Wochen 3 & 4 – On arrival training
6 tolle Tage in Копривщица oder reisen mit der bulgarischen Staatseinsenbahn
Здравей!
Von letzter Woche Donnerstag bis Dienstag dieser Woche war ich in Koprivshtitsa für mein on-arrival training. Mal abgesehen von der An- und Abreise mit der bulgarischen Bahn waren es sechs tolle Tage.
Am Dienstagabend vor dem Training habe ich endlich die Infos bekommen, wann und wo ich genau hin muss. Und plötzlich musste ich nach Koprivshtitsa und nicht Stara Zagora, wie mir meine Aufnahmeorganisation davor immer gesagt hat. Um pünktlich anzukommen musste ich morgens um 2.00 Uhr mit dem Zug losfahren!! Ich war etwas erschrocken. Von Gorna Oryahovitsa nach Koprivshtitsa ist es nicht so weit und ich musste erst um 13.00 Uhr dort sein. Aber die Zugverbindung war echt schlecht, so dass ich über Sofia fahren musste, was ein riesiger Umweg ist.
Aus Angst, dass ich meine Wecker nicht hören werde und dann nicht rechtzeitig am Bahnhof sein werde, hab ich davor nicht geschlafen. Um 1.00 Uhr bin ich aus dem Haus um mit dem Taxi zu Bahnhof zu fahren. Es gibt schöneres als nachts alleine durch die Stadt zu laufen. Außerdem gibt es hier auch sehr viele streunende Hunde und die sind mir nicht immer ganz geheuer.
Das Zugticket zu kaufen war nicht ganz einfach. Ich hab drei Anläufe gebraucht, bis ich Koprivshtitsa so weit richtig aussprechen konnte, dass die Verkäuferin verstanden hat, wo ich hin will. Zugfahren ist hier echt billig: Ich hab 17,90lv (ca. 10,20€) für 6 Stunden Fahrt mit den schnellen Zügen gezahlt.
Mittlerweile war ich ziemlich müde. Im Zug konnte ich auch nicht so richtig schlafen, denn im Sitzen ist es einfach total unbequem. Als ich dann um 6.20 Uhr in Sofia ankam tat mit mein Nacken total weh.
Informationen über die Gleise bekommt man im Internet nicht, sondern man muss an Bahnhof auf den Anzeigetafeln schauen. In Sofia ist es gar nicht so einfach, denn richtigen Zug zu finden. Die Gleise haben einen West- und einen Ostteil. Am Bahnsteig gibt es zwar Anzeigetafeln – die funktionieren allerdings nicht. Ich war mir deswegen beim Einsteigen nicht ganz sicher, ob der Zug auch der richtige war. Etwa um sieben war ich am Bahnsteig. Der Zug fuhr erst um 7.20 Uhr ab, aber es war schon ziemlich voll. Ich hatte glücklicherweise einen Sitzplatz – allerdings nur bis zur nächsten Halltestelle. Dort ist jemand mit einer Reservierung eingestiegen. Und so musste ich dann die 1,5 Stunden bis nach Koprivshtitsa stehen. Der Zug war richtig voll, schlimmer als Ölsardinen in einer Büchse. Und ich war müde!
Bulgarische Züge sind so richtige touristenfreundlich: Hier werden die Haltestellen nicht angesagt! Elina hat mir das schon erzählt und deswegen habe ich alle Zwischenhalte mit Zeit aufgeschrieben damit ich mitzählen kann. So wusste ich, dass der Zug ungefähre 10 Minuten Verspätung hatte, da der Zug erst um 8.40 an der letzten Halltestelle vor Koprivshtitsa war. Der Zug sollte um 8.50 Uhr in Koprivshtitsa ankommen. Um 8.45 Uhr hat der Zug aber noch mal angehalten. Ich hab echt einen Schreck bekommen. Eigentlich konnte der Zug noch nicht in Koprivshtitsa sein aber laut den Angaben im Internet durfte es keinen Zwischenhalt mehr geben. Es war dann doch noch eine Haltestelle vor meiner, die im Internet einfach nicht aufgelistet war – zum Glück. Aussteigen hätte ich nämlich nicht geschafft, da meine Reisetasche oben auf der Ablage war und ich an vielen Leuten vorbei musste. Ich habe es dann aber geschafft, an der richtigen Haltstelle auszusteigen. Der Bahnhof von Koprivshtitsa ist fast 10km von dem Dort selbst entfernt, so dass ich erst noch mal 20 Minuten mit einen Minibus fahren musste, bis ich dann endlich ankam.
Das Hotel war richtig toll, so viel schöner als unsere Wohnung: Im Bad stank es nicht, es gab eine abgetrennte Dusche, die Toilette spült bei ersten Mal alles weg, der Teppichboden schlägt keine Falten und die Zimmer waren etwas größer als unser Wohn-/Schlafzimmer.
Koprivshtitsa ist ein sehr schönes Dorf. Hier gibt es viele alte Häuser und mit Steinmauern und keine hässlichen Plattenbauten. Auch bemerkenswert sind die vielen Brücken, die es hier gibt; über 30 Stück. Und auf einer dieser vielen Brücken startete die Revolution 1876 gegen die Türken.
Wir waren ein Gruppe von 15 Freiwilligen aus 9 Ländern und 7 Projekten. Ich war, dass 10 Freiwillig nur für einen kurzen EFD mit einer Dauer von zwei bzw. drei Monaten hier sind. Wir haben uns alle gut verstanden und hatten zusammen viel Spaß bei dänischen Tänzen, Karaoke und lettischen Spielen. An einem Abend waren wir in einem Restaurant essen. Extra für uns kam eine Gruppe von älteren Frauen, die bulgarische Volkslieder gesungen hat. Außerdem kam noch eine Kindertanzgruppe, die bulgarische Volkstänze vorgeführt hat. Das war richtig toll!
Auch die Heimreise mit der bulgarischen Bahn war nicht ganz ohne. Ich hab im Internet eine Zugverbindung mit Umstieg in Tulovo rausgesucht. Mit mir sind noch drei andere Freiwillige nach Tulovo gefahren. Das erste Komische für mich war der nichtvorhandene Fahrkartenschalter am Bahnhof in Koprivshtitsa. Als wir ohne Fahrkarte eingestiegen sind hatte ich das Gefühl etwas Verbotenes zu tun, da es in Deutschland so ist. Als der Schaffner dann kam hat er mir der ukrainischen Freiwilligen russisch (glaub ich zumindest) geredet und gesagt, dass er noch mal kommt. Okay. Als er dann später noch mal kam, hat er gleich einen zweiten Schaffner mitgebracht. Die beiden waren etwas verwirrt, dass wir zwei Fahrkarten nach Varna, eine nach Gorna Oryahovitsa und eine nach Stara Zagora brauchten. Der Schaffner hat dann noch gesagt, dass wir nach Gorna Oryahovitsa nicht in Tulovo umsteigen müssen. Die Ukrainerin hat verstanden, dass wir an der nächsten Station umsteigen müssen. Als der Zug also langsamer wurde haben wir drei (die beiden nach Varna mussten mit mir nach Gorna Oryahovitsa) unser Gepäck zusammen gesucht und sind aufgestanden. Eine Frau, die etwas weiter saß konnte so viel Englisch um uns zu sagen, dass wir nicht aussteigen sollen, sondern sitzen bleiben müssen. Aha. Als der Schaffner noch mal vorbei kam, hat sie mit ihm geredet und es hat sich heraus gestellt, dass wir nicht an der nächsten Station, sondern an der nächsten Station nach Tulovo umsteigen müssen. Ich frag mich, wieso im Internet aber Tulovo stand. Wir haben es dann geschafft, alle an der richtigen Station umzusteigen. In Dubovo, wo wir umsteigen mussten, sind wir auf der Seite des Bahnhofhäuschens ausgestiegen, da wir nicht wussten wo unsern nächster Zug fährt. Dann kam eine Durchsage mit Gorna Oryahovitsa. Das musste wohl unser Zug sein. Alle Leute die am Bahnhof standen sind dann auf den Zug zugegangen mit dem wir gekommen sind. Komisch, komisch. Bis wir gesehen haben, dass alle durch den Zug durchgehen. Unser Anschlusszug ist auf der anderen Seite des Zuges gekommen und wir hätten einfach auf der anderen Seite aussteigen müssen. Super! So mussten wir noch mal in den Zug ein- und aussteigen.
Ein- und Aussteigen ist in Bulgarien nicht ganz einfach. Die Bahnsteige sind viel niedriger als die Züge, so dass locker ein halber Meter dazwischen ist und man deswegen ein Riesenschritt machen muss. Ich hatte nur eine kleine Reisetasche dabei und fand das schon schwierig. Keine Ahnung, was ältere Leute machen oder wie das mit einem großen Koffer ist.
Wir haben es dann geschafft in Gorna Oryahovitsa auszusteigen, denn Veliko Tarnovo war zwei Haltstellen davor und mit dem Namen wusste ich dann, dass wir fast da sind.
Mittlerweile ist es hier in Bulgarien nicht mehr heiß, es fühlt sich schon fast kalt an: Seit fast zwei Wochen braucht man jetzt Jeans und einen Pulli um aus dem Haus zu gehen.
Viele liebe Grüße,
Miriam