Abschlussbericht
10 Monate EFD in Moldawien sind vorbei. Hier eine Zusammenfassung.
Der Abschlussbericht für meine Entsendeorganisation sollte vor allem einen Überblick über die Arbeit im Projekt und über das, was man während des Auslandsaufenthalts gelernt hat, geben. Und so sieht mein Versuch aus, diesen Ansprüchen gerecht zu werden:
Jetzt sind zehn Monate Freiwilligendienst in Chisinau, der Hauptstadt der Republik Moldau tatsächlich schon vorbei! Es waren ereignisreiche Monate und eine Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte. Nicht zuletzt, weil ich viel erlebt und gelernt habe und interessante Menschen getroffen habe. Die meisten Dinge werden mir erst rückblickend bewusst, nun da ich wieder in meiner gewohnten Umgebung zurück in Deutschland bin. Aber auch Chisinau habe ich über die Monate als zweites Zuhause ins Herz geschlossen. Grund dafür sind natürlich vor allem die Menschen; die anderen Freiwilligen, Freunde aus der dortigen Bevölkerung, die Kinder in meinem Projekt.
In meinem Projekt, der Casa Gavroche, bei der es sich um eine Einrichtung ähnlich einem Kinderheim handelt, hatte ich mich nach einer relativ langen Eingewöhnungsphase auch eingefunden. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten, auch bedingt durch die fehlende Kommunikation zwischen mir und den Angestellten, fand ich aber nach und nach meinen Platz dort. Je mehr ich mich auf Rumänisch verständigen konnte, desto ernster nahmen mich die Mitarbeiter und ich konnte mehr Aufgaben übernehmen. Nun bin ich in der Lage, Pläne und Arbeitszeiten zu besprechen und Gespräche über einfache Themen zu führen. Als Freiwilliger bestehen die einzigen wirklich erteilten Aufgaben darin, die Kinder in die Schule und in den Kindergarten zu bringen und wieder abzuholen. Ansonsten ist es angebracht, selber die Initiative zu ergreifen, wenn man die restliche Arbeitszeit nicht nur herumsitzen will. Man kann nachmittags bei den Hausaufgaben helfen, Spiele oder Bastelaktionen vorbereiten oder einfach malen und Fußball spielen mit den Kindern.
Außerdem erfährt man dort im Allgemeinen nur etwas, wenn man fragt. Zum Beispiel kam ich des Öfteren dort zu meiner gewohnten Arbeitszeit an und erfuhr dann, dass alle Kinder bis zum Abend auf einem Ausflug seien, ich solle also einfach wieder nach Hause fahren. Solche und ähnliche Dinge passierten ständig, aber schließlich habe ich dadurch gelernt, besser mit Enttäuschungen und neuen Regeln umzugehen und Kompromisse einzugehen. Und ich kann nicht behaupten, nicht gerne dort gearbeitet zu haben, was allerdings nicht der Arbeitsatmosphäre mit den Mitarbeitern zuzuschreiben ist, sondern den Kindern. Als ein dreijähriges Mädchen, das neu im Heim ankam und total verängstigt war, nach sechs Wochen nicht mehr anfängt zu weinen, wenn es angesprochen wurde, sondern sich neben mich setzte und seine Hand auf meinen Arm legte oder als ein achtjähriger Junge sich bei mir bedankte, weil ich ihm bei den Mathehausaufgaben geholfen habe, in solchen Momenten wurde mir klar, dass ich vielleicht nicht die Welt ändern kann, dass mein Aufenthalt dort aber dennoch einen Sinn hat und ich als Vertrauensperson für die Kinder wichtig bin. Und so sind alle Dinge, die ich bewirkt habe, nur klein, aber ich habe gemerkt, dass sie den Kindern unglaublich viel bedeuten. Ich habe einigen Kindern beigebracht, wie man sich die Zähne putzt oder eine Rolle macht, einem Kind habe ich gezeigt, wie man Sonnen malt, einem anderen, wie man ein Vokabelheft benutzt und einem, wie man seinen Namen schreibt. Das Wichtige für mich war zu sehen, wie dankbar die Kinder waren, dass jemand sich Zeit für sie nahm und wie stolz, als sie das Gezeigte alleine konnten. Sie haben mir ihr Vertrauen geschenkt und das ist etwas, worauf ich stolz bin und was mir die Motivation gegeben hat, jeden Tag wieder dort hinzugehen und mein Bestes zu geben.
Aber nicht nur die Arbeit im Projekt hat mich einiges gelehrt. Auch der Kontakt zu Menschen aus aller Welt, wovon ich viele als Freunde ins Herz geschlossen habe, hat mich geprägt. Ich denke, behaupten zu können, nun offener für Menschen aus anderen Ländern mit anderen Mentalitäten, Wertesetzungen, Meinungen und Lebensstilen zu sein. Zudem wurde mir dadurch und durch die völlig neue Umgebung bewusst, inwieweit mich mein eigener kultureller Hintergrund in meiner Meinungsbildung und meinen Entscheidungen beeinflusst. Dies und der Vergleich meiner Kultur zu der meines Gastlandes in Kombination mit dem Kontakt zu Freiwilligen aus anderen Ländern und Menschen von dort hat mein Bewusstsein und meine Vorsicht in Bezug auf Vorurteile und Stereotypen wesentlich gesteigert. Ich habe Stereotypen erkannt, von denen ich vorher nicht wusste, dass ich sie habe und konnte sie so größtenteils ablegen.
Ein netter Nebeneffekt dieser neuen internationalen Freundschaften ist, dass ich nun wesentlich besser und fließender Englisch sprechen kann und vor allem keine Hemmungen mehr habe, mich in einer anderen Sprache auszudrücken. Gleiches gilt für Französisch (und natürlich wie schon erwähnt Rumänisch), was ich mehr schlecht als recht aus der Schule konnte. Durch den Kontakt mit französischsprachigen Freiwilligen und das zweimonatige Zusammenleben mit einer Französin, die kein Englisch konnte, war ich sozusagen gezwungen, meine Basiskenntnisse in Französisch wieder aufzufrischen.
Durch das Organisieren mehrerer Aktionen für Kinder und Menschen mit Behinderung zusammen mit anderen Freiwilligen und einer Mitarbeiterin von ADVIT habe ich gelernt, wie man kleine Veranstaltungen im Team plant.
Zu meiner Wohnsituation ist zu sagen, dass ich in der mit Abstand ältesten Freiwilligenwohnung in Chisinau untergebracht war (Zamfir Arbore 5, Ap.7) und wir, da das Dach undicht war, eine nicht unerhebliche Mengen Schimmel an der Decke und den Wänden hatten. Ich habe meine Aufnahmeorganisation mehrfach daurauf angesprochen und es wurde abgemacht, das Dach im Frühjahr zu reparieren, wozu es allerdings bis Juli und wie ich erfahren habe bis heute immer noch nicht gekommen ist. Ansonsten war meine Wohnsituation zufriedenstellend und vor allem das Leben in einer Wohngemeinschaft mit anderen Freiwilligen funktionierte außerordentlich gut, was uns untereinander zusätzlichen Halt gab.
Die Unterstützung, die ich bezüglich meines Freiwilligendienstes im Allgemeinen von meiner Entsende- und Aufnahmeorganisation bekommen habe, war vollkommen ausreichend.
Insgesamt war mein Freiwilligendienst in Moldawien eine spannende Erfahrung und ich kann die Teilnahme an einem Programm wie dem EFD nur weiterempfehlen. Da ich zuvor, wie schon im Zwischenbericht erwähnt, keine Vorstellung hatte von dem Land und dem Leben, dass ich dort führen sollte, ging ich auch ohne große Erwartungen in die zehn Monate hinein und kann so nicht davon berichten, wie diese oder jene erfüllt bzw. nicht erfüllt wurden. Ich erwartete nur, neue Erfahrungen zu machen und neue Eindrücke zu sammeln. Und das ist eindeutig gelungen.