Aber was isst du denn, wenn kein Fleisch?

Seit 7 Monaten machen ich jetzt meinen Freiwilligendienst hier in Malta und ich muss sagen, so viele verschiedene Kulturen auf einem Haufen habe ich vorher noch nie gesehen. Hier sind junge Menschen von überall. Dass man auf Spanier trifft, ist garantiert. Einige machen, wie ich einen Freiwilligendienst, aber das ist eher die Seltenheit. Die meisten kommen hier her um ihr Englisch aufzubessern oder um ein Semester Erasmus zu machen.
Da in Spanien die momentane Lage, Arbeit zu finden sehr schlecht ist, sind fast die Hälfte aller Bekanntschaften, die man hier macht, spanisch. Sie sind auf der Suche nach Arbeit und wollen außerdem ihre Englischkenntnisse aufbessern, um wieder zurück in Spanien bessere Chancen zu haben.
Wenn man dann viel mit Spaniern zu tun hat, merkt man ganz schnell, dass der Lebensstil dort sich von dem Deutschen doch sehr unterscheidet. Das fängt bei der Pünktlichkeit und bei Planungen an. Während meine deutschen Mitbewohnerinnen und ich immer versuchen, dass, was wir ausgemacht hatten, einzuhalten und vor allem zum geplanten Zeitpunkt fertig zu sein, liegt meine spanische Freundin gerne bis zur vereinbarten Zeit im Bett. Am Anfang ist es nicht ganz leicht, sich an diese Unterschiede zu gewöhnen und die spanische Gelassenheit so zu akzeptieren. Doch mittlerweile, weiß ich die Ruhe, die von den meisten meiner spanischen Freunde ausgeht wirklich sehr zu schätzen. Da ich selbst ein ziemlicher „Akitvo“ bin und es mir eher schwer fällt, mal einfach nur rumzusitzen tut mir der Einfluss der gelassenen Spanier oft ganz gut.
Die nächsten riesengroßen Unterschiede lassen sich in den Essgewohnheiten finden. Ich sage nur „Oil-Olive“ Das gibt es in Spanien zu jeder Mahlzeit. Aber richtig geschockt war ich, zu sehen, wie meine spanische Mitbewohnerin das Oliven Öl unter der Marmelade zum Frühstück isst. Oder Käse, Honig und Oliven Öl. Was ist denn das bitte für eine Kombination? „Oliven Öl ist gesund, das sind halt die spanischen Essgewohnheiten“ bekomme ich als Antwort. Aber wenn ich die „Köstlichkeiten“ dann probiere, treffen die eher nicht meinen Geschmack.
Generell muss ich aber zugeben, dass auch ich hier angefangen habe, mehr Oliven Öl zu essen. Natürlich nicht mit süßen Gerichten. Aber doch mit Gemüse, Brot oder Nudeln.
Auch auf der spanischen Seite wird immer wieder der Kopf geschüttelt. Was meine spanischen Freunde immer wieder total unverständlich fragen: „Wie kannst du schon um 6 Uhr zu Abend essen? Da wirst du doch um 9 Uhr wieder hungrig sein“ oder: „Du isst kein Fleisch? Aber dann isst du ja nur Gemüse. Ist das nicht langweilig? Und außerdem brauchst du doch Fleisch, also wenn ich nur Gemüse esse, habe ich keine Energie, dann sagt mir mein Körper, dass er Fleisch brauch. Außerdem schmeckt dass doch so gut!“ Meine Antwort: „nein, ich esse nicht nur Gemüse. Es gibt auch Essen außer Gemüse und Fleisch.“ Es ist für die meisten Spanier wohl eher schwer zu verstehen, dass es viele vegetarische Gerichte gibt und das vegetarische Essen ganz und gar nicht einseitig ist. Dafür, dass Gemüse einem genügend Energie gibt, bin ich der lebende Beweis. Einmal hat mich ein Spanier ganz geschockt gefragt, wo es denn hier in Malta ein vegetarisches Restaurant gibt und ob ich dann zum Essen immer nur dorthin gehen kann. Es war für ihn nicht wirklich einleuchtend, als ich ihm erzählt habe, dass man in jedem Restaurant vegetarische Gerichte finden kann.
Wenn meine beiden spanischen Mitfreiwilligen aber den Kochlöffel schwingen, ist es für mich tatsächlich etwas schwierig vegetarisches Essen zu finden. Nur gut, dass ich nicht auch noch vegan bin. Dann hätte ich in der spanischen Esskultur wohl gar keine Change.

Der Kulturaustausch Spanien –Deutschland ist für mich hoch interessant. Man lernt außerdem ungemein viel voneinander und hat vor allem jede Menge Spaß zusammen. Das geht mit den Spaniern hier nämlich super!