Wohnst du noch oder lebst du schon?
Was verbindet man eigentlich mit dem EVS?Freiwilligenarbeit, Erfahrungen sammeln, im Ausland leben.Gerade Letzteres hat mich nachdenklich gemacht. Im Ausland leben, was bedeutet das eigentlich? „Wohnt“ oder „lebt“ man im Ausland? Gibt es da eigentlich einen Unterschied?
Anfänglich entscheidet man sich bewusst für das EVS in dem Wissen, dass es mit einem Auslandsaufenthalt verbunden ist und gerade das macht diesen Freiwilligendienst auch so attarktiv. Normalerweise ist man an einem Ort aufgewachsen und hat dort ein routiniertes Leben geführt. Und dann heißt es plötzlich: man verbringt jetzt eine Zeit im Ausland.
In den ersten Wochen denkt man womöglich noch häufig an zu Hause und je nachdem, wie man sich einlebt, bekommt man vielleicht auch etwas Heimweh. Zunächst wohnt man zwar im Ausland, aber es ist noch kein richtiges Zuhause. Die Eingewöhnungsphase an das neue Umfeld ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren, wie dem Land, der Umgebung und den Mitmenschen ab. Es gibt viele Wege sich heimischer zu fühlen, wie beispielsweise Fotos aufzuhängen, einen Rückzugsort zu haben, vertraute Musik zu hören, und auch das variiert je nach Person.
Doch wenn man sich zu sehr an der alten Routine festhält, beschränkt man sich selbst möglicherweise auch in einem ganz wichtigen Punkt: der Offenheit für Neues.
Man muss sich vorurteilsfrei gegenüber der neuen Heimat verhalten und für alles offen sein. Offen für neue Mitmenschen, die zu Freunden werden können, wenn man es zulässt. Offen für eine neue Tätigkeit, die vielleicht anfangs schwer ist, aber an die man sich irgendwann gewöhnt und die sich vielleicht als genau das Richtige entpuppt, und vielleicht auch nicht. Offen für eine neue Sprache, die möglicherweise gar nicht so kompliziert ist, wie man denkt. Andernfalls wird man nie gänzlich ankommen. Denn gerade das ist doch einer der Kernaspekte des EVS: in eine neue Kultur einzutauchen.
Wenn dieses Eintauchen erfolgt ist, passiert es schnell mal, dass man sich mit den Begriffen selbst verwirrt. Dann sagt man „Ich bin zu Hause“ und meint sein zu Hause im Ausland. Gleichzeitigt merkt dann aber, dass es doch irgendwie komisch klingt, da man normalerweise seine vertraute Heimat mit zu Hause verbindet. Doch eigentlich ist das ein gutes Zeichen, denn wenn man einen Ort sein Zuhause nennt, bedeutet es, dass man dort glücklich ist und sich wohlfühlt.
Letztendlich braucht es eine ausgewogene Balance zwischen persönlichen und vertrauten Dingen aus dem gewohnten Umfeld und einer weltoffenen und positiven Einstellung gegenüber der neuen Heimat. Dann wohnt man nicht mehr nur an einem neuen Ort, sondern man lebt dort. Dann hat man nicht mehr nur eine Heimat, sondern gleich zwei.
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