Wie die Zeit vergeht
Bald ist schon wieder Weihnachten und ihr habt so lange nichts mehr von mir gehört. Deshalb jetzt ein sehr ausführlicher Bericht über die letzten Ereignisse!
So meine lieben Freunde,
nun komme ich endlich dazu den Bericht meiner Erlebnisse hier in den fernen Niederlanden fortzusetzen. Ich sitze gerade im Zug nach Antwerpen, Belgien und wofür könte eine Zugfahrt besser geeignet sein?
Ich bin jetzt schon in meinem dritten Monat hier und es ist so viel passiert, dass ich gar nicht richtig weiß, wo ich beginnen soll. Das kann aber auch daran liegen, weil ich nicht mehr so genau weiß, wann und wo ich aufgehört habe, euch zu berichten.
Ich hoffe also, dass ich keine Lücken produziere, wenn ich mit meinem EVS-Seminar (EVS steht für European Voluntary Service --> meine Organisation) Ende September beginne.
Es fand in Arnhem (Osten der Niederlande) statt und ich wollte mal nicht die typische "Deutsche" sein und eine Stunde zu früh da in der Jugendherberge ankommen. Deshalb habe ich mir auch nur ein bisschen Stress gemacht, als ich 5 Minuten nach Beginn des gemeinsamen Mittagessens ankam. Was mich auf dem Hinweg genervt hat, war mein Koffer. Ich habe ihn schon vor 6 Jahre für die kurzen Chorfreizeiten geschenkt bekommen. Er lag die meiste Zeit unter meinem Bett und das hat Spuren hinterlassen. Die Rollen waren nicht mehr parallel zueinander, sondern bogen sich nach innen, wodurch man ihn leider nur noch tänzelnd hinter sich her ziehen konnte.
Zu dem Seminar kann man sagen, dass ich echt restlos begeistert wieder zurück kam. Wie haben viel gelernt, was wohl auch daran lag, dass ein echt gutes Gruppengefühl da war und alle so leicht für die Aufgaben zu begeistern waren.
Um mit den Niederländern in Kontakt zu kommen, durften wir sogar eigene Projekte starten. Als die Trainer das erwähnten und sagten, dass wir auch ein Budget dazu bekommen würde, dachte ich erst, dass es sich um ein Planspiel handeln wird und wir Spielgeld bekommen. Ich war total erstaunt, als dem nicht so war!
Das Projekt meiner Gruppe lief richtig gut und wir konnten uns auch total schnell auf ein Projekt einigen. Um mit den Niederländern in Kontakt zu treten, entschieden wir uns in den Park zu gehen und Kaffee und Tee gratis gegen eine kleine Konversation anzubieten. Dabei haben wir echt viel erfahren und es war ein wunderschöner Tag. Als es dann nach den vier Tagen wieder zurück ging, waren wir alle echt traurig, aber der Termin für das folgenden Treffen Ende Januar ist schon festgelegt und mit viele habe ich mich inzwischen auch schon getroffen.
Ich bin der Meinung, dass keiner sich die Chance entgehen lassen sollte, solch ein Jahr mitzumachen, denn die geknüpften Kontakte und Erfahrungen sind für mich von unschätzbarem Wert!
Dann hatte ich auch noch meinen ersten Kieferorthopädentermin hier in Gouda. Der Arzt hat zwar noch nie mit meinen Brackets gearbeitet, kennt sie aber und ich hoffe, dass er nichts falsch macht. Im Moment fühlt sich noch alles gut im Mund an. Ich habe jetzt immer 2 Gummies im Mund, die ich vor jeden Essen rausnehmen muss. Das ist auch ganz sinnvoll, weil dann esse ich nicht immer so viel.
Inzwischen hat übrigens meine Ex-Band eine neue Sängerin bekommen, die ich auch schon von früher kenne. Gott sei Dank stirbt BluShady noch nicht aus. Ich habe hier übrigens erzählt, dass wir vor den Sommerferien im Studio waren und Lieder aufgenommen haben. Hier sind alle (auch ich) ganz gespannt auf die Endfassung und ich erwarte sehnsüchtig eine CD, um sie in den Händen zu halten -und natürlich auch zu hören!
Nun zu meinen Reisen und Besuchen der letzten Zeit.
Am Freitagabend vom vorletzten großen Wochenende, sind wir nachts noch nach Antwerpen gefahren, um da mit anderen Freiwilligen, die in einer WG wohnen, Spaß zu haben. Es waren so ca. 20 Leute da und zu Beginn war es noch nicht sicher, ob wir da überhaupt schlafen können. Glücklicherweise hat sich alles zum Guten gewendet und einige von uns sind am nächsten Tag durch die Stadt gelaufen und haben auch eine Kutschfahrt gemacht. Was mir sofort aufgefallen ist, war, dass erstens die Vorderfenster der Häuser nicht so groß sind und zweitens nicht so viele Fahrrad fahren wie in den Niederlanden. Außerdem habe ich mir mit Friederike eine Paul Peter Rubens Ausstellung in einer großen Kirche angeschaut, denn die Kultur sollte man ja auch nicht vergessen.
Eine Woche danach kam auch schon mein erster Besuch. Es waren Nora und Sina und wir waren in Utrecht und haben uns auch Gouda angeschaut. Abends habend zusammen gekocht und es ist ein echtes Festmahl entstanden!
Falls jemand von euch "Pulp Fiction" gesehen hat, wäre er dann so lieb und würde uns den erklären?
Oder wir müssen ihn einfach nochmal anschauen.
Nach diesem Besuch weiß ich nun auch, wieviele normale Matratzen in mein Zimmer passen: und zwar genau zwei!
Falls ihr zu Besuch kommen und komfortabel schlafen wollt, dann kommt am besten zu zweit.
In der selben Woche hatte Muriel, meine Mitfreiwillige, Vorgängerin und Kämpferin für die Rechte der EVS-Freiwilligen ihren Abschied. Es war eine kurze, aber dafür umso schönere Zeit mit ihr, die ich sehr genossen habe. Danke Muriel, ich habe viel von dir gelernt!
Und weiter ging's mit Besuch bei mir. Diesmal stand meine Familie vor der Tür und hat wortwörtlich Sturm geklingelt. Ich habe die Klingel nämlich nicht gehört, weil ich Gesang geübt habe und dabei alle Türen geschlossen hatte. So standen die ca. 15 Minuten vor meiner Tür und erst als sie mich auf dem Handy angerufen haben, habe ich voller Bedauern die Tür aufgemacht. Entschuldigung nochmals dafür!
Worüber ich mich echt sehr gefreut habe, war, dass meine Tante und mein Onkel auch noch mitgekommen sind und dass sie einen Sessel von Omas Dachboden mitgebracht haben, den Mama neu bezogen hatte. Er steht jetzt in meinem Zimmer und ich erfreue mich jeden Tag an dem Anblick.
Der Familie habe ich dann natürlich erstmal meinen Wohnort gezeigt. Leider hat es am ersten Tag geregnet und so saßen wir nach einer kurzen Stadtführung in einem Café und haben leckeren Kakao getrunken. Der zweite Tag war ein bisschen actionreicher. Wir waren erst im Schwimmbad und sind dann mit Fahrrad und Tandem durch die Seeenplatte geradelt. Jeder wollte mal hinter mir auf dem Tandem sitzen.
Leider war der Abschied ein bisschen tränenreich. Das war das erste Mal, dass ich seit meinem Aufenthalt hier geweint habe.
Eine Woche später bin ich dann auch mal wieder nach Amsterdam gefahren, weil ich Lust hatte eine andere Freiwillige zu besuchen. Wir waren bei einer Tischtennisballnacht, aber ich bin verfluchterweise beim Rundlauf immer nach der zweiten Runde rausgeflogen. Danach (um 12 nachts war Schicht im Schacht) sind wir mit einem anderen Freiwilligen, den ich auf dem EVS-Seminar kennengelernt habe und seinen Freunden zu einem Bluesschuppen, in dem Live-Musik gespielt wurde, gefahren. War echt super.
Und am letzten Wochenende war ich mal wieder in Deutschland bei meiner lieben Freundin Jing. Ich kam um 10 Uhr an und bis Nora, Ani und Susi um 1 Uhr kamen, haben wir noch völlig unvorbereitet eine Disco gerockt und ausgelassen getanzt. Jing konnte uns überzeugen am nächsten Tag 1 1/2 Stunden mit dem Auto nach Gelsenkirchen zu fahren, nur weil es da einen Primark gibt. Da habe ich dann auch ca. die Hälfte meines Monatsgehalts ausgegeben. Das war's dann mit euren Weihnachtsgeschenken =)
Nachts waren wir dann noch bis 5 Uhr morgens in einem proppevollen Café mit ziemlich guter Musik. Fünf Mädels auf einem Haufen, das ist in Aachen (Männerstadt) schon was ganz Besonderes!
Gestern hatte ich dann noch schön frei und heute bin ich auf dem Weg zu einem Dorf bei Antwerpen. Da ist ein Treffen von den Archefreiwilligen aus Belgien und den Niederlanden und es gibt wieder was Neues zu lernen. Als ich die Tickets am Schalter kaufen wollte, hat die Verkäuferin Deutsch mit mir gesprochen. Woher hat sie gewusst, dass ich Deutsche bin? Ich dachte, nach 3 Monaten spreche ich schon ganz gut Niederländisch...
Das wird sich in der nächsten Zeit auch noch verbessern, denn dann bekommen wir endlich Sprachunterricht.
Somit verbleibe ich mit herzlichen Grüßen an euch alle.
Genießt vom Leben!
Eure Selma
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