Zum Letzten Mal.
Ein Eintrag über den Beginn der letzten vier Wochen. Und darüber, wie sich aus zum ersten Mal machen, zum letzten Mal machen ändert.
Es ist soweit. Die letzten vier Wochen meines Auslandsjahres haben begonnen. Als mir am Anfang die ex-Freiwilligen erzählten, dass die Zeit sich viel zu kurz anfühlen wird, habe ich das immer gedanklich beiseite geschoben. Aber sie hatten recht. Ich finde nun, dass ich meine Zeit so viel besser hätte verwenden können…
Tja, hätte, hätte, Fahrradkette/Herrentoilette. Wir wollen ja jetzt nicht melancholisch werden.
Dienstag vor zwei Wochen wollte Mara, Timi gerne Rudern zeigen. Also, wie das geht und das Timi es auch mal in echt selbst ausprobieren kann. Da sie noch jemanden nötig hatten um das Boot zu füllen, sprang ich ein. Ich hatte nichts zu tun und so auch einen gute Ausrede um nicht zu kochen. Wir gingen nicht nur rudern. Nachdem wir eine Dreiviertel Stunde Rudern waren, gingen wir auch direkt dort schwimmen. Wir sprangen vom Steg ins Wasser und verärgerten andere Ruderer die anlegen wollten. Danach waren wir alle mächtig hungrig. Mara und ich haben uns darauf geeinigt bei Jumbo schnell eine Pizza zu kaufen und die in den Ofen zu legen. Irgendwie kam es dazu, dass auch Maras Ruderfreunde dabei waren. Am Ende gab es eine kleine Pizza-Party bei uns auf dem Balkon.
Den Rest der Woche war ich mehr oder weniger mit Niederländisch lernen beschäftigt. Unser Sprachexamen kam näher und somit wurden wir auch langsam alle ein wenig nervös. Während die Angespanntheit zunahm, nahm die Motivation zu lernen ab. Aber wir prügelten uns durch die Vokabeln und die Grammatikregeln und lernten tapfer weiter!
Die letzte offizielle Arbeitswoche fing an. Offiziell heißt, dass wir in dieser Woche noch arbeiten müssen. Wir können, wenn wir wollen, auch noch in der aller aller letzten Woche arbeiten, aber das muss nicht. Ich habe mich dazu entschieden in der letzten Woche überall, außer in Zandhove (dem Photoclub) zu arbeiten. Dementsprechend hatte ich dort schon meinen letzten Arbeitstag. Ich radelte also zum letzten Mal den Weg zu dem ehemaligen Bauernhof. Begrüßte zum letzten Mal den Mann mit dem ich immer spazieren ging. Führte zum letzten Mal den üblichen Smalltalk über das Wetter. Ich könnte noch so weiter fortfahren. Es war halt das letzte Mal.
Bei jeden letzten Mal gibt es auch ein erstes Mal, sagte schon Friedrich der Große Häuptling der Indianer im Sherwood Forest. So habe ich zum Beispiel zum ersten Mal in der Werkstatt die Fenster mit so einem Fensterputzgerät geputzt. Fensterputzgerät bedeutet, so ein Plastik ding mit einer Gummilippe vorne. Ich habe nun leider nicht das lateinische oder altgriechische Wort zur Hand, aber ich denke jeder weiß wovon ich rede. Es war eine ganz besondere Erfahrung. Ich habe schon öfter Fenstergeputzt, aber noch nie mit so einer Gerätschaft. Alle Fensterputzer der Welt haben von nun an meinen Respekt. Ich persönlich empfand als schwierig, aber dennoch erfüllend. Erfüllend? Ja, irgendwie war es ganz schön entspannend. Ich glaube das sagt man auch nur am Anfang. Und auch hoffe ich, dass meine Mutter nicht meinen Blog liest und mich das nächste Mal, wenn ich zu Hause bin, die Fenster putzen lässt. Denn im Gegenteil zu den Fenstern im Kloster, haben die im Haus meiner Eltern drei Scheiben, Folglich 6 Oberflächen zu putzen!
Das Erwähnt kein Verkäufer der Energieeffizientes Bauen verkaufen will. „Im Sommer ist ihr Haus schön Kalt und im Winter schön Warm. Sie müssen leider dan gesamten Frühling und Herbst durch Fensterputzen.“
Kommen wir wieder zu einem letzten Mal. Das letzte Mal zu Paula fahren und Tee trinken. Wir hatten unsere letzte Stunde bei Paula. Alle zusammen. Es war eine Fragestunde, aber leider hatten wir nicht echt Fragen. Also war es nur Tee trinken und quatschen.
Und dann kam er. Der Tag mit unseren Examen. Sie waren auf zwei Tage verteilt. Am Mittwoch hatten wir Sprechen und Schreiben und am Donnerstag hatten wir Hören und Lesen. Wir alle fürchteten uns vor Schreiben und Sprechen. Weil wir dort immer auf der Kippe standen zwischen bestehen und nicht bestehen.
Wir sind also morgens um 9:30 Uhr zu der Prüfstelle. Kurz gesagt, die Prüfungen liefen so mäßig. Bei dem Sprechexamen habe ich vielleicht ein wenig zu leise gesprochen und beim schreiben war die Zeit wie neue Boxershorts. Ein wenig eng.
Am Tag danach hatten wir Hören und Lesen. Für Deutsche sind das meistens recht einfache Prüfungen. Das Problem beim Hören ist das Langweilen. Man ist da so inaktiv und die Lösungen sind meistens so einfach, das man sich recht schnell langweilt. Und das ist das Problem. Man hört dann auf gut zu zu hören. Ich glaube ich habe es trotzdem gerettet. Beim Lesen hatten wir Texte über den Wert von Marken, über Midlife-Crisis, das Problem bei wählen von Studien und noch anderen Quatsch. Man lernt eigentlich ziemlich viel beim ablegen von solchen Examen. Das ist schon ziemlich spannend!
In fünf Wochen erfahren wir, inwiefern wir bestanden haben.
Ansonsten waren wir noch in Giethoorn. Giethoorn ist ein Dorf, dass kaum Autos hat und wo jedes Haus mit Kanälen umgeben ist. Also so ähnlich wie klein Venedig in Berlin oder Venedig in Italien, bloß halt auf Niederländisch. Michill (Mein Mentor) fuhr uns und seine Freundin mit Auto nach Giethoorn. Das Dorf ist ganz süß. Mich hat das alles, zum Beispiel die Architektur, auch ein wenig an den Spreewald erinnert. Obwohl das Wetter nicht gut war und es immer wieder regnete waren, doch recht viele Touristen dort. Man konnte sich dort auch Boote ausleihen. Das taten wir natürlich auch. Ein Flüsterboot. Das hieß so, weil es so leise war. Damit sind wir dann die ein wenig durch die Kanäle gefahren. Das war schön, obwohl es geregnet hat.