What happens in Melaune
Meine Tandemzeit ist schon wieder zu Ende. Wehmütig und gespannt zugleich geht es weiter...
Cześć, Der letzte Beitrag vor dem offiziellen Start meines IJFD! Woohoo! Es ist vielleicht ganz gut, dass ich kaum Zeit habe, um darüber nachzudenken, sonst würde ich mich nur verrückt machen. Heute gehts zurück, erst nach Dresden und dann nach Żary. Die Tage, die hier am Anfang scheinbar ewig dauerten, sind jetzt nur an einem vorbeigeflogen, aber das Gefühl kennt wahrscheinlich jeder. Ich freue mich auf die Zeit danach, werde aber den Unterricht vermissen und auch einige der Teilnehmer. Aber wer weiß, vielleicht sieht man sich ja irgendwo in Polen wieder... Unbedingt erwähnenswert ist der polnische Tag vergangenen Sonntag. Die Gruppe hat sich richtig ins Zeug gelegt und den ganzen Tag Programm gemacht. Zum Frühstück fand eine richtige Kommunismussimulation mit Essensmarken und allem drum und dran statt - wir sind doch alle sehr froh, heute zu leben und auch mal ein zweites Brot nehmen zu dürfen. Später gab es Spiele (wir lassen die Polen einfach mal in dem Glauben, sie hätten Völkerball erfunden) und eine Quizshow, Familiada. Das Highlight war aber eine traditionelle polnische Hochzeit, die am Abend stattfand.
Eine Polin und ein Deutscher gaben sich das Ja-Wort und versprachen sich, sich "bis zum Ende des Programms" zu lieben. Das Wetter war toll und es hat sich schon ein bisschen wie eine richtige Hochzeit angefühlt. Alle haben sich sogar richtig dafür aufgebrezelt. Es folgten klassische Tänze, Żurek und schließlich einfach nur Party. Insgesamt haben wir uns in der Zeit bei den Nachbarn nicht gerade beliebt gemacht, aber der anonyme Brief an diesem Abend war nun doch ziemlich daneben ("Wir sind hier in Deutschland und da gibt es Regeln! Das soll hier kein Schlaraffenland werden"). Nichtsdestotrotz war es ein toller Abend, der scheinbar zu einigen unerwarteten Annäherungen unter den anderen Teilnehmern geführt hat. Aber wie es in der Tandem-Hymne einige Musikbegeisterter hier heißt: What happens in Melaune stays in Melaune. Wenn es einen polnischen Tag gab, musste natürlich - Preisfrage - was folgen? Richtig, der deutsche Tag! Ich bin stolz auf euch. Der war gestern und weil die Polen so wahnsinnig gut vorgelegt hatten, mussten wir uns richtig ins Zeug legen. Es war viel Arbeit, ist dafür aber auch sehr gut geworden! Wir hatten Schultüten für 30 Leute gebastelt, weil es die Tradition in Polen scheinbar nicht gibt. Die wurden beim Frühstück verteilt, zusammen mit Brezeln und gekochtem Ei, eine willkommene Abwechslung nach zwei Wochen Graubrot. Vormittags fand noch Unterricht statt, das letzte Mal - ich könnte auch einen ganzen Eintrag darüber schreiben, wie super meine Lehrerin und mein ganzer Kurs waren. Sie hat uns zu sich nach Breslau eingeladen und wir sind fest entschlossen, dem nachzukommen.
Um 11.11 stürmten wir den Deutschunterricht der anderen mit Tröten und Bonbons und kündeten die Karnevalsparty am Abend an. Nachmittags veranstalteten wir einen Kindergeburtstag, weil tatsächlich drei Mädchen aus dem deutschen Team Geburtstag hatten, darunter auch meine zukünftige Mitbewohnerin Johanna, bei 17 Teilnehmern eine ziemlich gute Quote. Dazu gab es klassische Kinderspiele, Luftballons und Kuchen, auch wenn niemand, wie in der Einladung geschrieben, Stoppersocken mitgebracht hatte. Danach folgte mein persönliches Highlight, der Tatort, weil ich ihn mitorganisiert hatte, was ein ganzes Stück Arbeit war. Die Polen sollten einen Mord aufklären und dazu Zeugen befragen. Die Mordwaffe war eine mit Ketchup präparierte Bierflasche und der Täter letztendlich die Nachbarin, was uns nach dem Brief irgendwie angemessen vorkam. Und es lief sogar besser als erwartet! Eine Gruppe konnte den Täter ermitteln, wobei zwischenzeitlich sogar einmal ich unter Verdacht stand, dabei habe ich gar nicht mitgespielt.
Abends gab es mal wieder eine Party, zu der es nicht sehr viel zu sagen gibt, außer dass ich nach nicht allzu langer Zeit mit meinen Kartenspielfreunden Anna-Lena und Miłosz in einen anderen Raum gezogen bin und, ratet mal, Karten gespielt habe. So viel zu typisch deutsch und typisch polnisch... Gerade sitze ich im Bus nach Dresden, die Stimmung ist ziemlich gedrückt. Ich freue mich, meine Eltern dort wiederzusehen, aber den Leuten, mit denen ich die letzten beiden Wochen verbracht habe, do widzenia zu sagen, wird mir auf jeden Fall schwerfallen. Bis nächste Woche in Bad Muskau!