Wo ist bloß die gute alte Zeit geblieben?!
Es ist so weit. Das Ende meines Freiwilligendienstes rückt unaufhörlich näher. Doch nicht nur auf dieses blicke ich, sondern auch auf die vielen aufregenden Events und Erlebnisse aus den letzten Monaten.
Wo ist bloß die gute alte Zeit geblieben?! Ich habe gerade meinen Youthreporter-Account geöffnet und wollte das Versprechen einlösen, über meinen Irlandurlaub zu schreiben. Und dann steht es da, dass Datum des letzten Artikels: 18.02.2011. Um meinem Zeitempfinden jeglichen Trugschluss zu nehmen schaue ich auf das angezeigte Datum meines Computers und stelle fest, dass zwischen dem letzten und dem jetzigen Artikel rund fünf Monate liegen. Es kommt mir vor wie fünf Wochen. In den letzten Monaten habe ich mich im Strudel der Ereignisse verloren, von Tag zu Tag gedacht, immer nur mit gesengtem Blick auf den nächsten Schritt, das nächste Ereignis geblickt. Im Versuch die einzigartige Atmosphäre der Geschehnisse aufzusaugen und zu konservieren habe ich mich in der Zeit verloren. Und plötzlich schaue ich auf und es ist deutlich zu sehen, dass Ende meiner Zeit an der Valence School, das Ende meines Aufenthalts in England, das Ende meines europäischen Freiwilligendienstes. Ein wenig mit Furcht und durchdrungen von einem merkwürdigen, wehmütigen Empfinden versuche ich gerade zu realisieren, dass die letzte Woche in meinem Projekt der Valence School angebrochen ist. Doch die Zeit über das Ende zu sprechen, ist noch nicht gekommen, denn noch ist ja eine Woche in der Valence School verbleibend und noch ein paar mehr in England. Um mich nicht den Gedanken an das Ende hingeben zu müssen, denke ich lieber an die vergangenen Ereignisse, in dessen erlebnisreichen Bann ich gezogen wurde.
Um ein Update der letzten Monate zu geben, beginne ich mit den Eindrücken aus meinem Irlandurlaub. Sowohl in Nordirland als auch in der Republik Irland lässt es sich gut urlauben. Wir haben unseren Urlaub in Belfast, Nordirland, begonnen. Dort sind wir bei uns bekannten und dort stationierten Freiwilligen untergekommen. Belfast ist noch immer eine Stadt, die durch die Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken geprägt scheint. Das Stadtbild macht die Geschichte anfassbar, dennoch entdeckt man nach genauerem Hinschauen den Charme der nordirischen Hauptstadt. Unvergleichbar ist die Küstenlandschaft rund um Belfast. Lässt man die Geburtsstadt der Titanic hinter sich und fährt ein wenig an der Küste entlang, kann Nordirland mit eindrücklicher Schönheit auftrumpfen und beeindruckt mit dem Naturwunder "Giants Causeway".
Kommt man hingegen in die Republik Irland mit ihrer Hauptstadt Dublin wird Europa wieder nahbar. Die moderne und atmosphärische Stadt, dessen Innenstadt man gut zu Fuß erschließen kann, bietet eine gemütliche Pubkultur und ein vielfältiges Touristenprogramm. Ob nun aber in Nord- oder in der Republik Irland, das Guinness schmeckt auf der Insel einfach doppelt so gut als anders wo!
Nach meinem Irlandurlaub war das nächste große Ereignis ein Tagestrip auf die Isle of Wight. Kurz vor den Osterferien fuhr unsere gesamte Wohngemeinschaft relativ spontan auf die Urlaubsinsel, um Nutzen aus dem zu der Zeit sehr ungewöhnlichen, schönen Wetter zu schlagen. Nach einer kurzen Fährfahrt fuhren wir nach Lust und Laune über die Insel und ließen uns treiben. Wir hatten einen genialen Tag, super Wetter, die Möglichkeit zum Anbaden und unvergessliche Eindrücke von der Schönheit und dem Abwechslungsreichtum der britischen Landschaft. Die Isle of Wight bietet eine wunderbare und unerwartete Landschaft, in deren Anblick man die Seele baumeln und die Sorgen vergessen kann. Ein Urlaub auf der Isle ist stets empfehlenswert!
Dem Kurztrip auf die Isle folgten die langen Osterferien in der UK (ca. drei Wochen). In der ersten Woche reisten meine Mitbewohnerinnen und ich zu einem British Red Cross Seminar nach London. Anschließend machten mein Dad und ich eine Autotour durch den Süden Englands. Angefangen in Brighton ging es über die Isle of Wight nach Devon, Cornwall und wieder zurück nach Kent. Es war ein schöner Urlaub, der in Erinnerung bleiben wird. Wir hatten jeden Morgen englisches Frühstück, konnten die landschaftliche Einzigartigkeit von Devon und Cornwall genießen und haben allerlei Sehenswertes erkundet. Nach dem Ende des Vater-Sohn Urlaubes, aber immer noch in den Osterferien stand dann in der UK das Großereignis des Jahres an. Die Hochzeit von Wills und Kate. Extra dafür angereist war meine Schwester. In großer Anspannung machten wir uns am frühen Morgen der Hochzeit auf nach London und brachten uns vor dem Eingang der Westminster Abbey in Position. Wenn noch aus einiger Entfernung konnten wir doch die beteiligten Personen erahnen. Es war ziemlich cool, das verrückte englische Volk im royalen Rausch zu sehen.
Der Hochzeit folgten ein Besuch von Shakespeares "Hamlet" im Globe Theatre und ein paar Urlaubstage in Liverpool und Manchester. Liverpool, die Stadt der Beatles und Manchester, die Stadt des großen Fußballs sind beide sehenswert und geprägt durch den Charme des nordischen und industriellen Englands. Auch dort haben wir unsere Zeit genossen, sind an den Strand gefahren, haben Old Trafford und "The Canvern" besucht.
Nach dem Besuch in Liverpool/Manchester folgte für mich noch ein Besuch in der weltberühmten Studentenstadt Oxford. Eine kleine Stadt mit Charme, in der man die Tradition der Bildungselite und etliche Filmkulissen der Harry-Potter-Filme bestaunen kann.
Nach dem Trip nach Oxford folgte für mich ein kurzes Zwischenspiel in Deutschland, da ich an zwei Fachhochschulen für Interviews eingeladen war. Auf meinen Zwischenstopp in Deutschland folgte die Abschlussfahrt des Abschlussjahrganges nach Cornwall. Wir hatten wirklich viel Spaß in Cornwall, unternahmen viele spannende und aufregende Aktionen und hatten immer etwas zu lachen. Das Beste war jedoch, dass man die fünf mitgereisten Schüler nochmals besser kennen lernte. Zurückgekehrt sind wir letzten Donnerstag.
Die letzte Woche an der Valence School bringt nochmals viele aufregende Events mit sich. Am gestrigen Montag stieg der Abschlussball, auf dem viel getanzt und ordentlich gerockt wurde. Außerdem wird es noch ein Grillfest für alle Schüler und Mitarbeiter geben, die die Schule verlassen werden. Darauf folgend gibt es außerdem noch die berühmt berüchtigte Mitarbeiterabschlussfeier.
Ich kann es kaum glauben, das meine Zeit in England schon fast rum ist, auch wenn noch ein kleiner Teil vor mir liegt.
Denn nach dem an der Valence School ab dem nächsten Freitag die Sommerferien anbrechen, werde ich mit einer von meinen Mitbewohnerinnen nach Schottland reisen und dort eine Backpack- und City Tour machen. Anschließend werden wir noch an einem Red Cross Seminar in der Nähe von Glasgow teilnehmen und dann geht es endgültig zurück nach Deutschland.
Trotz allem stehe ich manchmal gedankenverloren da und frage mich, wo bloß die gute alte Zeit geblieben ist. Denn die Zeit zum Voranschreiten scheint für mich noch nicht gekommen. Doch eines hat sich tief in mir verankert. Es ist der Entschluss, dass das vergangene Jahr nicht das letzte war, in dem mich England beherbergt hat. Es wird mir schwer fallen "Good Bye" zu sagen. Doch wie heißt es gleich noch mal?! Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist!
Cheerio
P.S.: Ich denke es wird noch mal einen Abschlussbericht nach Schottland geben.
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