Wochenende!

So ihr Lieben treuen Leser meiner intimsten Geheimnisse während meines Abenteuers Tschechien, jetzt ist es mal wieder Freitag. Zeit über den Donnerstag zu berichten und ein allgemeines Fazit über die vergangene Woche zu ziehen.

Das Tschechische Wetter hat sich in dieser Woche von seiner schlechtesten Seite gezeigt. Aber wirklich. Seit dem ersten Oktober geht es hier wettermäßig bergab. Nebel, Regen, Kälte, grauer Himmel, einfach kein schöner gemütlicher Herbst. Sehr schade. Ich überlege auch schon die ganze Woche, ob ich nicht schon meine Winterjacke herauskramen soll. Aber dann gibt es ja keine Steigerung mehr wenn der Winter kommt.

Also begnüge ich mich der Zeit noch mit extremen "Schichten-Anziehen". Das heißt: T-Shirt, einfache oder zweifache Ausführung, dünner Pulli, dicker Pulli, Blazer. Und schon friere ich nicht mehr und die Winterjacke kann auch noch im Schrank bleiben. Ach ja, ich bin schon eine kleine Frostbeule :-) Früher war ich das nicht. Egal. Kommen wir wieder zurück zum Wesentlichen.

Mittwoch bin ich also nach dem „Internetovy Klub“ zu Ivana gefahren, wo ich mit ihrem Mann und ihrer Enkelin zu Mittag gegessen habe. Da presse ich mir also mühsam ein "Guten Tag“; " heraus und was kommt?! „Guten Appetit“. Da hätte ich mir die Mühe auch sparen können :-) Mehr Deutsch können die Beiden dann allerdings nicht, aber es war trotzdem sehr lustig. Anschließend habe ich mich mit Ivana wieder ans Englisch lernen gemacht. Ich muss sagen, sie macht sich ganz gut.

Natürlich ist es unrealistisch zu glauben, wenn sie dann in Australien ist, kann sie plötzlich super gut Englisch, aber ich denke, die wichtigsten Sachen wird sie schon sagen und verstehen können Dinge wie: "Where is the next post office" oder "Can you tell me the way, please." Eben solche Dinge, die für das Touristendasein wichtig sind. Ich denke in touristischer Hinsicht, wird sie sehr gut zu recht kommen. Wir haben uns natürlich nach dem Englischunterricht noch verquatscht und dabei musste ich doch 16.30 Uhr in der Stadt beim Tschechisch-Kurs sein und wollte mich vorher noch mit Nora treffen, weil wir ja beide den Weg nicht wussten und sie den Stadtplan hatte.

Tolle Sache: kamen beide viel zu spät in der Stadt an und dann natürlich auch zu spät bei der Sprachschule und was sagt uns da die nette Dame am Empfang? Man bedenke, wir total abgehetzt und zu spät. Sie teilt uns mit, dass wir doch viel zu früh da sind, da unser Kurs doch erst 17.35 Uhr beginnt. Großartig oder?! Typisch Pavlina, unsere Koordinatorin, vercheckt echt alles :-) Na ja so waren wir immerhin nicht zu spät. Im Übrigen sprach die Frau am Empfang nur Tschechisch und Französisch. Kann sich noch jemand an mein tolles Französisch erinnern?! Nur gut, dass Noras "French" besser ist als meines.

Okay, also Sprachschule startet zukünftig erst 17.35 Uhr und endet um 19.05 Uhr. Am Mittwoch haben wir die Aussprache gelernt (gerade die kann ich mittlerweile schon ganz gut) und dann alles unter der Überschrift: "Rodina" - "Familie" Geschwister heißt „sourozenci“, ich kann jetzt erzählen, dass ich Geschwister habe, Eltern und Großeltern. Onkel und Tante ebenso. Bin ich schon sehr stolz drauf :-).

Ja, nach der Sprachschule war der Tag dann aber auch beendet. Ich war fix und fertig und die Nora auch. Sind dann nur noch nach Hause und haben entspannt. Gestern kam dann also der lang erwartete Donnerstag. Der Tag an dem ich ganze neuneinhalb Stunden arbeite (ja ja, lacht ihr nur, die ihr schon zur lange arbeitenden Bevölkerung gehört! Für mich ist das eine ganz neue Erfahrung!)

Vormittags also ab 8.30 Uhr arbeite ich bei einer Behindertenwerkstatt und ich sage euch, ich hatte gestern dort echt Stress! Auch wenn ihr lachen werdet, wenn ich euch erzähle, was ich dort gemacht habe. Nämlich ausgemalt :-) Ehrlich, ich habe von, sagen wir 9 Uhr bis 12 Uhr riesige Bilder ausgemalt. Menschen, ganz in schwarz, einen Skispringer, eine Frau auf der Sonnenbank, eine Wiese und hässliche rosa Blumen :-) Aber es war sehr lustig. Die Leute sind alle sehr nett und die Klienten unglaublich neugierig.

Nach dem Mittagessen war dann Pause bis zum Ende meiner Arbeit um 14.30 Uhr. Wir haben dann nur noch zusammen gesessen und erzählt und gesungen und ich musste feststellen, dass es "Take me home, Country Roads" auch in einer tschechischen Variante gibt, ebenso "Sag mir wo die Blumen sind". Das war auf jeden Fall sehr interessant. Anschließend bin ich zu Motýl marschiert und kann euch sagen, ich war schon voll genervt von Motýl, weil ich den Weg nicht gefunden habe!

Ihr müsst euch das ungefähr so vorstellen: Die Behindertenwerkstatt und Motýl liegen in einem Stadtteil, der dem Chemnitzer Heckert-Gebiet ähnelt, also eine Plattenbauwüste. Und dort sieht alles gleich aus. Ich habe mich also auf dem Weg zu Motýl erstmal total verlaufen, war schon total verzweifelt und wollte Pavlina anrufen, damit sie mir den Weg erklärt. Letzten Endes habe ich dann aber alles noch gefunden und war sogar pünktlich. Allerdings habe ich für einen Weg, den man normalerweise in fünf Minuten zurücklegen kann, ungefähr 27 Minuten benötigt.

Peinlich oder? Hab zu allem Überfluss auch noch meine Hausschuhe vergessen: Jetzt muss ich halt mit kalten Füßen leben, bis Nora mir die am Montag wieder mitbringt. Na ja, Dummheit muss bestraft werden. Also Motýl. Das war ganz witzig. Ich habe mit kleinen Kindern getöpfert. Das war ganz lustig, auch wenn die Kinder sich, glaube ich, über mich lustig gemacht haben, weil ich kein Tschechisch spreche. Kleine Monster! Anschließend habe ich noch bei einem Malkurs für Behinderte geholfen. Das war auch sehr schön. Ja, danach war der Donnerstag dann auch beendet. Ich war total K.O. und habe dann nur noch einen kleinen Umweg ins Internetcafe und zum Supermarkt gemacht. Brauchten noch Spülmittel.

So, das war’s dann erstmal auch. Ich wünsche euch was. Macht euch ein schönes Wochenende, oder wie man, soweit ich weiß, auf Tschechisch sagt: "krásné víkend!"