Wieder zu Hause
„Die rechts fahrenden Autos sind irgendwie falsch“ – CaroD muss sich nach ihrer Rückkehr in ein paar Kleinigkeiten umstellen. Und merkt dabei, dass sie mit ihren Eindrücken der letzten sechs Monate allein ist.
Ich hatte mir oft den Kopf darüber zerbrochen, wie es wohl ist, wieder zu Hause zu sein. Dass es aber SO ist, hätte ich sicher nicht erwartet!
Es war ganz einfach... normal ... wie immer! Ich habe mich nicht so gefühlt, als hätte ich lange woanders gewohnt, es kam mir eher so vor als wäre ich höchstens 3 Wochen auf Urlaub gewesen. Trotz kleiner Veränderungen überall, waren all die Ecken und Gesichter so bekannt... und England kam mir plötzlich so weit entfernt vor... wie ein schöner Traum (wie ich es vorher schon öfters befürchtet habe!). Irgendwie erschreckend und schade.
Beruhigend waren dann aber Kleinigkeiten, an denen ich gemerkt habe, dass es wohl doch Wirklichkeit war, gewesen sein muss: Ich habe z.B. unwillkürlich an die rechte Seite des Waschbeckens greifen wollen – in England gibt es schließlich keine Mixwasserhähne, sondern nur einen brühend heißen und eiskalten Hahn; ich habe vergebens nach der ‚Türklinke’ zum Spülen gesucht; die rechts fahrenden Autos sind irgendwie falsch; im Supermarkt gibt es keine Plastiktüten mehr, die einem kostenlos geradezu in Dutzenden hinterher geschmissen werden; es gibt plötzlich wieder so Buchstaben wie ‚ö’ und ‚ä’ auf der Tastatur, die einige ihrer Tasten an falschen Stellen sitzen hat!
Außerdem habe ich es daran gemerkt, wie besonders und toll eine einfache Apfelschorle oder Maultaschen schmecken.
Am 2. Tag war ich dann gleich in Stuttgart, um meine Entsendeorganisation zu treffen, und neue Auslandsaufenthalte zu planen. Und habe es fast nicht ausgehalten: Ich hätte mich die ganze Zeit umdrehen können, aus Erstaunen, dass jemand Deutsch hinter mir redet – bis ich kurzzeitig gemerkt hatte, dass ich wieder in Deutschland bin und ‚das’ wohl der ‚Normalfall’ ist! Und dann habe ich mich unheimlich zurück zum Englischen gesehnt, und war froh, ab und zu eine andere Sprache heraushören zu können, etwas anderes als Deutsch bzw. Schwäbisch, das mich fast zu Tode genervt hat!
Es ist komisch für mich, Freunde, Bekannte zu treffen, die sich zwar schon für das interessieren, was ich gemacht habe, wie mein halbes Jahr war; es aber nicht richtig nachvollziehen können, und dann schon bald das Interesse verlieren. Etwas, was ich schon auf dem Ausreiseseminar gehört hatte, mir aber nicht wirklich so umfassend vorstellen konnte!
Aber wie kann ich so eine umfassende und vielfältige Zeit in prägnanten, treffenden Worten zusammenfassen?
Dadurch, dass sie eben doch nicht richtig an meinem halben Jahr teilnehmen konnten, ich eine völlig andere Zeit hatte als sie, sind die 6 Monate irgendwie nur für mich. Es ist meine Zeit, die ich alleine verarbeiten muss & möchte, mit der ich alleine klar werden muss. Meine Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse, sind am einfachsten noch mit denen zu teilen, die mit mir dort waren, etwas ähnliches erlebt haben. (Aber vielleicht kommt dann auf dem Rückkehrseminar noch mal ein tiefgreifenderes Verständnis von und für andere ehemalige Freiwillige auf!)
Jetzt muss ich nur aufpassen, dass ich nicht auch völlig in meine damalige (Verhaltens)Rolle zurückfalle, das auch anwende, was ich gelernt habe – damit mein schlechtes Gewissen wieder verschwindet. Ich war schließlich in 6 Monaten nie so untätig wie in der gesamten letzten Woche…