Ab an die frische Luft!
Im April gab es zum einen wieder reichlich Besuch im Peeteli und zum anderen habe ich ein paar Ecken von Estland erkundet.
Gleich zu Beginn des Monats kam der erste große Besuch im Peeteli an. Freunde aus Norwegen, die jedes Jahr im Sommer ein Feriencamp in Norwegen für die Mädchen organisieren. Die Freude über das Wiedersehen war natürlich wieder riesengroß und es stand ein aufregender Samstag vor der Tür. Vormittags haben die Kinder eine kleine Fotoshow von den vergangenen Ausflügen zu sehen bekommen. Auch wurde eine kleine Familienandacht von den Norwegern vorbereitet an der die Eltern der Kinder, aber auch andere Leute, die vom Peeteli unterstützt werden, teilnehmen konnten. Die Andacht wurde von den Norwegern auf Englisch gehalten und für die Teilnehmer ins Russische übersetzt. Auch unsere Peeteli-Kinder haben an der Andacht mitgewirkt. Es wurde im Chor gesungen und ein Tanz aufgeführt, den die Mädchen im Feriencamp der Norweger gelernt hatten. Nach einer kleineren Stärkung ging es dann mit den Autos in den Tallinner Stadtteil `Nõmme` wo sich ein großes Waldgebiet zum Wandern befindet. Mit viel guter Laune sind die Kinder in den Wald gestürmt und haben sehr lange auf der Wanderung durchgehalten. Natürlich vergeht die Zeit sehr schnell und es kommt einem nicht so anstrengend vor, wenn man die ganze Zeit Fangen spielt und von niemanden etwas vorgeschrieben bekommt. Am Ende war dann doch bei einigen Kids die Motivation nicht mehr bei 100 Prozent, aber sie wussten, dass am Ziel etwas leckeres zu Essen wartet. Also wurde auch bis zum Ende durchgehalten. Was mir bei dieser Wanderung wieder bewusst geworden ist, ist das es auch einmal sehr gut ist den Kindern die Freiheit zu geben und ihnen nichts vorzuschreiben oder gar sofort anzufangen alles für die Kinder zu regeln. In diesem Punkt ist mir jetzt selbst aufgefallen, dass ich viel lockerer geworden bin als am Anfang meines Freiwilligenjahres. Da habe ich mich immer gefragt, warum den nichts von den Erwachsenen gesagt wird, wenn sich die Kinder raufen oder sie andere Dinge tun, die nicht unbedingt empfehlenswert sind. Aber ich habe bemerkt, dass es die Kinder nicht unbedingt interessiert, wenn geschimpft wird und sie ihre Erfahrungen dadurch selbst sammeln und ihre Probleme untereinander regeln können.
Das Tageszentrum erhielt auch Besuch von einer Konfirmandengruppe aus Schweden. Deren Kirchgemeinde organisiert jedes Jahr mit den aktuellen Konfirmanden eine Rüstzeit nach Estland und verbringt zwei Nachmittage mit den Peeteli-Kindern. Am ersten Nachmittag wurde gemeinsam zu Mittag gegessen und nach den Hausaufgaben ging es für alle an den Strand zum Grillen und Spiele spielen. Es wurden Teamspiele gespielt und die Teams bestanden aus einer Hälfte Konfirmanden aus Schweden und zur anderen Hälfte aus unseren Peeteli-Kindern. Am Anfang wurde den Kindern natürlich das Spiel auf Russisch erklärt doch während des Spieles mussten sie selbst Methoden entwickeln sich zu verständigen. Am zweiten Tag haben die Schweden, meine Betreuerin und ich gemeinsam für die Kinder das Mittagessen vorbereitet. Dies war praktisch auch eine Gruppenarbeit. Eine Gruppe hat Kartoffeln geschält, die zweite Gruppe Hackfleischbällchen zubereitet und die dritte Gruppe hat den Salat geschnippelt. Nach dem Mittagessen, was natürlich hervorragend geschmeckt hat, wurden schnell die Hausaufgaben gemacht und danach hieß es Pizza backen. Dafür gab es wieder gemischte Gruppen (schwedische Jugendliche und die Peeteli-Kinder) und auch hier hat alles super funktioniert, sodass die Pizzen pünktlich zum frühen Abendessen verspeist werden konnten.
Im April gab es auch wieder eine Woche Schulferien und es ging für drei Tage auf die Insel Saaremaa ins Feriencamp. Dienstag ging die Fahrt los und wir waren am frühen Nachmittag im Camp. Da wurden wir gleich in der Einfahrt von einem umgestürzten Baum begrüßt und die Aufregung war groß. Sofort wurde der Baum in mehrere kleinere Teile geteilt und alle mussten Helfen den Weg frei zu machen. Als dies erledigt war rannten die meisten entweder gleich zur Schaukel oder auf die Fußballwiese. Am Mittwochvormittag hieß es dann ran an die Arbeit, wir brauchen neuen Holzvorrat für den nächsten Herbst. Eigentlich hatte jeder eine bestimmte Aufgabe zugeteilt bekommen, aber wie es immer ist haben die anderen ja immer coolere Aufgaben als man selbst. Sozusagen haben letztendlich alle Kinder alle Aufgaben gemeinsam erledigt. Die Größeren haben zuerst einmal die Kettensäge erklärt bekommen. Am liebsten wären sie alle gleich losgestiefelt um zu sägen. Sägen durften sie dann zwar nicht wirklich aber sie durften die Rollen in Ofengerechte Größen zerteilen. Da an der Holzspaltmaschine aber nicht so viele Kinder beschäftigt werden konnten, hatten die anderen (die die wollten) die Möglichkeit das Holz mit der Axt zu spalten. Es ist nicht so, dass alle Kinder wussten wie man das Holz mit der Axt spaltet. Es wurde ihn ausführlich erklärt, dass sie auf sich gegenseitig Rücksicht nehmen müssen und alle darauf aufpassen müssen, dass niemand im Weg rumsteht. Ich hatte bei der ganzen Sache die Aufgabe bekommen darauf zu achten, dass die Kinder dies auch erfüllen. Und schon wurde ausprobiert die Rollen klein zu bekommen. Man hat in den Augen der Kinder richtig gesehen, dass sie Stolz auf sich waren, wenn sie die Rolle in vier Teile zerteilt hatten. Die Begeisterung das Holz zu spalten war so groß, dass sie gar nicht aufhören wollten.
Es haben nicht alle Kinder mit der Axt hantiert, einige haben zum Beispiel auch den Waldboden von Ästen befreit und andere haben in der Küche geholfen zu kochen. Nach dem Mittagessen fuhren wir alle gemeinsam an eine kleine Klippe und machten eine kleine Wanderung. Nach der Wanderung gab es ein kleines Picknick und es wurden noch Teamspiele gespielt. Am Abend gab es ein Lagerfeuer und es wurde gegrillt (das Grillen hier kann man im Übrigen nicht wirklichen mit unserem Grillen in Deutschland vergleichen, im Prinzip werden hier beim Grillen fertige Würste nur noch einmal warm gemacht). Nach dem Abendessen wurde noch eine kleine Andacht gehalten, in der die Kinder gemeinsam ihre letzten großen positiven Erlebnisse mit den anderen teilen sollten. Am Donnerstag hieß es dann auch schon wieder alles aufräumen, zusammenpacken und den Rückweg nach Tallinn ansteuern.
Das Osterwochende (in Estland ist nur Karfreitag frei) bin ich gemeinsam mit drei anderen Freiwilligen auf die Insel Saaremaa gefahren. Wir haben einen kleinen Roadtrip (Karte im Link zu den Bildern) über die gesamte Insel gemacht. Eigentlich hatten wir vorgehabt ein Fahrrad auszuleihen und ein wenig die Gegend um den Hauptort `Kuressaare` zu erkunden. Doch leider hatte der Fahrradverleih zu zum Glück haben wir letztendlich mit Mühe und Not eine Autovermietung gefunden, die offen hatte. Somit konnten wir unsere Reise über die Insel starten.
Am letzten Aprilwochenende habe ich an einen geführten Tagesausflug teilgenommen. Dieser Tagesausflug wurde von einer Organisation geleitet die internationalen Studenten die Möglichkeit gibt Estland genauer zu erkunden. Der erste Stopp war eine kleine Stadt im Norden Estlands Namens Rakvere. Hier haben wir uns die Burg (eine Burg des Deutschen Ordens) angeschaut, haben eine Führung und ein mittelalterliches Mittagessen bekommen. Danach ging es weiter in ein kleines altes Kapitänsdorf namens Käsmu. Da haben wir uns ein kleines, privates Museum über die Schifffahrt angeschaut. Das Museum wird von einem älteren Ehepaar betrieben, die auch direkt in dem Museum wohnen. Als letzter Anhaltspunkt stand `Viru bog` auf dem Plan. In Estland gibt es mehrere Sumpfgebiete, die mit Bohlenwegen für Besucher ausgebaut sind. Viru bog (bog=Sumpf/Moor) ist einer der bekanntesten Hochmoorpfande im Lahemaa-Nationalpark.
In Estland hat jetzt auch (Mitte April) der Frühling angefangen und an den Bäumen sind die ersten Blüten zu sehen. Das Wetter ist im Moment sehr warm (zwischen 10° und 16°) mit Sonne aber es weht immer ein leichter Wind, der es kühler wirke lässt.
BILDER: https://www.dropbox.com/sh/xp3a0ehuezs8xn4/AADyaXd9GyoVVMTeviiR3t2la?dl=0
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