Zu Besuch bei der guten Fee
Laurin geht es gut mit ihrer Arbeit, bei der sie während der Reittherapie mit lieben Kindern altbekannte Spiele auffrischen kann. Während ihrer frei verfügbaren Zeit ist sie dann in Aktivitäten verstrickt, die eigentlich gar nicht ihren sonstigen Interessen entsprechen. Das sind bestimmt die Pilze schuld!
Eigentlich will ich nicht noch mehr herum philosophieren, das habe ich in meinem letzten Eintrag schon genug gemacht. Ich fühl mich nicht mehr so sehr wie eine Außerirdische, auch wenn dieses Gefühl schön prickelnd war. Wie eine Slowakin fühl ich mich aber auch noch nicht…
Schule und Uni fangen bald an, dann kann ich meine Freizeit ab drei Uhr, wenn keine Reittherapie ist, genießen (bei Bedarf fang ich aber auch um sieben Uhr morgens an) und mit massenhaften Aktivitäten füllen. Muss halt immer nach žilina fahren, aber wenigstens hab ich eine Stadt daneben. Die Reittherapie läuft sehr gut. Besonders mit dem Mädchen, ähm Patša (?) verstehe ich mich gut. Während ich sie oben halte und sie „turnt“ spielen wir „Ich-sehe-was-was-Du-nicht-siehst“. Was allerdings dank der begrenzten Anzahl von Objekten recht langweilig ist (braun – Pferd – richtig, woher konntest du dass nur wissen?...)
Gestern war ich in der Bücherei, um mir Kinderbücher auszuleihen – so richtig verstehen tu ich die aber eigentlich auch nicht. Außerdem hatte ich hatte den Namen eines Cafes bekommen, mit der Bestimmung, dort „Hallo“ zu sagen. Natürlich hab ich es nicht gefunden, dafür aber eine Gruppe von Musikern, mit Trommeln und Didgeridoos. Ich hab mich dazu gesetzt, und eigentlich wollte ich sie ansprechen, war dann aber doch zu schüchtern. Ein für alle mal: ich bin schüchtern und introvertiert. Und normalerweise auch nicht so Musik-fixiert. Keine Ahnung, was hier mit mir los ist (ich fass sogar hin und wieder meine Geige an. Grauenhaft. Muss am Wasser hier liegen. Oder an den radioaktiven Pilzen).
Auf jeden Fall wurde ich dann angesprochen (ich saß auch schließlich fast eine Stunde stumm da und hab sie mit großen Augen angeschaut) und wenig später hatte ich eine gespendete Pflaume in der einen Hand und in der anderen jemand, der mich zur Teestube „Zur guten Fee“ (kein Kommentar!) begleitete. Dort war es dann auch ganz nett; leer, war ja noch früh am Nachmittag, und die weiteren Gäste sprachen als Fremdsprache nur Französisch. Und ich hasse mittlerweile Französisch. In diesem Sprachenkuddelmuddel aus dem üblichen „wer bist Du/was machst Du hier“-Verhör ein Gespräch zustande zu bringen, fiel mir schwer. Denn so etwas wie „Yes, we have tiež read, uhm itali sme tiež, merde, alors, oui, nous avons lit also –ach verdammt...“
Aber ab September hab ich einen Platz, wo ich Tanzen, Tai-Chi (uhm, ne) oder Yoga machen kann und meine Teevorräte auffüllen (ich bin übrigens normalerweise auch nicht so Tee und Yoga fixiert! Es sind eindeutig die Pilze. Radioaktiv!). Und da ich unbedingt in der Natur arbeiten wollte (und will), hätte ich mir vielleicht nicht zusätzlich als Ziel setzten sollen, das Leben der Jugendlichen hier kennen zu lernen und auf so viele Partys wie möglich zu gehen ;-)
So etwas wie „einen Bildband über das Leben auf dem Lande“ herzustellen oder Drahtflechten zu lernen wäre realistischer. Das will ich ja auch machen. Ich will nur alles machen. Und ich finde, das Leben kann auch ruhig eine Herausforderung sein (Ich hätte da mal noch eine: kürzere Tagebucheinträge schreiben).