Ahoj – Das Abenteuer beginnt
Vom in-See-Stechen, stranden und dann doch noch mit der richtigen Welle den erhofften Hafen erreichen
Komm mit und schau; so schön ist unsere Welt!
Dem, der mit offenen Augen reist, schenkt sie ihren Zauber.
Ihm öffnet sie den Horizont,
Ihn lässt sie im Kleinen
Das Große entdecken, im Fremden das Bekannte,
Im Alltäglichen das Wunder.
Komm mit und schau!
In einem Lied des deutschen Dichters Matthias Claudius heißt es: „Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen. D'rum nahm ich meinen Stock und Hut und tät das Reisen wählen.“ Entsprechend diesem Motto werde ich nun für ein Jahr die Tschechische Republik mein Zuhause nennen und als europäische Freiwillige für die Organisation Déčko Náchod (für alle, die jetzt schon mehr darüber erfahren wollen: https://deckonachod.wordpress.com/about/) tätig sein. Da hier in Tschechien wohl so einige Ereignisse zum „Verzählen“ auf mich warten werden, habe ich mich dazu entschieden, sie an dieser Stelle in schriftlicher Form festzuhalten und zu teilen. Ein Stück weit wird dieser Blog also eine Erinnerungsstütze zum Zurückblicken darstellen, vielmehr möchte ich aber auch alle Bekannten, Daheimgebliebenen und eventuell Interessierten somit ein Stück weit auf dem Laufenden über mich und mein „Ergehen“ halten. Wenn Ihr Rückfragen habt oder Euch die Bilder nicht reichen sagt einfach Bescheid! Eine interessante Auseinandersetzung mit Claudius‘ Worten habe ich übrigens hier gefunden: http://www.gutzitiert.de/zitat_autor_matthias_claudius_thema_reisen_zitat_17447.html
Nun aber genug der Einleitung! Obwohl es gerade erst los geht gab es schon so einige Erlebnisse. Angefangen am besten Samstag, 27.08.2016 – dem Tag des Aufbruchs. In meiner gewohnten Gelassenheit in Bezug auf die Vorbereitungen für mein Auslandsjahr wurde das Packen dann doch recht hektisch, gerade so rechtzeitig zur Abfahrt. Als dann alle nötigen Besitztümer im Auto verstaut waren ging es auf die Reise gen Osten. Das letzte Mal selbst mit dem Auto fahren, womöglich für ein ganzes Jahr… Das will man natürlich voll auskosten und jeden Moment genießen. Weshalb also nicht die Freude noch ein bisschen in die Länge ziehen? Diesen (letzten) Gefallen schien mir der Wagen bereitwillig erfüllen zu wollen: Auf einer kurvigen Steigung, mitten im Forst um die polnische Kleinstadt Kowary leuchteten plötzlich die verschiedensten Warnlampen auf und an eine Weiterfahrt war nicht mehr zu denken. Optimal natürlich, wenn man ohne Datenverbindung, Telefonsignal, Orts- sowie Sprachkenntnis in der glühenden Sommerhitze steht. Immerhin war der landschaftliche Ausblick Richtung Riesengebirge und Schneekoppe für die erste Zeit traumhaft. Er konnte aber eben nur in der Anfangsphase ablenken. Gut also, dass jeder Automobilhersteller für derartige Komplikationen eine Notfallhotline besitzt. Nach ein paar Telefonaten über die Mobilgeräte Einheimischer hielt ein Pole neben unserem KFZ und erkundigte sich sofort nach unserem Problem. Über ihn kamen wir dann immerhin zu einer lokalen SIM-Karte, auch wenn diese – wohl den aktuellen weltweiten gewalttätigen Ereignissen geschuldet – zuerst freigegeben werden musste. Also wieder nichts. Nach einigem Hin und Her erreichten wir allerdings tatsächlich die „Notfallaufnahme“ unseres KFZ-Fabrikanten. Eine weitere Weite später ließ der somit heran beorderte Abschleppdienst aller Hoffnung zum Trotz verlauten, dass am Wochenende grundsätzlich keine Arbeit ausgeführt würde. Wir waren also genau so weit wie Stunden zuvor…
Unsere Errettung aus der Klemme sollte ein zufällig vorbeikommender Einheimischer sein. Mehrmals pendelte er zwischen unserem Zwangsaufenthalt und umliegenden Orten, um schließlich die richtigen Ersatzteile und einen Fachmann für die Schieflage auftreiben zu können. Nach sechs Stunden konnten wir letztlich doch endlich die finale Etappe unserer Reise in Angriff nehmen. Größter Dank gebührt dem uneigennützigen Helfer und seinem unerschütterlichen Durchhaltevermögen!
Nach dieser Unterbrechung, verbunden mit einer auch nicht ganz geradlinigen Kontaktaufnahme mit unserem Hotel in der Tschechischen Republik, erreichten wir in den späten Abendstunden hungrig und geschafft die Grenzstadt Náchod. Belohnt wurden wir jedoch mit einer soliden Unterkunft und schmackhaft deftigem Essen.
Am nächsten Morgen ging es dann gestärkt auf eine erste Erkundungstour durch meine neue Heimatstadt. Rathaus, Schloss, die wehrhafte Kirche auf dem erstaunlich großen Marktplatz – Náchod hat visuell so einiges zu bieten. Davon überzeugte uns auch ein älteres Ehepaar, das uns, gerade von der heiligen Messe kommend, eine kleine „Sightseeing“-Runde gab. Nach dem Genuss des tollen Panorama-Ausblicks von der Schlossmauer und nachdem mein Gepäck in einer „Übergangswohnung“ verstaut worden war kam der Moment des Abschieds. Am wenigsten emotional war dabei wohl ich selber. Viel zu viele Gedanken schwirrten im Kopf herum und so ganz hatte ich die Situation sowieso noch nicht realisiert – sofern ich es denn inzwischen habe. So blieb ich denn schlussendlich „allein“ auf dem Markt zurück und beschloss, meine freie Zeit zunächst für weitere Sondierungsgänge zu nutzen.