzent und meine neue Umwelt gewöhnt habe. Desweiteren hatte ich mir schon ausgemalt was ich alles Tolles mit meinen Mit-Freiwilligen erleben werde, wie viele Kontakte und Freundschaften ich mit anderen EVS-Freiwilligen knüpfen würde.
Das war meine Theorie die Praxis sieht dagegen anders aus:
Mit meinen Mit-Freiwilligen verstehe ich mich eig. ganz gut, ich verbringe aber entgegen meiner Erwartungen wenig Zeit mit ihnen, da wir einfach so verschieden sind und ich manchmal nicht weiß worüber ich mich mit ihnen unterhalten soll. Meine anfängliche Theorie dass uns Gemeinsamkeiten (kommen alle aus Deutschland, sind im selben Alter, machen ähnliche Erfahrungen…) zusammenschweißen hat sich als falsch herausgestellt.
Mit anderen EVS-Freiwilligen habe ich zwar Kontakt und ich war auch schon auf einigen Hauspartys eingeladen das ist aber auch schon alles. Dadurch dass alle anderen aus Belfast kommen und wir 3 nur für uns alleine sind haben wir nicht wirklich Kontakt zueinander…
Die Einheimischen hier reden zu hören war in den ersten 2-3 Monaten ein Mittel bis großer Schock gewesen. Die gelernte Aussprache wie man sie aus der Schule kennt kann man hier teilweise getrost wieder vergessen! Nun nach 6Monaten fühle ich mich langsam wohl – ich kann die locals meistens verstehen und die Sprachprobleme sind auch nicht mehr so groß (besonders das Verstehen fiel mir sehr schwer).
Nun könnte man meinen der EVS stellt sich für mich als killed time heraus. Dies ist aber nicht so. Durch Sprachunterricht, Couchsurfing oder einfach nur das Bummeln in der Stadt habe ich inzwischen einige sehr gute Freunde gefunden. Ich kann mich im Moment glücklich schätzen viele Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennen gelernt zu haben. Meine Ansichten über Personen, Altersunterschiede, Lebensweise haben sich sehr geändert. Wo ich doch vorher noch sehr darauf geachtet habe Leute kennenzulernen die in meinem Alter sind (Altersdifferenz +- 5jahre), darf ich heute Personen über 30 und sogar über 50 zu meinen Freunden zählen. Ich bin entgegen meines früheren Ichs viel unterwegs mit Freunden – egal ob reisen, shoppen oder einfach nur in einem Pub sitzen und ein Bier trinken.
Alles in allem bin ich der Meinung dass man einen EVS nicht im Vorhinein planen und durch kalkulieren kann. Es ist wie überall im Leben das Sachen passieren mit denen niemand rechnet und dann muss man damit klarkommen – ob man will oder nicht. All das verändert die Persönlichkeit auch in einem bestimmten Maße.
Mein persönliches Fazit ist, dass es nicht auf das Land, die Leute, die Kultur oder sonst was ankommt wie gut oder schlecht sich der EVS im Enddefekt entwickelt. Es liegt an einem selbst was man aus der Situation macht – entweder man nutzt seine gebotene Chance oder nicht.
Ich kann nur sagen dass ich es in keiner Weise bereue hier zu sein und dass wenn ich die Wahl hätte ich wahrscheinlich nichts anders machen würde!
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