Wie beim Turmbau zu Babel nur umgekehrt
Freiwillige aus 15 verschiedenen Nationen mit den unterschiedlichsten Sprachen trafen beim On-Arrival-Training zusammen. Aber anders als beim Turmbau zu Babel, fanden wir schnell unsere gemeinsamen Sprachen Englisch und Französisch und hatten jede Menge Spaß.
15.10.12
Früh um 7:30 Uhr fuhren wir heute los zum On-Arrival-Training in der Nähe von Angoulême. 8 Stunden Zugfahrt lagen vor Vero, Selma und mir. Aber die Fahrt verging wie im Flug und in Angoulême trafen wir schnell auf andere Freiwillige die verloren rumstanden. Die zwei Stunden bis der Bus nach Eymouthiers zum Centre le Chambon fuhr vergingen auch sehr schnell, weil wir uns natürlich viel zu erzählen hatten. Wir waren erstaunlich viele deutsche aber auch Freiwillige aus Rumänien, Slowenien und Spanien waren dabei. Im Bus nahm die Anzahl der Nationalitäten nochmals zu. Insgesamt 15 verschiedene Länder waren vertreten und schnell wurde klar, dass Englisch unsere Sprache sein würde.
Vom Dorf Chambon brachte uns ein weiterer Shuttlebus zum Centre le Chambon, welches eine Art Jugendherberge ist. Wie eine einsame Insel liegt dieses Zentrum inmitten von Wald und Wiesen. Beim Abendessen ging es dann weiter mit den Fragen: Wie heißt du? Worher kommst du? Wo bist du in Frankreich?....
Dabei fiel auch auf, dass es wohl nur in Deutschland so üblich ist sein Auslandsjahr direkt nach dem Abi zu machen während die meisten Freiwilligen aus den anderen Ländern schon ihren Bachelor oder gar Master gemacht hatten.
Dann waren wir auch alle ganz schön erledigt und gingen schlafen in unseren schön französischen Betten. So richtig Klischeehaft mit Nackenrolle und Lacken mit Wolldecke drüber.
Dienstag 16.10.12
Den heutigen morgen verbrachten wir mit Kennenlernspielen und bei 29 Leuten waren das dann schon einige Namen etc. zu merken. Mittags gab es wieder ein sehr reichliches Mittagessen. Für die meisten von uns war es erstaunlich, dass wir hier zweimal am Tag warmes Essen gibt.
In der Mittagspause machte ich mich mit drei anderen auf den Weg ein bisschen die nähere Umgebung zu erkunden. Das Wetter war schon richtig herbstlich kühl mit bewölktem Himmel und Laub am Boden ganz anders als es in der Provence noch ist.
Nachmittags sollten wir uns über die Ziele unseres EFD Gedanken machen und diese auch in Form einer Pyramide priorisieren. In Kleingruppen gingen wir unsere Pyramiden durch und es gab auf jeden Fall schon gewisse Übereinstimmungen in unseren Zielen. Etwa dass wir alle die Sprache besser lernen wollen und häufig auch herausfinden wollen, was wir später beruflich machen wollen.
Anschließend gab es eine Fragerunde, in der alle unsere Fragen die wir zu Beginn des Seminars auf ein Plakat geschrieben hatten beantwortet wurden. Meine Frage was denn jetzt dieses geheimnisvolle persönliche Projekt sei was keiner erklären kann wurde mal wieder damit beantwortet, dass man eben alles machen kann. Entweder ein größeres Projekt in seinem eigenen Projekt initiieren oder aber auch irgendwas für sich selbst tun, sei es ein Sport oder irgendwas für unsere berufliche Orientierung. Aha!
Nach so viel rumsitzen an diesem Tag brachen wir zusammen zu einem Spaziergang auf bevor es dann wieder ein üppiges Abendessen gab. Besonders als Vegetarier hatte ich heute Glück denn für mich gab es Spaghetti mit Muschelsoße. Anschließend machten wir noch eine kleine Nachtwanderung auf der wir zwei Feuersalamander entdeckten. Eine echte Seltenheit.
Danach hatte ich noch eine lustige Unterhaltung über Essgewohnheiten mit einer Spanierin und einer Italienerin. Die beiden waren völlig schockiert als ich meinte, dass man in Deutschland so um sechs oder sieben Uhr isst und dann meist auch nur ein bisschen Brot und dann bis morgens nichts mehr. So unterschiedlich ist das von Land zu Land.
17.10.12
Heute ging es darum gemeinsam Lösungen für unsere gestern notierten Sorgen und Probleme im Zusammenhang mit dem EFD zu finden. Also Probleme mit dem Spracherwerb, in der Wohngemeinschaft, am Arbeitsplatz, mit Einsamkeit etc. Wir fanden wirklich ein ganzes Arsenal von Lösungen. Nach dem Mittagessen machte ich wieder mit ein paar Leuten einen kleinen Spaziergang und auf der Suche nach einem neuen Weg versuchten wir querfeldein durch den Wald einen Weg zum Fluss zu finden. Das dauerte allerdings so lange, dass wir zu spät zurück kamen aber gut schön war es trotzdem. Nachmittags ging es um das Thema Kulturschock in das wir mit einem interessanten Kartenspiel einstiegen. Es gab fünf verschiedene Tische und wir bekamen die Regeln ausgeteilt aber durften sie alle nur lesen und nicht miteinander sprechen. Was wir nicht wussten, die Regeln waren an jedem Tisch etwas anders und da die Gewinner immer den Tisch wechselten sorgte das für ganz schön Verwirrung. Eben genauso wenn wir mit unserem kulturellen Hintergrund hier auf die „Regeln“ Frankreichs treffen.
Abgestuft nach Kenntnisstand fanden danach kleine Sprachateliers statt. In meinem ging es etwa darum den Text des französischen Liedes „les Bobos“ von Renaud zu verstehen.
Abends saßen wir noch gemütlich bei einer Tasse Tee im Foyer zusammen aber ich musste dann echt ins Bett, denn ich hatte mich bei dem nasskalten Wetter hier doch ganz ordentlich erkältet.
18.10.12
Der heutige Morgen wurde der Tandemmethode gewidmet. Das hieß wir gingen in Zweiergruppen zusammen und mussten uns ohne eine Hilfssprache nur mit einem Blatt mit Bildern die jeweilige Muttersprache beibringen. Ich durfte bulgarisch lernen, was allein schon wegen der anderen Schrift nicht leicht war, aber mit Lautschrift ging’s.
Der Morgen endete mit einer kleinen Einführung zum Thema Youthpass, in dem wir während dem Jahr unsere erworbenen Kompetenzen festhalten können.
Nachmittags stand ein kleines Geländespiel an, bei dem wir verschiedene zum Teil echt knifflige Fragen zu beantworten hatten. Etwa was die meistbesuchte Touristenattraktion Frankreichs ist oder wie der französische Hahn macht. Als wir diese Frage ein paar Kindern stellten ernteten wir etwas verdutzte Blicke, aber jetzt wissen wir dass der Französische Hahn „Kokorico“ macht.
Der restliche Nachmittag war dazu da den kulturellen Abend vorzubereiten.
Das Abendessen sorgte dann bei den meisten nochmal für erstaunen. Chips und Knabbersachen als Vorspeise? Aber gegessen haben wir’s dann doch alle.
Der Abend wurde dann echt lustig. Es ging auch nicht darum einzelne Nationen vorzustellen sondern einfach etwas wo alle mitmachen können. So wurden dann Sprachmaschinen und Pyramiden mit allen Nationen gebaut und vieles mehr.
19.10.12
Tja und ruck zuck war der Abreisetag da. Wir waren so zusammengewachsen über die Woche und jetzt würde jeder wieder zurück zu seinem Projekt fahren. Irgendwie merkwürdig.
Zum Abschluss war natürlich noch die Evaluation des Seminars dran und wir waren uns einig dass unsere Erwartungen an das Seminar ziemlich gut erfüllt wurden.
Zum Abschluss sahen wir noch einen kleinen Film von einem Ex-EFDler zum Thema Sprachbarrieren. Er heißt „On a train“ (Youtube) schaut ihn euch ruhig mal an. In strömendem Regen fuhren wir zurück nach Angoûleme und da freute ich mich wirklich, dass es wieder in die Provence geht. Nach und nach leerte sich der Wartebereich und wir verabschiedeten uns aber wir werden es hoffentlich schaffen uns zu besuchen.
Ich fuhr gemeinsam mit Selma, Vero, Alison, Ottila, Anna Clelia und Ani zurück nach Marseille, denn nach Digne zurück zu fahren war nicht mehr zu schaffen. Kurz vor Mitternacht waren wir in Marseille und feierten noch in Alisons Geburtstag rein.
Was ich dann auf dem Seminar am Wochenende noch erlebt hab im nächsten Artikel.