Wer war eigentlich Tomáš Baťa?
Ein Bericht über den Mann, der Zlín zu dem machte, was es jetzt ist
Wenn man sich in der tschechischen Stadt Zlín umschaut, stechen einem zunächst die Backsteinhäuser im funktionalistischen Stil ins Auge, die sich kaum voneinander zu unterscheiden scheinen. Wenn man also auf der Suche nach vielfältiger Architektur ist, wird man in der südmährischen Kleinstadt kaum befriedigt werden. Doch was steckt hinter den Flachdachbauten?
Im Jahr 1894 gründete der Unternehmer Tomáš Baťa in Zlín eine Schuhfabrik, die ihm noch zu grossem Erfolg führen sollte. Während seine Firma zu immer mehr Erfolg aufstieg, begann er sich neben der Schuhproduktion anderen Dingen zu widmen. Unter anderem machte er es sich zur Aufgabe, die Lebenssituation seiner Arbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen zu verbessern. Dies setzte er auf beeindruckende Weise um:
Er kümmerte sich als Erstes durch die Errichtung von Kantinen und Lebensmittelläden um das leibliche Wohl seiner Mitarbeiter. Als zweiter grosser Punkt lag Baťa, der zeitweise sogar Bürgermeister von Zlín war, die kulturelle und schulische Bildung am Herzen. So förderte er Ausstellungen, Theateraufführungen und die Möglichkeit, Filme im Kino anzusehen, genauso wie er Bibliotheken bauen liess. Ausserdem liess er Schulen errichten und führte neue Schwerpunkte in der Bildungspolitik ein, wonach Schüler besonders in ihrem Selbst- und Verantwortungsbewusstsein gestärkt werden sollten, sodass -jeder von ihnen so gut unterrichtet sei, dass er nicht nur Schüler, sondern auch unser Lehrer sein könnte- so Baťa. Weiterhin lag ihm die Gesundheit aller Mitarbeiter am Herzen. So kam es, dass er nicht nur die Sozial- und Gesundheitsversicherungen ausbaute, sondern auch die fünf Tage Woche einführte und sogar ein Krankenhaus eröffnete, das bis heute besteht. Im Bereich der Verkehrsmittel liess er das Zugnetz ausbauen, aber konzipierte auch Fahrräder und sogar Flugzeuge, die in erster Linie zur Verbreitung von Werbung genutzt wurden. Doch nicht nur auf diese Weise warb er für seine Firma, sondern auch mithilfe von anderen Medien, wie Fernsehen, was damals noch ungewöhnlich war und in welcher Form er auch die Produktion von Kurzfilmen vorantrieb. Der letzte grosse Teil seines Engagements lag in der Freizeitgestaltung seiner Arbeiter. Neben den bereits erwähnten kulturellen Angeboten, gründete er auch Sportvereine und förderte das Familienleben durch den Bau der bis heute erhaltenen Häuser für alle seine Mitarbeiter.
Wenn man sich heute in der Stadt umsieht, findet man allerdings nicht nur, wie anfänglich erwähnt, all die Häuser vor, sondern auch die von ihm in der Stadt angelegten Parks, die zwischen den sonst sehr industriell wirkenden Gebäuden und Hochhäusern eine angenehme Atmosphäre schaffen. Ebenso prägend für das Stadtbild heute ist die nach ihm benannte Universität und das bekannte Hochhaus 21, das ein beliebter Ausflugspunkt ist, sowie das Schuhmuseum, das in anschaulicher Weise die Entwicklung der Stadt darstellt. So lässt sich feststellen, dass er der Stadt mit seiner Firma nicht nur einen wirtschaftlichen Aufschwung und etliche Arbeitsplätze einbrachte, sondern auch das Leben seiner Arbeiter in beinahe allen Teilen des öffentlichen Lebens bereicherte. Baťa Schuhe werden übrigens bis heute überall auf der Welt verkauft, allerdings hat die Firma ihren Hauptsitz inzwischen in der Schweiz.
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