Alltag, wo bist du?
Ein kleiner Einblick in die turbulenten, "challenge"-reichen Tage nach meiner Rückkehr.
Obwohl ich nun schon wieder ganze 20 Tage hier bin, ist das in-den-Alltagstrott-verfallen noch ganz fern von mir. Ich habe das Gefühl, dass ein Ereignis vom nächsten überrannt wird und ich nicht einmal die Chance habe, ansatzweise einen Alltag wiederherzustellen. Hier ein kleiner Einblick in die letzten turbulenten, "challenge"reichen Tage:
Nach meinem etwas ruhigeren Silvester zuhause mit der todkranken Timi und dem mitternachtlichen Anschauen (nein, nicht "des Feuerwerks", sondern:) der Feuerwehr, die einen Brand bei unserem Nachbar löschte, durfte ich meine ersten "deutschen" Gäste in Dolní Lištná willkommen heißen: Anne und Roland! Gemeinsam verbrachten wir, nachdem alle wichtigen, aktuellen Schauplätze meines Lebens voller Stolz vorgeführt wurden, ein paar schöne Tage in Krakau. Mit Blick auf den Wawel-Hügel einzuschlafen, in Cafés im Habsburger-Stil unserem Lieblingshobby zu frönen und in der Stadt herum zu schlendern tat der Seele gut. Zum Glück konnten wir trotz der eiskalten Temperaturen alle wohlbehalten und gesund die Heimreise antreten, gell? ;-)
In unseren sich immer wiederholenden Seminaren wurde desöfteren erwähnt, dass wir aus unserer Komfortzone heraustreten und "challenges" annehmen sollen... und genau diesen Rat befolgte ich letzten Sonntag: ich war Skilaufen! Zum ersten Mal in meinem Leben! Ich habe zuvor noch nie so viel Schnee gesehen! Es waren 19km. 19km können lang sein. Sehr lang. Und steil. Fazit: Trotz meinem Überleben fühle ich mich immer noch tot. Und jede Bewegung schmerzt! Dennoch bereue ich nicht diese Einladung von Hanka angenommen zu haben, immerhin weiß ich nun, was ich an meiner Komfortzone zu schätzen habe! ;-)
Der gestrige "Study visit", an dem mich alle Freiwilligen in meiner Einsatzstelle besucht haben und wofür ich ein kleines Programm auf die Beine stellen musste, und das Mid-term-Seminar der National Agency, das nächste Woche ansteht, sind die letzten Schritte zu meinem heißgeliebten Alltag! Ich hoffe, dass dann endlich wieder ein bisschen Ruhe eintritt und ich mich unbeschwerteren Sachen zuwenden kann. :-)
Zuletzt möchte ich euch noch eine kleine Anekdote aus meinem Arbeitsleben mit auf den Weg geben. Hierbei dreht es sich um Paní Kudrhaltová, eine 92-jährige Dame aus Betania, die fließend deutsch spricht. Leider hat sie aber anstelle ihrer deutschen Sprachkünste wesentlich wichtigere Dinge in ihrem Leben vergessen. Sie ist dement.
Da sie bereits vor drei Wochen und gestern schon wieder ein Paket von deutsche Freunden aus Berlin zugeschickt bekommen hat, nahm ich mir heute vor gemeinsam mit ihr einen Antwortbrief (der letzte wurde vor 3 Jahren versendet) zu verfassen. Diese ganze Aktion klappte auch überraschend gut. Sie diktierte Satz für Satz in diesem wunderschönen, alten Deutsch und ich schrieb. Es lief super und ich war positiv über ihre Tagesform überrascht bis wir über einen Satz stolperten: "Da ich selbst nicht mehr schreiben kann, bin ich überaus dankbar, dass mir Elly, eure TOCHTER, dabei behilflich ist." ... um nicht die totale Verwirrung bei ihren Freunden auszulösen, nahm ich mir das Recht heraus, diesen Satz ein bisschen zu manipulieren ... aber: psst!
Mějte se hezky, Elly