3 Kinderbahnhof + 4 Grenzenlose Freundschaft
Das Kapitel 3 handelt von Sebastians Lieblingsort
Es dauert nicht lange, bis Sebastian den Weg zu Susan jan tatsächlich findet.
Eigentlich keine schwierige Aufgabe, außer vielleicht spätabends, wenn man sich nicht sicher sein kann, ob die Mashrutkas aus Gyumri tatsächlich bis zum Yerevaner Hauptbahnhof fahren werden.
Den wahren Weg zu Susan aber findet Sebastian nicht an jenem Tag, als er zum ersten Mal Susan besuchen fährt, den wahren Weg findet er an jenem Tag, als er gemeinsam mit Susan zum Yerevaner Kinderbahnhof läuft, durch den magischen Tunnel, richtig, der nach Urin stinkenden Fußgängerunterführung. Es ist fast schon ein zu schönes Märchen um wahr zu sein.
Da kommt ein junger Mann von weither angereist, aus einem weit entfernten, vielleicht märchenhaften Dorf, tausende Kilometer von Yerevan entfernt. Dort wartet eine tausende Jahre alte Stadt auf den jungen Mann und ein Mädchen, dass für seine Ankunft gut vorbereitet ist, denn sie studiert einige Jahre lang Touristik.
Sicherlich ist Yerevan eine besondere Stadt, aber wie üblich genießen die Menschen in der Stadt gerne die Natur, und sehnen sich im Dorf nach der Stadt. In Yerevan gibt es ausgesprochen viel Natur, insbesondere am Kinderbahnhof, am Hrazdan-Fluss, dort, wo man nicht mehr merkt in der Hauptstadt zu sein.
Als sie den Uringeruch des Tunnels hinter sich gelassen haben, diesen irgendwie bezaubernden Tunnel, der die beiden mit seinem sanften Licht Geborgenheit sich wie in einer warmem Höhle fühlen lässt, ist es endlich so weit. Sie hatte ihm bereits davon vorgeschwärmt. Ein steiniger Fluss am Fuße der Hügel, von Bäumen umgeben.
In Gyumri und Yerevan ist der Anblick von Wäldern ähnelnden Gegenden aufgrund der kargen, wenn auch gerade bei klarer Sicht wunderschönen Natur, nicht gerade eine Alltäglichkeit. Nun gut, für einige Personen, die besonders glücklichen Bewohner Yerevans, ist der Anblick vielleicht doch fast alltäglich, gerade für jene Menschen, die bereits eine sagen wir einmal bezaubernde Beziehung zu einem Mit-, oder besser gesagt zu ihrem Lieblingsmenschen haben.
So schön es auch für Sebastian und Susan sein mag Yerevans Anblick bei Nacht zu sehen, umso schöner ist es noch Yerevan tagsüber anzuschauen. Sebastians erster Eindruck des Kinderbahnhofes aber ist kein bezaubernder Eindruck, es ist ein Schock. Nein, nicht der Müll, nicht das sagen wir einmal ihm mittelmäßig schmeckende Eis am Kinderbahnhof, sondern die Schienen lassen ihn aufschrecken. Ein Foto mit Susan auf Zugschienen, das darf doch nicht wahr sein. Sebastian graut der Anblick solcher Bilder, doch jetzt weiß er, richtig, es ist der Kinderbahnhof und am Kinderbahnhof sind eben nur ehemalige Bahngleise zu finden. Irgendwie erinnert ihn der Stadtwald um den alten Bahnhof an das grüne Band in Deutschland, am ehemaligen Grenzstreifen des Westens und Ostens seines Herkunftslandes. Nun, am Kinderbahnhof sieht es allerdings viel schöner aus als beim Museum beim Grünen Band. Die Berge, der Blick auf die Stadt und schließlich das Verschwinden mitten in der Natur, eine Einzigartigkeit.
Wie es der Zufall will, geschieht etwas ausgesprochen groteskes am Kinderbahnhof. Susans Handy klingelt und sie sagt ihrer Mutter, dass sie am liebsten nicht mehr ihren Studienmaster absolvieren würde, nicht ganz ernst gemeint wie es scheint. Und wie humorvoll reagiert Susans Mutter auf den Satz, dass sich das Spazierengehen einfach zu gut anfühle? Willst du heiraten?
Kapitel 4: Grenzenlose Freundschaft
Lange Zeit fragten sich Susan und Sebastian, ob es einen Ort der Freundschaft, der alle Grenzen der Welt durchbrechen kann, geben kann. Einen Ort, in dem in allen Augen die Erdkugel versteckt zu sein scheint, einen Ort, an dem die Menschen friedlich zusammenleben, feiern, Spaß haben, und sich vergnügen.
Nun, im Sommer 2015 scheint, das mag erstmal unglaublich klingen, in der Ukraine so ein Ort zu finden sein. Ein Projekt zum Überwinden von Grenzen, an dem eine gewisse Susan teilnimmt, gibt uns diese Erkenntnis.
Wenn Yesenia, Susan, Dima, Bin und viele andere nette, junge Leute zusammenkommen, dann gibt es Tage, die die Welt nicht verändern, aber zusammenrücken lassen können und Tage, die das Leben eines Menschen, konkret einer Susan, verändern können.
Wer am Ball bleibt, der kann einiges schaffen. Diese Redewendung ist vielleicht nicht ganz auf Susan zutreffend, weil sie nicht gerade ballverliebt ist. Trotzdem ist sie hartnäckig im Lernen von Dingen, selbstdiszipliniert, aber immer lieb und gemeinschaftsdienlich, wie ein perfekter Teamplayer.
Sebastian ist nicht immer der Teamplayer. Viele Wege ist er alleine gegangen, oder gerannt, oder er hat alleine pausiert. Er hat alle Möglichkeiten bekommen und gelernt sie anzunehmen. Es war ein langer Weg, der ihn den langen Weg reisen lies, jedoch nicht zu vergleichen mit den Wegen seiner Fußballfreunde.
Wenn Gamal und Mekki mit Lars oder Leonard oder auch Sebastian kicken, dann sind Grenzen überwunden wurden.
Eines ist Sebastian in Armenien klar geworden. Er hat Vorbilder, Vorbilder, die ihm zeigen, dass er an einem Ort weit weg von Zuhause nette Leute kennenlernen kann.
Eine Geschichte, die man nicht vergleichen kann, doch wir alle sollten für jede überwundene Grenze dankbar sein, egal warum, und egal, wie sie überwunden wurde.
Sebastian wird seine Fußballleute eines Tages wiedertreffen. Susan ihre Freunde aus Mexico, China oder der Ukraine vielleicht auch, denn alle ihre Träume werden wahr.
Ist eine Welt ohne Grenzen vorstellbar?
Hoffen wir, dass bald niemand mehr wie Susans Bruder Garnik wegen Grenzen und Streitigkeiten tolle Feste wie Neujahr verpassen muss, hoffen wir, dass jeder sich auf Reisen begeben darf.