Zur Abwechslung auch mal wieder deutsch
Finnisch, Englisch, immer mal wieder schwedisch... Aber deutsch? Das fällt mir dann manchmal echt schwer, wenn ich ausnahmsweise mal jemand treffe, mit dem ich deutsch reden kann. Hier meine deutschen Begegnungen in Finnland....
Donnerstags gehe ich jetzt seit neuestem in die Schule zu zwei verschiedenen Deutschkursen. Beim ersten Mal habe ich mich vorgestellt, von Deutschland und meiner Heimat erzählt, erklärt was ich hier genau mache und was ein EFD überhaupt ist... Verwundert bin ich allerdings, als zur ersten Stunde nur zwei Schülerinnen kommen, zuerst denke ich, die anderen kommen später, aber es war tatsächlich schon der ganze Kurs. Die Deutschlehrerin erklärt mir dann, es sei ein Zusatzkurs, nur um das sprechen zu üben, denn die Schüler machen nächstes Jahr ihr Abitur und müssen auch eine mündliche Deutschprüfung machen. Deswegen sei es auch so gut, wenn ich jetzt immer da bin und sie sich mit einem Muttersprachler unterhalten können. Als dann in der nächsten Stunde nur drei Schüler da sind, wundert mich schon gar nichts mehr... Hier kann ich einfach drauf los reden, ohne mich zu bemühen langsam und auch wirklich korrekt zu reden... denn zwei von den drei waren gerade ein Jahr im Ausland, einer in Bremen und der andere in Bregenz und darum können die beiden auch eigentlich fließend deutsch. Ich bekomme verschiedene Themen über die ich mich mit ihnen unterhalten soll, aber hauptsächlich geht es darum nicht aus dem deutsch reden raus zu kommen, jetzt wo sie wieder zurück in Finnland sind. Mir macht es total Spaß einfach mal wieder so drauf losreden zu können... Und ich freue mich total über den österreichischen Dialekt von dem Bregenzer, es hört sich irgendwie so nach zu Hause an, denn auch wenn ich kein starken Dialekt habe, hier treffe ich sonst nur Leute aus Norddeutschland und die reden doch irgendwie ganz anders...
Auf geht’s nach Helsinki. Ich treffe mich mit Clara, der deutschen Freiwilligen. Nach einem Kaffee fahren wir zur Insel Suomenlinna. Nach einer zwanzig minütigen Bootsfahrt kommen wir auf der Festungsinsel die direkt vor Helsinki liegt und heute UNESCO Weltkulturerbe ist an. Es wird schon langsam dunkel und so hat die Insel eine etwas unheimliche aber wirklich besondere Stimmung... Leider haben wir gar nicht so viel Zeit, aber hier komm ich bestimmt nochmal vorbei. Jetzt gehe ich erst mal noch mit zu einem Fest von Claras Organisation. Ok das hat jetzt nichts mehr mit deutsch zu tun, aber macht nichts...Das Fest steht unter dem Motto „Dia de Muertos“, einem wichtigen Fest in Mexiko. Der ganze Raum ist bunt geschmückt und auch ein Altar für die Verstorbenen wurde aufgebaut. Bei diesem Fest geht es nämlich darum, den Tag in Gedanken noch einmal mit den Verstorbenen zusammen zu feiern. Uns werden einige Bilder aus Mexiko gezeigt und vieles wirklich interessante über diese Tradition berichtet. Anschließend können wir uns alle am reichhaltigen Buffet bedienen und haben die Chance neue Leute kennen zu lernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Es ist total interessant, wen man da alles so trifft. Neben total vielen neuen Leuten sind auch einige von den Freiwilligen aus Kokkola mit dabei, es ist total schön sie so unerwartet wieder zu treffen. Nach dem Fest ziehen wir mit einigen anderen zusammen durch Helsinki auf der Suche nach einer Bar. Endlich angekommen wird uns erklärt, dass man unter zwanzig Jahren hier nicht rein kommt. Schließlich kommen wir doch alle rein, obwohl die meisten von uns gerade achtzehn oder neunzehn sind, aber es ist hier wohl üblich größere Gruppen dann auch unter der Altersgrenze reinzulassen, da zählt dann nur ob man achtzehn ist. Komische Regeln, aber natürlich nicht schlecht für uns...
Und wieder fahr ich nach Helsinki. Diesmal besuche ich Henna und ihre Familie. Was das mit Deutschland zu tun hat? Henna ist eine Freundin meiner Oma. Vor dreißig Jahren hat Henna den Sommer in Überlingen verbracht und dort in einem Restaurant gearbeitet. Zufällig ist sie auf meine Großeltern gestoßen und bis heute sind sie noch in Kontakt. Zurück in Finnland hat Henna einen deutschen Mann geheiratet und die drei Kinder (zwischen neun und achtzehn Jahre alt) gehen auf die deutsche Schule in Helsinki. So kann ich mich also ein ganzen Tag lang auf deutsch unterhalten. Trotzdem ist es ein Tag in einer finnischen Familie,mit typisch finnischem Mittagessen. Es gibt einen super leckeren Lachs und dann Preiselbeermus zum Nachtisch. Zum Preiselbeermus gibt es Sahne, ich werde aber gleich vorgewarnt, dass man in Finnland die Sahne nicht schlägt, sondern einfach flüssig dazu isst. So geht es mir noch öfters an dem Tag. Leo, Hennas Mann, weiß jedes Mal schon im voraus, worüber ich mich gleich wundern werde, denn ihm ist es ja genau so ergangen... In Finnland hat man nämlich beim Abendessen grundsätzlich nur ein Messer und das steckt in der Butter. Leo meint, ganz oft fehlt plötzlich das Buttermesser und sie finden es auf seinem Teller. Ich bemühe mich also extra, das Messer auch wieder in die Butter zurück zu stecken.... Beim Nachmittagsspaziergang wird mir das Segelboot der Familie gezeigt und wir kommen auch am Strand vorbei und tatsächlich gehen auch um diese Jahreszeit einige noch ins Meer zum Baden...
Auch den Kindern im Jugendcenter möchte ich Deutschland ein bisschen näher bringen und so organisiere ich ein „Deutschen Abend“. Neben der deutschen Musik die den ganzen Abend läuft und die alle irgendwie total lustig finden, backen wir Brezeln, spielen verschiedene Spiele und eigentlich war auch noch ein Deutschlandquiz geplant, aber dafür bleibt am Ende gar keine Zeit mehr... Die Brezeln sind auf jeden Fall das Highlight des Abends, denn hier kennt niemand Brezeln und so sind alle total gespannt... Die Kinder freuen sich etwas zu backen, das sie gar nicht kennen und zusammen haben wir richtig viel Spaß beim Brezeln formen. Danach sitzen alle ganz gespannt vor dem Ofen und sind total verwundert, als die Brezeln plötzlich braun werden. Zum Glück klappt alles und die Brezeln schmecken am Ende wirklich wie richtige deutsche Brezeln und werden von allen total gerne gegessen. Jedes mal wenn ich ein neues Blech mit frischen Brezeln aus dem Ofen hole, kommen sofort alle angerannt und fragen, ob sie nochmal eine Brezel haben können...
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