Abschlusskonzert
Hennchen wird vom Heimweh gepackt: Zwar laufen Projekt und Lernen sehr gut, aber der Abschied von Freunden, Familie und Erdbeertorte fällt doch immer schwerer.
Am Montag brachte ich meine Brille zum Optiker. Am Dienstagmittag konnte ich sie wieder abholen.
Ein Glück, denn am Dienstagabend war "Strykemönstring". Also ein Konzert, nur mit Streichern. Da sollte dann auch mein Projekt, das Celloorchester, spielen. Die Kinderorchester- und Celloorchesterprobe liefen am Montag gut, weil ich die Stücke ja auswendig konnte, aber beim Streichorchester konnte ich bei der Generalprobe nicht mitspielen, oder ich hätte blinde Kuh spielen müssen.
Am Montag saß ich am Vormittag 5 Stunden in der Schule und schrieb mehrere Aufsätze, unter anderem eine Gedichtsinterpretation; es war die norwegische Abiturprüfung für Ausländer. Als ich da saß, erinnerte ich mich wieder an letztes Jahr, als ich zur selben Zeit mein Abi geschrieben habe. Das liegt so verdammt weit weg.
Genauso geht es mir auch, wenn ich hier in meinem Tagebuch runterscrolle und die Einträge lese. Da war ich noch so klein, und jung und unerfahren. Ich weiß nicht, aber ich fühl mich irgendwie jetzt viel stärker und mutiger. Einfach probieren! Keine Angst haben. Ich konnte in diesem Jahr ja nie was verlieren, sondern nur gewinnen. So war es ja auch mit meinem Studienplatz.
Oder der mündlichen Norwegischprüfung. Ich bekam dafür zur Vorbereitung ne Leseliste, die ich durcharbeiten sollte. Sie bestand aus 2 A4-Seiten, auf denen die unterschiedlichsten Texte von Mittelalter bis zur Moderne aufgelistet waren. Und dazu sollte man noch Ibsen und die norwegische Sprachgeschichte können.
Mir schien das sehr viel, aber ich hab einfach nur die unterschiedlichen Epochen und ihre Eigenschaften gelernt. Und jetzt am Montag hatte ich so Mordsglück. Ich bekam einen Text von 1970 und wurde in der Sprachhistorie gefragt. Es ist kaum zu fassen, aber ich hab mit der Note 3 das norwegische mündliche Abi bestanden. Jetzt muss ich warten, ob ich auch das schriftliche bestanden habe.
Letztes Wochenende haben wir uns noch mal das Auto ausgeliehen und sind noch mal auf die Hadselinsel an den Steinstrand und nach Bö gefahren. Am Sonntag war aber wieder so mieses Wetter, so dass wie nur noch ein bisschen am Strand spazieren gingen und dann Kartoffelsuppe kochten. Es war richtiges Märzwetter, und das am 1.Juni!
Gestern war dann wieder Abschiedstag. 8 Uhr fuhren die beiden Mädels wieder mit dem Bus zum Flughafen und 9.30 stand ich wieder winkend am Busterminal und winkte meinem Papa nach.
Ja, und heute wisst ihr vermutlich wie es mir geht, nachdem ich 3 Wochen Besuch hatte. Ich würde am liebsten noch heute in den Bus steigen und nach Hause fliegen. Egal, ob die Sonne jetzt scheint und man nur mit einem Pulli rausgehen kann, mich hält hier nix mehr.
Deutschland, Familie, Freunde und die Erdbeertorte rufen. Aber es sind ja nur noch 2 Wochen und 2 Tage. Aber ich sitze hier mit meiner mit Tesafilm zusammengeklebten Brille, die am Sonntag beschlossen hat, dass eine Woche „wieder vereinigt“ wohl genug war.